„Gefecht verbundener Waffen essenziell für Angriffserfolg“
„Gefecht verbundener Waffen essenziell für Angriffserfolg“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Offensive der ukrainischen Streitkräfte gegen die Invasoren aus Russland kommt nur schleppend voran: Die Ukrainer treffen bei ihrem Vormarsch auf Minenfelder und gut ausgebaute Stellungen der russischen Armee. Wie können diese komplexen Verteidigungssysteme von den angreifenden Soldatinnen und Soldaten überwunden werden?
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Eine Sperre diene dazu, die Bewegungsfreiheit von gegnerischen Truppen und Fahrzeugen einzuschränken, sagt Oberstleutnant Daniel Spieß von den Panzerpionieren der Bundeswehr. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes am Dnipro-Fluss habe man gesehen, „dass das Sprengen des Dammes dazu geführt hat, das riesige Wassermassen aus dem großen Sperrbecken ausgelaufen sind und das ehemals sehr schmale Flussbett auf eine Breite von einem Kilometer und mehr haben anschwellen lassen.“ Das Überwinden des Hindernisses sei für ukrainische Truppen damit „quasi unmöglich“ geworden.
Beim Militär werde zwischen Minensperren, Bausperren und Sprengsperren unterschieden, so der Kommandeur des Panzerpionierbataillons 701 der Bundeswehr. Seine Soldatinnen und Soldaten sind darauf spezialisiert, diese Sperren anzulegen und zu räumen. „Zum einen legen wir sie an für den Kampf mit Sperren, also wenn wir mit eigenen Sperren kämpfen wollen“, so Spieß zum „Nachgefragt“-Moderator Major David Zeidler. „Und zum anderen öffnen wir sie – wenn es erforderlich ist – für den Kampf um Sperren: Das heißt, für das Fördern der Bewegung eigener Kräfte.“
Pioniere schaffen Minengassen
Die ukrainische Gegenoffensive zur Rückeroberung der besetzten Landesteile wird insbesondere dadurch verlangsamt, dass die ukrainischen Truppen sich durch ein Netz aus russischen Minensperren und Verteidigungsstellungen kämpfen müssen. Diese seien „komplex und vielfältig“, so Oberstleutnant Spieß. Die Russen würden sowohl Antipanzer- als auch Antipersonenminen sowie Richtminen für den Flankenschutz verwenden. In Kombination führe dies dazu, „dass der ukrainische Angriffsschwung an der Stelle erst mal gestoppt beziehungsweise wesentlich verlangsamt wird“. Anschließend könne „russische Artillerie aus der Tiefe hinter den Stellungen auf den dort gestauten Feind wirken.“
Um eine Sperre zu überwinden, müssten zunächst ihre Lage, ihr Ausmaß und ihre Art aufgeklärt werden, so Spieß. Erst dann könnten Pioniertruppen ihre Arbeit erledigen: „Nämlich das Schaffen einer Minengasse oder eines Minenpfades: Das heißt, eines begrenzten Abschnittes in dieser Sperre.“
Dafür gebe es verschiedene Methoden. Seien Minen offen verlegt, könnten sie durch Beschuss vernichtet oder mittels einer Hakenleine geborgen werden. Seien sie versteckt, müssten sie in einem aufwendigen und zeitintensiven Verfahren aufgespürt werden: etwa mit Minensuchgeräten. Eine dritte Methode sei der Einsatz schweren Gerätes, um eine Schneise durch die Sperre zu schlagen: „Mit Minenräumpanzern oder mit sogenannten Minenräumleitern im Sprengverfahren oder auch durch die Artillerietruppe.“
Schutz durch andere Truppengattungen notwendig
Auch beim Minenräumen gilt: „Das sogenannte Gefecht der verbundenen Waffen ist essenziell für den Angriffserfolg.“ Während beispielsweise ein Minenräumpanzer eine Gasse durch ein Minenfeld anlege, sei er auf den Schutz anderer Einheiten angewiesen, so Spieß. Gegnerische Drohnen müssten von der eigenen Flugabwehr bekämpft, die Truppen in den gegnerischen Stellungen niedergehalten werden.
So könne den Pionieren die nötige Zeit verschafft werden, um eine Gasse durch das Minenfeld anzulegen. Aber selbst wenn das Minenfeld überwunden sei, warte noch der schwierigste Teil des Angriffes auf die Infanterie, so der Pionieroffizier: „Das ist die Stellungstruppe in den Schützengraben: sowohl gepanzert, als auch abgesessen.“