„Der beste Verteidiger seines Landes ist der Bürger selbst“
„Der beste Verteidiger seines Landes ist der Bürger selbst“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Aktuelle Konflikte zeigen, wie wichtig die Reserve für die Verteidigungsfähigkeit eines Landes ist. Bei der Bundeswehr stellt seit 2021 der Heimatschutz eine Möglichkeit dar, sich in der Reserve zu organisieren. Der Kommandeur des Heimatschutzregimentes 3, Oberst der Reserve Manfred Schreiber erklärt, welchen Beitrag Heimatschützer leisten.
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Landes- und Bündnisverteidigung sei spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 Schwerpunkt der Bundeswehr, sagt Oberst Schreiber gegenüber „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Hauptmann Beate Schöne. Heimatschutz und Reserve spielten dabei eine ganz entscheidende Rolle. Man könne hier jedoch nicht auf Konzepte aus dem Kalten Krieg zurückgreifen, denn im Gegensatz dazu habe sich die Aufgabe Deutschlands verändert. „Früher ist man davon ausgegangen, dass eine kriegerische Auseinandersetzung in Deutschland stattfinden wird. Das ist heute nicht mehr so“, erläutert der Kommandeur des Heimatschutzregimentes 3.
Dadurch, dass wir auch im Osten von Verbündeten umgeben seien, wäre im Bündnisfall Deutschland vor allem als sogenannte Drehscheibe relevant, betont Schreiber. Besonders Deutschlands Infrastruktur sei dabei wichtig: „weil wir mittendrin liegen. Wir haben viele Seehäfen, wir haben ein gutes Bahnnetz, wir haben viele Autobahnen, sodass die Truppenteile schnell in ihre Einsatzgebiete kommen würden.“ Deshalb habe sich auch die Rolle der Reserve und des Heimatschutzes geändert. In erster Linie stellten Heimatschützerinnen und Heimatschützer sicher, dass Kräfte schnell und sicher zu ihrem Einsatzort kämen und die Infrastruktur geschützt würde.
Um ein Beispiel der Aufgaben zu geben, die Heimatschützerinnen und Heimatschützer konkret erfüllten, berichtet Schreiber von der Übung National Guardian. Dabei konnte das erst im Oktober 2023 aufgestellte und von ihm geführte Heimatschutzregiment 3 bereits seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. „Unser Auftrag war es, kritische Infrastruktur zu schützen und Truppenteile – sei es Bundeswehr oder NATONorth Atlantic Treaty Organization-Angehörige – abzusichern, damit diese sich ausschließlich auf ihren Einsatz, ihre Einsatzvorbereitung konzentrieren können.“ Dabei sei auch die Zusammenarbeit mit Polizei, THWTechnisches Hilfswerk und dem Deutschen Roten Kreuz geübt worden. „Das hat hervorragend geklappt“, resümiert der Oberst.
Vereinbarkeit mit zivilem Beruf ist sichergestellt
Schreiber, der 800 Frauen und Männer führt, ist Kommandeur von einem der sechs Heimatschutzregimentern der Bundeswehr. Die Heimatschutzregimenter bestehen im Großteil aus Reservistinnen und Reservisten und zusätzlich Frauen und Männern, die sich im Zuge des Programms „Dein Jahr für Deutschland“ zum Heimatschutz gemeldet haben. Jeder von ihnen sei gemustert worden und werde militärisch und staatskundlich ausgebildet.
Um eine möglichst gute Vereinbarkeit mit zivilen Arbeitgebern sicherzustellen, finde ein Teil der Ausbildung online als Fernausbildung statt. „Da viele Menschen ihren Dienst im Heimatschutz neben ihrem Hauptberuf machen, passen wir uns dem an. Bedeutet: Wir können die Menschen nicht vier Wochen am Stück einberufen, sondern wir machen das in Modulen. Mal zehn Tage, mal sieben Tage“, erklärt Schreiber. So sei sichergestellt, dass Familien und Arbeitgeber „mitspielen“ würden.
Mit Blick in die Zukunft beschreibt Schreiber, wie er sich die Entwicklung des Heimatschutzes vorstelle. Neues Material sei dabei nicht das Wichtigste. „Wir brauchen meiner Meinung nach Menschen draußen in unserer Bevölkerung, die sagen ‚Ja, tu was für dein Land‘, ob in den Streitkräften, Behörden und Organisationen“, denn eine wehrhafte Demokratie lebe von der Einsatzbereitschaft ihrer Bürgerinnen und Bürger. „Insofern: Jeder kann etwas für seine Heimat tun. Jeder.“