Nachgefragt

„Für die Ukrainer ist klar: Ausbildung ist überlebenswichtig“

„Für die Ukrainer ist klar: Ausbildung ist überlebenswichtig“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Die Ausbildungsmission EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine für die Ukraine nimmt Fahrt auf. Mehrere tausend Ukrainer werden auf den Kampfeinsatz gegen Russland vorbereitet – unter anderem durch Trainings an westlichen Waffensystemen. Oberst Heiko Diehl verantwortet die Ausbildung in Deutschland. Er schildert in „Nachgefragt“, wie der Ukraine geholfen wird. 

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Europa unterstützt den Kampf der Ukraine auch durch die Ausbildung von Truppen. Oberst im Generalstabsdienst Heiko Diehl organisiert das Training in Deutschland. Mit Hauptmann Michael Vossfeldt von „Nachgefragt“ spricht er über die Inhalte.

„Insgesamt werden wir im Rahmen unserer europäischen Ausbildungsmission bis zu 30.000 Soldaten in den nächsten zwei Jahren ausbilden“, kündigt Oberst Heiko Diehl an. Das Spektrum der Auszubildenden reiche von unerfahrenen Rekruten bis hin zu kampferprobten Veteranen, so Diehl zu Hauptmann Michael Vossfeldt, dem „Nachgefragt“-Moderator.

Als Chef des Stabes im Special Training Command UA organisiert der Oberst die Ausbildung der Truppen aus der Ukraine in Deutschland. Auch verbündete Nationen können die Liegenschaften und Übungsplätze der Bundeswehr hierfür nutzen. „Wir sind andockfähig, offen für andere Partnernationen aus der EUEuropäische Union oder andere Partner, die mit uns in Deutschland ausbilden wollen.“ 18 Länder beteiligen sich derzeit an der EUEuropäische Union-Mission EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine, so der Oberst. Neun davon wollen in Deutschland ausbilden. 

Einsatznahes Training an Waffensystemen der Bundeswehr

Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt derzeit vor allem auf den Waffensystemen, die Deutschland der Ukraine zur Verfügung gestellt hat: Zum Beispiel dem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Flugabwehrsystem und der Panzerhaubitze 2000, nun aber auch auf dem Schützenpanzer Marder und dem Kampfpanzer Leopard

In durchschnittlich sechs Wochen lernen die Panzerbesatzungen alles Notwendige für den Einsatz der Panzer. „Das eine ist das klassische Handwerk an dem Fahrzeug, mit dem Waffensystem – dass ich es beherrsche und im Gefecht auch einsetzen kann. Das andere ist das Zusammenwirken“, sagt Diehl. Im Gefecht verbundener Waffen kämen Kampf- und Schützenpanzer sowie Artillerie gemeinsam zum Einsatz. Auch Instandsetzungstrupps zur Wartung der Panzer würden ausgebildet. 

Die Ausbilder vermitteln vor allem Kenntnisse, die auf dem Gefechtsfeld gebraucht werden. „Wir fokussieren uns hauptsächlich auf das Schießen und Treffen“, sagt Diehl zum Beispiel über die Ausbildung am Kampfpanzer Leopard. Der Leopard sei überlegen, wenn er Schnelligkeit, Feuerkraft und Präzision zur Wirkung bringen könne. „Deshalb kommt es darauf an, dass das Zusammenspiel auf dem Kampfpanzer trainiert wird.“ 

Auch bereite die Bundeswehr Gruppenführer der ukrainischen Streitkräfte darauf vor, ihre Soldatinnen und Soldaten in die Schlacht zu führen. „Da wollen wir ihm beibringen, wie er diese Gruppe erstmal ausbilden kann, aber auch, wie er sie im Gefecht führen kann. Wie er mit den Soldaten richtig umgeht im Sinne der Menschenführung, wie er auch belastete Soldaten erkennt.“ Zudem würden Gefechtsstandausbildungen für das Führungspersonal eines Bataillons oder sogar einer Brigade angeboten, damit dieses die verschiedenen Waffensysteme im Kampf gemeinsam zur Geltung bringen könne.

Alle Beteiligten wissen, was auf dem Spiel steht

Die Motivation der ukrainischen Soldatinnen und Soldaten sei sehr hoch, so Oberst Diehl. „Für die Ukrainer ist klar: Ausbildung ist lebenswichtig, sogar überlebenswichtig.“ Jede freie Sekunde werde genutzt, um militärisches Fachwissen aufzusaugen – und das trotz Sprachbarriere. „Die Sprache ist momentan unsere größte Herausforderung“, sagt Diehl. „Die ukrainischen Soldaten sprechen überwiegend Ukrainisch beziehungsweise Russisch, unsere Soldaten Deutsch und Englisch.“ Man brauche mehr soldatische Sprachtalente, die als Übersetzer fungieren könnten. 

Die deutschen Ausbilderinnen und Ausbilder seien sich ihrer Verantwortung für die ukrainischen Truppen bewusst, sagt Diehl. „Sie wissen: Nach dieser Ausbildung kommt der scharfe Einsatz für diejenigen, die sie ausbilden. Wenn man sieht, wie hochmotiviert sie Tag für Tag das Wissen weitergeben und helfen, die Ukrainer auf ein neues Level zu bringen und ihren Auftrag zu erfüllen: Das ist beeindruckend.“ 

von Timo Kather

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