Nachgefragt

In dem Ausmaß hat es so eine Übung noch nie gegeben“

In dem Ausmaß hat es so eine Übung noch nie gegeben“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Ab dem 12. Juni kann es eng und laut werden am Himmel über Deutschland: Zwei Wochen lang üben 25 Staaten mit 250 Flugzeugen und Hubschraubern verschiedene Luftoperationen. Generalleutnant Günter Katz vom Luftwaffentruppenkommando der Bundeswehr weiß, worauf sich Bürgerinnen und Bürger während der internationalen Großübung Air Defender 23 einstellen müssen. 

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Generalleutnant Günter Katz ist kommandierender General beim Luftwaffentruppenkommando der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Hauptmann Janet Watson spricht er über die Großübung für Luftstreitkräfte Air Defender 23.

„Wir üben während Air Defender 23 praktisch jede Einsatzart von Luftstreitkräften“, sagt Katz. Knapp zwei Wochen lang, vom 12. Juni bis 23. Juni, sind 250 Luftfahrzeuge aus 24 NATO-Staaten und dem NATO-Partner Schweden im Luftraum des Gastgeberlandes Deutschland im Einsatz. Gleichwohl handelt es sich bei Air Defender 23 nicht um eine NATO-Übung, sondern um eine multinationale Übung unter deutscher Führung.

Kritikerinnen und Kritiker hatten der NATO vorgeworfen, Russland mit der Großübung mitten in Europa provozieren zu wollen. Die Planungen für Air Defender 23 hätten allerdings schon vor rund fünf Jahren begonnen, hält Luftwaffengeneral Katz dem entgegen: „Die Entscheidung ist bereits 2018 getroffen worden und hat tatsächlich mit dem Russland-Ukraine-Krieg nichts zu tun.“ Aber natürlich wolle die NATO zeigen, dass sie verteidigungsfähig und abwehrbereit sei, so Katz gegenüber Nachgefragt-Moderatorin Frau Hauptmann Janet Watson. 

Schnelle Verlegung großer Luftverbände

Allein aus Deutschland nehmen mehr als 60 Flugzeuge und Hubschrauber an der Übung teil. „In dem Ausmaß hat es so eine Übung tatsächlich noch nie gegeben“, sagt Katz, der früher selbst als Kampfpilot diente. Die Besonderheit von Air Defender 23 sei, dass diesmal auch die Verlegung von großen Luftverbänden innerhalb kürzester Zeit geübt werde. „Wir werden mehr als 100 Flugzeuge aus Amerika haben, die über den Atlantik kommen, die wir aufnehmen werden, die wir logistisch versorgen werden und die dann entsprechend in die Übung eingebettet werden.“ 

Belastungen für die zivile Luftfahrt und für die Bevölkerung sollen so weit wie möglich vermieden werden, so der Generalleutnant. Schließlich fällt die Übung in den Beginn der Ferienzeit. „Wir haben seit Monaten ganz eng mit der deutschen Flugsicherung, mit Eurocontrol und allen Partnern zusammengesessen. Wir haben aktiv kommuniziert, was wir vorhaben, und gemeinsam überlegt, wie wir die Einschränkungen für die Bevölkerung reduzieren können“, erklärt Katz.

Geübt wird in drei Lufträumen über Deutschland: Der eine zieht sich von der Ostseeküste hinunter durch Ostdeutschland, ein zweiter verläuft von Bayern bis nach Rheinland-Pfalz. „Und der größte Luftraum, den wir blockiert haben, erstreckt sich von Niedersachsen aus in die Nordsee herein bis hin in den holländischen Luftraum.“ Geflogen werde aber nur jeweils in einem der drei Lufträume, damit die zivile Luftfahrt nicht über Gebühr durch die Großübung beeinträchtigt werde. 

Sicherheit geht vor

Vorübergehend sei dennoch mit Luftraumsperrungen zu rechnen. „Wir möchten vermeiden, dass in diesen Luftkampf, der auch sehr dynamisch ist, zivile Maschinen einfliegen, um eben auch größtmögliche Sicherheit für die zivile Luftfahrt zu gewährleisten“, sagt Katz. „Wir tun wirklich alles, was möglich ist, um Unfälle zu vermeiden.“

Bei der Festlegung der Übungsräume sei großer Wert darauf gelegt worden, dass die Luftkampfmanöver hauptsächlich über wenig besiedelten Gebieten stattfinden, so der Generalleutnant. Dennoch könne er nicht ausschließen, dass auch dichter besiedelte Regionen überflogen würden. „Es wird auch Tiefflüge geben. Wobei ich dazu sagen muss: Es gelten die gleichen Regeln, wie sie heute auch schon gelten. Es gibt keine extra Höhenbänder für Air Defender.“ 

Kampfflugzeuge würden während Air Defender 23 genau wie im regulären Flugbetrieb der Streitkräfte eine Mindesthöhe von 330 Metern einhalten, verspricht Katz. „Ich denke, dass für die Bevölkerung keine weitere Einschränkung oder ein deutlicher Unterschied zum heutigen Flugbetrieb sichtbar wird.“ 

von Timo Kather

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