„Das ganz breite Themenspektrum der modernen Sicherheitspolitik“
„Das ganz breite Themenspektrum der modernen Sicherheitspolitik“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Jedes Jahr treffen sich Politikerinnen und Politiker, zivile Fachleute und Spitzenmilitärs in München zur Sicherheitskonferenz – und das seit mehr als 60 Jahren. Prof. Dr. Tobias Bunde ist „Director of Research and Policy“ bei der Münchner Sicherheitskonferenz und erklärt, was dieses Jahr auf der Agenda steht.
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Auch 2025 kommt das „Who's who“ der internationalen Sicherheitspolitik wieder nach München. Über 150 Ministerinnen und Minister, etwa 50 Staats- und Regierungschefs und 30 Vorsitzende von internationalen Organisationen werden erwartet. Denn vom 14. bis zum 16. Februar 2025 findet die 61. Münchner Sicherheitskonferenz statt. Ein Team von Fachleuten arbeitet seit Monaten an der Vorbereitung des Großevents. Einer von ihnen ist Professor Tobias Bunde, der die Konferenz inhaltlich vorbereitet. Im Interview bei „Nachgefragt“ erklärt der Politikwissenschaftler: „Von Anfang an war es die Idee, in einem kompakten Format Menschen zusammenzubringen, die ein Wochenende lang über Sicherheitspolitik debattieren. Da geht es oft heiß her.“
Was unterscheidet die MSCMunich Security Conference von anderen Sicherheitskonferenzen?
„In München treffen sie anders aufeinander,“ sagt Bunde. Es gebe dort kein großes Protokoll und man könne dort deutlich informeller ins Gespräch kommen. Die Teilnehmenden könnten sich beispielsweise ungezwungen bei einem Kaffee oder einem Bier zusammensetzen oder bei einer Runde Kicker ins Gespräch kommen, so Bunde. Er erklärt: „Es ist deutlich informeller als die üblichen Konferenzen.“
Das steht auf dem Programm
Die Münchner Sicherheitskonferenz gibt es schon seit über 60 Jahren, nämlich genau seit 1963, als sie in München von dem Verleger Ewald von Kleist gegründet wurde. Zu Anfang hätten sich vor allem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten über Themen wie nukleare Abschreckung und Verteidigung beraten. Über die Jahre hinweg sei die Konferenz aber immer prominenter geworden, so Bunde. „Heute kommen Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt.“ Zu den Themen der Konferenz würden unterschiedliche Konflikte, aber auch Themen wie Klimapolitik, Energiefragen, Fragen der Desinformationen, technische Fragen oder auch die Prävention von Pandemien gehören, erklärt der Sicherheitsexperte. „Also das ganz breite Themenspektrum der modernen Sicherheitspolitik.“
Bunde und sein Team veröffentlichen jedes Jahr den Munich Security Report. In diesem definieren sie die Leitthemen der Konferenz. Dieses Jahr wolle man darin auf die zukünftige Weltordnung schauen, erklärt der Politikwissenschaftler. Staaten wie etwa China oder Russland würden immer wieder als „potenzielle Pole einer sogenannten multipolaren Weltordnung“ genannt und „hätten durchaus sehr unterschiedliche Ausblicke, wie eine künftige internationale Ordnung denn aussehen soll“, so der Professor.
Spannung vor der Vance-Rede
Besonders interessant sei dieses Jahr die neue USUnited States-Regierung, sagt Bunde. „In diesem Jahr wird auch der neue Vizepräsident JD Vance nach München kommen und für die USUnited States-Regierung sprechen“, kündigt Bunde an. „Und da sind natürlich ganz viele Leute sehr gespannt, weil wir verschiedene Signale aus den USA in den vergangenen Wochen und Monaten gehört haben, wie denn eigentlich die Positionierung der Trump-Regierung zu wichtigen außen- und sicherheitspolitischen Fragen aussehen soll.“ So habe sich Donald Trump in vergangenen Jahren immer wieder sehr kritisch zur NATONorth Atlantic Treaty Organization geäußert. Trump habe das Gefühl, dass die Amerikaner „ein wenig über den Tisch gezogen werden, weil sie deutlich mehr bezahlen als viele andere Länder“, so Bunde.
Umso wichtiger sei es für die teilnehmenden europäischen Sicherheitsexperten, den Amerikanern zu zeigen, dass man sich mehr einbringen wolle. Das sei jetzt eine Aufgabe für alle in Europa, auch für die neue Bundesregierung im Hinblick auf den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gipfel in Den Haag Ende Juni. „Wenn das nicht passieren wird, sieht es für Europas Sicherheit sehr kritisch aus“, warnt Bunde.
Gemeinsam an Problemen arbeiten
Bunde beklagt, immer mehr Akteure würden vor allem an den eigenen kurzfristigen Vorteil denken und das große Ganze etwas aus dem Blick verlieren. „Das mündet in einer Abwärtsspirale, die dazu führt, dass am Ende alle schlechter dastehen.“ Er hofft, „dass auch die Konferenz in München einen Beitrag dazu leisten kann, dass wieder Akteure zusammenkommen und gemeinsam an Lösungen für diese Probleme arbeiten.“