Nachgefragt

Krise, Krieg und Konflikte

Bürger fragen, Führungskräfte aus Bundeswehr und Verteidigungsministerium antworten: Das ist die Idee von „Nachgefragt“. Die Reihe wurde mit Beginn des Ukrainekrieges gestartet. Alle zwei Wochen gibt es eine neue Folge mit wechselnden Gästen. Sie vermitteln sicherheitspolitische Informationen aus erster Hand.

Zwei Soldaten stehen an einem Tisch vor einem Monitor während eines Interviews

„Es wird immer schwieriger, sich vor den Optiken zu verstecken“

Soldatinnen und Soldaten unternehmen viel, um vom Gegner nicht entdeckt zu werden. Der Umgang mit Tarnschminke und Laubwerk wird schon in der Grundausbildung vermittelt. Moderne Aufklärungstechnik stellt diese und andere bewährten Methoden zwar infrage – überflüssig seien sie aber noch längst nicht, sagt ein Tarn-Experte der Bundeswehr.

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Hauptmann Jan Halama ist Heeresaufklärer und leitet den Technologiestützpunkt Tarnen und Täuschen der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderator Hauptmann Jan Czarnitzki spricht er darüber, wie der Gegner auf dem Schlachtfeld in die Irre geführt wird.

Wer vom Gegner nicht gefunden wird, kann auch nicht bekämpft werden. Angehenden Soldatinnen und Soldaten wird deshalb beigebracht, sich im Feld vor dem Gegner zu verbergen – und die Bundeswehr macht da keine Ausnahme. „Grundsätzlich wird jeder Soldat im Tarnen ausgebildet“, sagt Hauptmann Jan Halama von der Heeresaufklärungsschule der Bundeswehr zu „Nachgefragt“-Moderator Hauptmann Jan Czarnitzki.

Zum einen gehe es darum, sich selbst zu tarnen, zum anderen auch darum, Waffen und Ausrüstung vor Entdeckung zu schützen. „Zum Beispiel die Waffe, die kann man anmalen mit bestimmten Tarnfarben, sodass die dann halt nicht schwarz ist, sondern die Konturen mit der Farbe verwischt werden“, sagt Halama. Gleiches gelte für den Gefechtshelm: Dieser werde mit Gräsern oder Blättern aus der Umgebung getarnt, um in der Natur nicht aufzufallen.

Wer nicht tarnt, riskiert sein Leben

Der Hauptmann leitet den Technologiestützpunkt Tarnen und Täuschen der Bundeswehr in Storkow. Er bildet Soldatinnen und Soldaten in der Kunst des Tarnens aus. Jede und jeder sei für die eigene Tarnung selbst verantwortlich, so der Offizier. Wer wider besseren Wissens auf Tarnung verzichte, riskiere nicht nur die eigene Gesundheit: „Wenn ich mit einer Gruppe Soldaten im Gelände oder im Gefecht bin und einer tarnt nicht sein Gesicht oder nicht seinen Helm, dann gefährdet er sein Leben und vor allem das Leben seiner Kameraden“, stellt der Ausbilder fest. „Weil dann die Gefahr sehr groß ist, dass dieser eine Soldat entdeckt wird und somit die ganze Gruppe aufgeklärt wird.“

Die Tarnung von Fahrzeugen sei hingegen eine Aufgabe für die gesamte Besatzung, so der Hauptmann. „Da reden wir entweder von Tarnnetzen, mit denen die Fahrzeuge getarnt werden können, oder auch da wieder über Bewuchs, den wir im Wald vor Ort finden, in dem wir unterwegs sind.“ Zudem würden die Spuren der Fahrzeuge verwischt oder falsche Fahrspuren angelegt, um eine Entdeckung zu erschweren.

Neben der visuellen Tarnung müsse im Feld auch auf die sogenannte Geräuschtarnung geachtet werden, führt Halama weiter aus. „Jeder Soldat muss gucken, dass seine Ausrüstung, die er bei sich trägt, so verpackt wird, dass ich – wenn ich mich im Gelände bewege – nicht herumklappere.“ Das gelte sowohl für einzelne Schützen als auch für ganze Fahrzeuge, so der Offizier. Zudem sei im Gelände eine verhaltene Fahrweise angesagt, um dem Gegner nicht versehentlich zum Beispiel durch Motorenlärm den eigenen Standort zu verraten.

Drohnen als Gefahr

Der massive Einsatz von Aufklärungs- und Angriffsdrohnen im Krieg in der Ukraine beschäftigt auch den Tarn-Experten Halama. „Wo unser Augenmerk mehr hingehen muss, ist auf die Bedrohung aus der Luft“, stellt er dazu fest. „In Zukunft muss der Fokus der Ausbildung eher daraufgelegt werden, dass der Blick wieder mehr nach oben geht, dass wir die Drohnen auch frühzeitig sehen.“ Auch Infrastruktur und Fahrzeuge müssten besser vor Entdeckung aus der Luft geschützt werden.

Denn der technische Fortschritt erleichtere der Aufklärung die Arbeit, so Halama. „Die Optiken werden immer besser, und es wird immer schwieriger, sich vor diesen Optiken zu verstecken.“ Ausbildung und Gegenmaßnahmen müssten dieser Entwicklung angepasst werden – denn Tarnen und Täuschen sei auch auf modernen Gefechtsfeldern weiter überlebenswichtig, so Halama. „Ich versuche ja trotzdem, es dem Feind schwieriger zu machen, mich im Gelände zu finden.“ Ansonsten habe der Gegner leichtes Spiel, gibt der Hauptmann zu bedenken. „Es bringt also schon noch was, sich weiterhin vor der feindlichen Aufklärung und vor dem Entdecken zu schützen.“

von Timo Kather

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