Nachgefragt

Warum Hygiene wichtig für die Kampfkraft ist

Warum Hygiene wichtig für die Kampfkraft ist

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Der Beschuss durch den Feind ist nur eine von vielen Gefahren für die Soldatinnen und Soldaten an der Front in der Ukraine. Schmutz, Ungeziefer und fehlende Sanitäreinrichtungen begünstigen die Verbreitung von Keimen und Krankheiten. Wie dennoch ein Minimum an Hygiene gewährleistet werden kann, weiß Frau Oberfeldarzt Dr. Svenja Liebler.

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Die Bundeswehrärztin spricht mit „Nachgefragt“-Moderator, Hauptmann Hannes Lembke, über die Bedeutung der Hygiene für die Einsatzbereitschaft von Soldatinnen und Soldaten, Frontkrankheiten und ihre medizinische Behandlung.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Soldatinnen und Soldaten an der Front unter extrem einfachen Bedingungen behelfsmäßig leben. Einen schlechten Schutz vor Hitze und Kälte und auch vor Nässe und vor Feuchtigkeit haben“, sagt Svenja Liebler. Sie ist im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr für die Hygiene in den Liegenschaften der Bundeswehr zuständig – sowohl für die medizinischen Einrichtungen und Kasernen im Inland als auch für die Feldlager im Auslandseinsatz.

Infektionsherd Schützengraben

Die Soldatinnen und Soldaten an der Front müssten unter beengten Bedingungen leben und kämpfen. „Im Schützengraben oder in der Unterkunft: Dass sich unter solchen Bedingungen Infektionskrankheiten leicht ausbreiten können, ist relativ eingänglich“, so Liebler. In den Gräben sammle sich das Wasser, Kleidung und Ausrüstung könnten kaum getrocknet werden. Auch einen Platz für die Notdurft zu finden, sei ein Problem. „Durchfallerkrankungen spielen in diesem Kontext eine ganz große Rolle.“ 

Viele dieser Erkrankungen ließen sich durch Impfungen vermeiden, so Liebler. „Aber auch die Lebensmittelhygiene spielt eine wesentliche Rolle.“ Die Bundeswehr gebe deshalb sogenannte EPAs an ihre Soldatinnen und Soldaten aus: abgepackte Tagesrationen für eine Person, unter hygienischen Bedingungen hergestellt. „Das führt dazu, dass die Soldatinnen und Soldaten sich zumindest über das Essen – eine gute Handhygiene vorausgesetzt – nicht mit zusätzlichen Krankheitserregern anstecken.“

Auch Atemwegserkrankungen wie die Grippe und Lungenentzündungen seien eine Gefahr für Soldatinnen und Soldaten an der Front. „Man sieht aber auch so etwas wie Flecktyphus, also so eine Art Schützengrabenfieber, was über Läuse, über Parasiten verbreitet werden kann.“

Ukraine: 50 Prozent der Ausfälle durch Krankheit

In den Kriegen der Vergangenheit seien Erkrankungen für vier Fünftel der Ausfälle unter den Kämpfenden verantwortlich gewesen, so Liebler – durch direkte Kriegsverletzungen seien nur 20 Prozent der Soldatinnen und Soldaten ausgefallen. „Im Gegensatz dazu sehen wir im Krieg in der Ukraine, dass der Anteil von kriegsbedingten Verletzungen bei fast 50 Prozent liegt und Erkrankungen dagegen auch nur einen Anteil von gut 50 Prozent ausmachen.“ Dies sei zum einen auf Impfungen und verbesserte Hygienemaßnahmen, zum anderen auch auf die moderne Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten zurückzuführen.

Insgesamt sei der Anteil der Ausfälle durch Erkrankungen aber immer noch sehr hoch, so Liebler. „Man muss die Soldatinnen und Soldaten für das Thema sensibilisieren. Man muss ihnen klar machen, wie wichtig eine gute Hygiene ist“, empfiehlt sie. Vor dem Essen müssten die Hände gewaschen werden, um die Nahrung nicht zu kontaminieren. Auch müsste die Kleidung so trocken und sauber wie möglich gehalten werden. „Ansonsten könnten sich zum Beispiel Läuse oder Krätze ausbreiten, was wiederum weitere Infektionserkrankungen nach sich ziehen könnte.“ 

von Timo Kather

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