Nachgefragt

„Der Soldat muss ständig darum kämpfen, nicht zu unterkühlen“

„Der Soldat muss ständig darum kämpfen, nicht zu unterkühlen“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Die Kämpfe in der Ostukraine ebben auch in der kalten Jahreszeit nicht ab. Die Schlacht um den Donbass tobt, gleichzeitig sorgen die ukrainischen Streitkräfte mit verheerenden Angriffen hinter der russischen Front für Aufsehen. Oberstleutnant Dr. Simon Werner von den Gebirgsjägern erklärt in „Nachgefragt“, was im Winterkrieg zu beachten ist. 

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Oberstleutnant Werner ist Heeresbergführer und Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 231 der Bundeswehr. Im „Nachgefragt“-Gespräch mit Moderator Hauptmann Richard Manner spricht der Winterkrieg-Experte über den Kampf in Eis und Schnee.

Die besondere Herausforderung der Winterkriegsführung liege im Umgang mit der Witterung, sagt der Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 231. „Insbesondere Kälte, Nässe und Schnee führen dazu, dass der Soldat ständig darum kämpfen muss, trocken zu bleiben, nicht zu unterkühlen, nicht zu erfrieren“, so Oberstleutnant Simon Werner zu „Nachgefragt“-Moderator, Hauptmann Richard Manner. Im Winter gebe es nur wenige Stunden Tageslicht, Schnee und Eis würden die Bewegung im Gelände erschweren. „All dies hat Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft und die Kampfkraft des Soldaten und des Gerätes, aber auch auf die Mobilität.“

Die Gebirgsjäger der Bundeswehr sind auf den Kampf in schwierigem Gelände unter widrigen klimatischen Bedingungen spezialisiert. Die Soldatinnen und Soldaten werden gezielt trainiert, um bei Minusgraden in der freien Natur zurecht zu kommen. „Gebirgsjäger beginnen dort, wo andere aufhören“, sagt Werner. „Wenn ich im Winterkampf an der Front bin, dann muss ich mich gut organisieren. Ich muss in der Lage sein, dass Leben im Felde durchzuführen, also meine eigene Kampfkraft zu erhalten. Ich muss dafür sorgen, dass meine Soldaten täglich warme Verpflegung und warme Getränke haben.“ 

Kälte steigert Energiebedarf

In der Kälte steige der Energiebedarf eines Menschen enorm, daher müsse für ständigen Nachschub an warmer Nahrung gesorgt werden. Zudem müssten Soldatinnen und Soldaten sich zumindest zeitweise der Witterung entziehen können, um sich zu erholen. „Das gilt vor allem auch, wenn ich über Unterkünfte spreche. Dass ich hier die Möglichkeit habe, in warmen Unterkünften zu ruhen und hier auch meine Kleidung zu trocknen.“ Werde durchnässte Kleidung nicht gewechselt, drohten Erfrierungen und Unterkühlungen. Gerade letztere könnten im Feld lebensgefährlich werden. 

Ohnehin sei robuste und warme persönliche Ausrüstung für den Winterkampf von zentraler Bedeutung, so Werner. „Es geht um Wetterschutzbekleidung, Kältebekleidung. Also warme Pullover beispielsweise, aber auch Handschuhe, Mützen, Zelte, Schlafsäcke.“ Hunderttausende dieser Ausrüstungsgegenstände seien den ukrainischen Streitkräften im Rahmen eines Winterpakets durch Deutschland bereitgestellt worden. „All das wird die Einsatzbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte insbesondere im Winter steigern.“

Verteidiger im Vorteil

Schnee und Eis verändern auch die taktischen Optionen der Kriegsführung. „Ich habe einfach weniger Möglichkeiten, mich im Gelände zu bewegen. Manche Geländeabschnitte, insbesondere wenn ich hohe Schneemengen habe, kann ich gar nicht mehr befahren“, so der Oberstleutnant. 

Die verteidigende Seite könne dies zu ihren Gunsten nutzen. „Der Angreifer wird zunehmend kanalisiert auf bestimmte Wege, auf bestimmte Geländeabschnitte. Das weiß der Verteidiger natürlich und kann sich entsprechend auf genau diese Geländeabschnitte fokussieren.“

Während die angreifende Seite in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt werde und deshalb Geschwindigkeitseinbußen in Kauf nehmen müsse, könnten sich die Verteidigenden in ihren Stellungen einrichten, ihre Versorgungswege ausbauen und ihre Einsatzbereitschaft hochhalten. 

von Timo Kather

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