Quadriga 2024: „Stresstest“ für die Landstreitkräfte
Quadriga 2024: „Stresstest“ für die Landstreitkräfte
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Rund 62.000 Soldatinnen und Soldaten dienen im Heer der Bundeswehr. Ein guter Teil von ihnen – etwa 13.000 Frauen und Männer – wird dieses Jahr zusammen mit den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern an der Übungsserie Quadriga 2024 in Deutschland und anderen europäischen Ländern teilnehmen. Der Heeresinspekteur, Generalleutnant Alfons Mais, weiß, was auf die Truppe zukommt.
Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen
Das Heer habe im letzten Jahr viel geleistet, lobt Generalleutnant Alfons Mais: „Es ging los mit der Evakuierungsoperation im Sudan im Frühjahr, wir haben das ganze Jahr ukrainische Soldaten ausgebildet, wir haben den Mali-Einsatz zu Ende gebracht, die Präsenz in Litauen verstärkt – und das alles unter doch sehr volatilen, unsicheren Rahmenbedingungen.“
Eine Verschnaufpause kann Heeres-Chef Mais seinen Untergebenen trotzdem nicht in Aussicht stellen. „Das Jahr 2024 wird mit Sicherheit für die Soldatinnen und Soldaten des Heeres nicht ruhiger werden als das Jahr 2023. Wir sind auf einem Weg hin zum Herstellen einer Kriegstüchtigkeit, einer Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung. Da haben wir wesentliche Wegmarken in 2024 zu absolvieren.“ Dazu gehörten die große Übungsserie Quadriga 2024, die Aufstellung der Division 2025 des Heeres und die Vorbereitungen für die Stationierung einer Bundeswehrbrigade in Litauen.
Übungen von Norwegen bis Rumänien
Mit der Übungsserie Quadriga 2024 trainieren die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten die Bündnisverteidigung und das Verlegen großer Truppenteile durch Europa, um für den Bündnisfall gewappnet zu sein. Quadriga 2024 ist der deutsche Beitrag zur NATONorth Atlantic Treaty Organization-Großübung „Steadfast Defender 2024“ mit insgesamt rund 90.000 beteiligten Soldatinnen und Soldaten.
„Wir haben uns in den letzten vier Jahren schrittweise dem Thema Landes- und Bündnisverteidigung weiter genähert: strukturell und in der Ausbildung“, sagt Mais zur „Nachgefragt“-Moderatorin, Frau Major Caroline Grosse. „Mit dem Übungscluster Quadriga versuchen wir jetzt, viele einzelne Übungen geografisch, zeitlich und in einem Szenario zusammenzufassen, um das ganze System auch einmal unter eine größere Last zu bringen. Also, um einen Stresstest zu machen.“
Die Bandbreite der Übungen reicht dabei von der Alarmierung von Truppenteilen und ihrer Vorbereitung auf den Einsatz, ihrer Verlegung in die Einsatzräume sowie um die Zusammenarbeit von Kampf- und Unterstützungstruppen. Konkret geht es um vier verschiedene Übungsphasen zwischen Januar und Juni.
„Diese vier Phasen sind alle miteinander verwoben in einem Szenario und werden bis zu 13.000 Soldatinnen und Soldaten binden“, sagt Mais. „Das ist eine riesige Übung für uns, und so etwas haben wir schon ganz lange nicht mehr gemacht.“
Beteiligt seien unter anderem die Division Schnelle Kräfte, die 1. Panzerdivision und die 10. Panzerdivision. Das Übungsgeschehen erstrecke sich von Nordnorwegen bis nach Rumänien und von Deutschland über Polen bis nach Litauen.
Hohes Interesse am Dienst in Litauen
Apropos Litauen: Die Streitkräfte werden im April ein Vorkommando ins Baltikum schicken, um die Pläne für die dauerhafte Stationierung einer Bundeswehrbrigade voranzutreiben. „Es ist eine extrem wichtige Aufgabe, die wir mit großer Ernsthaftigkeit angehen, weil wir wissen: Wir übernehmen da eine besondere Verantwortung“, sagt Mais. Es gebe keine Blaupause für die Stationierung eines Großverbandes mit 4.800 Soldatinnen und Soldaten, 200 Zivilisten und ihren Familien außerhalb Deutschlands.
Er spüre Aufbruchsstimmung in der Truppe und auch die Motivation, etwas Neues zu gestalten. „Es gibt ein extrem hohes Interesse“, sagt Mais. „Wir merken das an den Verbänden, die ja schon festgelegt sind, dass sie nach Litauen gehen: Dass es da auch einen hohen Prozentsatz gibt, die sich für eine Verwendung dort interessieren.“
Als die 20 Dienstposten für das Vorkommando besetzt worden seien, hätten sich über 100 Interessenten gemeldet, so der Heeresinspekteur. „Dieses positive Momentum, dieses Interesse, das wir überall spüren, das gilt es jetzt zu organisieren und dann aufzunehmen“, sagt Mais. „Denn, da muss man schon drauf hinweisen: Es ist noch ein Stück Weg, bis dann die Ersten da dauerhaft stationiert sind mit allen Rahmenbedingungen und neuer Infrastruktur.”