Nachgefragt

„Gemeinsam mit Bündnispartnern sehr gut aufgestellt“

„Gemeinsam mit Bündnispartnern sehr gut aufgestellt“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Deutschland ist in das integrierte Luftverteidigungssystem der NATONorth Atlantic Treaty Organization eingebunden. Die Fähigkeiten der Bundeswehr böten zusammen mit jenen der Bündnispartner ausreichend Schutz vor Angriffen aus der Luft, sagt Oberstleutnant Miladin Dujovic. Es gebe aber auch Nachholbedarf, so der Experte für bodengebundene Luftverteidigung.

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Oberstleutnant im Generalstabsdienst Miladin Dujovic ist Experte für die bodengebundenen Luftverteidigungssysteme der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderatorin Lara Weyland spricht er über den Schutz, den PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target & Co. vor Luftangriffen bieten.

Der Ukrainekrieg habe noch einmal gezeigt, wie wichtig Flugabwehr für den Schutz eines Landes sei, so Oberstleutnant Dujovic. Auch deshalb treibe Deutschland seit August die „European Sky Shield Initiative“ voran, um die bodengebundene Luftverteidigung der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Europa zu stärken. „Vor diesem Hintergrund sollen vorhandene System modernisiert werden, dabei durchgängig die größtmögliche Interoperabilität angestrebt werden und zugleich auch nachhaltige Strukturen geschaffen werden“, so der Luftwaffenoffizier zu „Nachgefragt“-Moderatorin Oberleutnant Lara Weyland.

IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled-System in der Ukraine erfolgreich

Deutschland hatte der Ukraine unter anderem das neue bodengestützte IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled-System zur Verfügung gestellt, um sich gegen Russland zur Wehr zu setzen. „Bereits in den ersten Tagen des Einsatzes des Systems IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled-SLM konnte das System sowohl Marschflugkörper als auch Drohnen abwehren“, sagt Dujovic. Deutschland trage so zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung, zum Erhalt kritischer Infrastruktur und damit auch zur Wahrung der staatlichen Integrität des Landes bei.

Das bodengebundene IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled-System ist ähnlich wie das PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-System der Bundeswehr modular aufgebaut: Mit einem Radar, einem Startgerät für bis zu acht Flugabwehrraketen und einem Gefechtsstand, der das Feuer koordiniert. Das IRIS-TInfra-Red Imaging System–Tail/Thrust Vector-Controlled-System werde laut Dujovic vorrangig zur Bekämpfung von Flugzeugen und großen Drohnen auf mittlere Distanzen von bis zu 40 Kilometern eingesetzt, das PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-System hingegen zur Bekämpfung von Flugkörpern auf große Distanzen von 50 Kilometern und mehr. Beide Systeme würden sich also ergänzen.

Umfassender Schutz durch sich ergänzende Systeme

Es gebe kein einzelnes Luftabwehrsystem, dass jedwede Bedrohung aus der Luft bekämpfen könne, so Dujovic. Die Luftverteidigung werde deshalb aus verschiedenen Waffensystemen aufgebaut, die jeweils eine eigene „Abfangschicht“ schützen würden. „Das sind Entfernungs- und Höhenbänder, in denen die jeweiligen Systeme wirken“, sagt Dujovic. Entscheidend sei, dass sich die Abfangschichten überlappen und die verwendeten Systeme gegenseitig ergänzen würden. „Einen umfassenden Flugabwehrschutz habe ich dann, wenn ich in allen Abfangschichten jeweils ein System habe.“

So setzt die Bundeswehr auf kurze Entfernungen von bis zu 15 Kilometern auf den Waffenträger Ozelot und Stinger-Flugabwehrraketen, um ihre Truppen vor Luftangriffen zu schützen. Feldlager werden vom Mantis-System geschützt, das Raketen sowie Artillerie- und Mörsergeschosse auf kurze Distanz mit seinen Schnellfeuerkanonen vom Himmel holt. Auf mittlere und große Entfernungen wird das PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-System genutzt, das Flugzeuge und Flugkörper mit einer Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern abwehren kann.

Luftverteidigung ist Gemeinschaftssache

In der Flugabwehr operiere die Bundeswehr bereits seit 1960 „durchgängig und ausschließlich“ im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbund, so der Oberstleutnant. „Rückgrat Deutschlands in der bodengebundenen Luftverteidigung ist das Waffensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target, eines der modernsten westlichen Waffensysteme in seiner Klasse.“ Die von der Bundeswehr genutzten Systeme seien technisch auf dem neuesten Stand und würden in den nächsten Jahren weiter modernisiert.

Hinzu kämen Frühwarnsysteme sowie Kampfflugzeuge, die ebenfalls zur Luftverteidigung beitrügen. „Die Bundeswehr verfügt über ausreichend Flugabwehrschutz in den jeweiligen Abfangschichten und setzt diese gemeinsam mit den Bündnispartnern im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization-integrierten Luftverteidigung ein“, so Dujovic. „Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern sind wir hier sehr gut aufgestellt.“

Schutzlücke bei Angriffen aus extremer Distanz

Da der Fokus der Bundeswehr in den letzten Jahrzehnten aber auf dem internationalen Konfliktmanagement gelegen habe, bestehe für die Landes- und Bündnisverteidigung dennoch Nachholbedarf, räumt Dujovic ein. „Dies gilt auch für den Schutz vor Angriffen aus der Luft.“

Für den Nah- und Nächstbereichsschutz würden geeignete Systeme bereits beschafft, anders sehe es beim Schutz vor Waffen aus, die aus extremen Entfernungen abgefeuert würden. „Eine Fähigkeitslücke beim umfassenden Schutz Deutschlands besteht bei der Abwehr von weitreichenden Flugkörpern. Hier ist meiner Meinung nach Eile geboten, da einzelne Akteure - unter anderem Russland – eben über genau diese Waffen verfügen.“ Deutschland müsse schneller als geplant ein System beschaffen, das diese Flugkörper abwehren könne, so der Luftwaffen-Experte.

von Timo Kather

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