Angriff und Verteidigung, Sicherung und Aufklärung – die Ausbildung der Infanterie
Angriff und Verteidigung, Sicherung und Aufklärung – die Ausbildung der Infanterie
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wenn es hart auf hart kommt, ist die Infanterie gefragt. Die Bodentruppen kämpfen in Umgebungen, die für Gefechtsfahrzeuge zu eng oder zu gefährlich sind: in Dörfern und Städten, in Wäldern und Schützengräben. Welche Waffen sie einsetzen und wie sie auf ihre Aufgaben vorbereitet werden, erklärt ein Ausbilder von der Infanterieschule der Bundeswehr.
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„Die Infanterie ist führend im abgesessenen Kampf“, sagt Hauptmann Michael Rützel über die Bodentruppen der Streitkräfte. Sie sei hauptsächlich beim Heer verortet, wobei zwischen Jägern, Gebirgsjägern und Fallschirmjägern unterschieden werde. Aber auch die anderen Teilstreitkräfte der Bundeswehr setzen Infanterie ein, so der Leiter der Ausbildungsanlage für den Orts- und Waldkampf an der Infanterieschule der Bundeswehr: Bei der Luftwaffe seien dies die Objektschutzkräfte, bei der Marine das Seebataillon.
Rützel bildet in Hammelburg das künftige infanteristische Führungspersonal der Bundeswehr aus. „Dort werden alle Aspekte des infanteristischen Kampfes abgebildet: Hauptsächlich der Orts- und Häuserkampf, aber auch der Waldkampf werden sehr intensiv beübt“, berichtet er Frau Hauptmann Maria Schönemann, der Moderatorin von „Nachgefragt“. Trainiert werde Angriff und Verteidigung, Sicherung und Aufklärung – und alles in gleicher Gewichtung. „Alle diese Aspekte fließen in die Ausbildung ein“, so Rützel.
Drill für das Gefecht
„In der Bundeswehr bilden wir aus nach dem Grundsatz ,Übe, wie du kämpfst‘“, sagt der Heeresoffizier, also möglichst realitätsnah. Dafür gebe es an der Infanterieschule mehrere besondere Trainingsanlagen: Für den Orts- und Häuserkampf das verlassene, aber ansonsten intakte Dorf „Bonnland“, für den Kampf in Wäldern und Grabensystemen den sogenannten „Müllerschlag“. „Nur wenn ich so ausbilde, gewährleiste ich auch, dass jeder Soldat funktionieren kann“, sagt Rützel.
Der Schwerpunkt der Ausbildung liege auf dem drillmäßigen Üben, also dem ständigen Wiederholen von Abläufen, um sie vollständig zu verinnerlichen. „Jeder kennt das vom Autofahren: Das Schalten, Kuppeln und Bremsen passiert unterbewusst. Das heißt, ich habe den Kopf frei für die wesentlichen Dinge – und so ist das auch bei der Ausbildung des zukünftigen Führungspersonals“, so der Hauptmann. Im Gefecht könnten dadurch wichtige Entscheidungen weitgehend unabhängig von der Gefahrensituation getroffen werden.
Das Übungsdorf „Bonnland“ biete zudem die Möglichkeit, je nach Ausbildungsszenario sämtliche Waffen und Kampfmittel der Infanterie einzusetzen, so der Leiter der Anlage. „Der Infanteriezug hat den modernen Waffenmix. Das ist ein Portfolio aus unterschiedlichsten Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen“, erklärt er. Die Pistole P8 werde im Nahkampf eingesetzt, das Sturmgewehr G36 für präzise Einzelschüsse. Maschinengewehre MG4 und MG5 dienten zur Bekämpfung von Flächenzielen, präzisiert Rützel. Panzerfäuste, Splitterhandgranaten, Sprengstoff und Granatmaschinenwaffen – also automatische Granatenwerfer – komplettieren das Arsenal der Infanterie.
Kleinstdrohnen als Herausforderung
Um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, wird die Ausbildung an der Infanterieschule der Bundeswehr auch an technische Innovationen angepasst, die im Krieg in der Ukraine zu einem wichtigen Faktor der Kriegsführung geworden sind. „Was man da sieht, ist die Bedrohung aus der Luft durch bewaffnete Kleinstdrohnen, die nur ganz schwer aufzuklären und auch zu bekämpfen sind“, sagt Rützel.
Die Bundeswehr beschäftige sich sehr intensiv mit der Thematik, so der Heeresoffizier. Man sei gerade dabei, Kleinstdrohnen in die Ausbildung zu integrieren, um die infanteristischen Führungskräfte auf die neue Herausforderung vorzubereiten. Denn hinsichtlich des Einsatzes und der Bedrohung durch Drohnen sei eines klar, so der erfahrene Ausbilder: „Das wird uns noch eine Weile beschäftigen.“