Nachgefragt

„Alles wird mit allem vernetzt sein“

„Alles wird mit allem vernetzt sein“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Digitale Informationstechnik wird sowohl im Alltag als auch auf dem Gefechtsfeld immer wichtiger. Wer große Mengen an Informationen beschaffen, verarbeiten und nutzbar machen kann, hat den Vorteil auf seiner Seite. Wie insbesondere Künstliche Intelligenz den Krieg verändert, erklärt der Kommandeur des Zentrums Digitalisierung der Bundeswehr. 

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Brigadegeneral Michael Volkmer ist Kommandeur des Zentrums Digitalisierung der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Major Caroline Grosse spricht er unter anderem über den Einsatz Künstlicher Intelligenz auf dem Gefechtsfeld.

Die Digitalisierung des Gefechtsfeldes ist eine der großen Herausforderungen, vor der wir stehen“, sagt Brigadegeneral Michael Volkmer. Ob Panzer, Drohnen, Kampfflugzeuge oder Kriegsschiffe – künftig sollen alle Waffensysteme der Bundeswehr digital miteinander verbunden werden. „Wir werden jedes System zu einem vernetzten Knoten auf dem Gefechtsfeld machen“, verspricht der Kommandeur des Zentrums Digitalisierung der Bundeswehr. „Alles wird mit allem vernetzt sein.“

Noch gebe es bei vielen Plattformen der Bundeswehr in puncto Digitalisierung großen Handlungsbedarf, räumt Volkmer gegenüber „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Major Caroline Grosse ein. Zuletzt sei man aber gut vorangekommen. „Insbesondere aufgrund des Sondervermögens werden wir jetzt eine Basis schaffen, um die Digitalisierung im Rahmen vernetzter Operationsführung in allen Teilstreitkräften signifikant zu verbessern“, kündigt der Brigadegeneral an.

Zum Beispiel sei ein neues Battle Management System für Gefechtsfahrzeuge wie den Kampfpanzer Leopard 2 eingeführt worden. Dieses System sei dann so umprogrammiert worden, dass Informationen per Mausklick mit anderen Fahrzeugen geteilt werden könnten – zum Beispiel die Position des Gegners. „Der Panzerkommandant oder Richtschütze sieht dann auf dem Bildschirm deutlich mehr Informationen, als es heute der Fall ist“, sagt Volkmer. Auch künftig wolle man „Software nutzen, um ein System besser, schneller, effektiver zu machen“, so der Brigadegeneral.

Datenaustausch in Echtzeit

Neben der horizontalen Vernetzung der Gefechtsfahrzeuge untereinander investiert die Bundeswehr in Satellitentechnik, um auch die vertikale Vernetzung der Streitkräfte sicherzustellen. Informationen sollen in so hoher Qualität fließen, dass „Entscheidungsträger auf Basis dieser Informationen die beste Entscheidung treffen können, um einen Effekt gegenüber dem Gegner zu erzielen“, so Volkmer. Der Informationsaustausch werde dabei „nahezu in Echtzeit“ erfolgen, ergänzt der Brigadegeneral.

Ausgetauscht werden die Daten über Digitalfunk. „Wir haben über das Sondervermögen auch Funkgeräte eingekauft, mit denen wir die Interoperabilität zu anderen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Nationen sicherstellen werden“, sagt Volkmer. Allerdings werde nicht jedes Bundeswehrfahrzeug mit dem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Funk ausgerüstet. „Die Kommunikation wird auf bestimmten Führungsebenen stattfinden“, so der Brigadegeneral.

Zudem werde ein gemeinsamer Standard für die Informationsverarbeitung namens Federated Mission Networking angestrebt. „Die Standards, die dort gesetzt werden, sollen dazu führen, dass unsere Systeme auf dem Gefechtsfeld zusammengesteckt werden können, um quasi ad hoc interoperabel zu sein“, sagt Volkmer. Künftig würden nur noch Systeme beschafft, die mit diesem Digitalstandard kompatibel seien.

Künstliche Intelligenz ist die Zukunft

Das Zentrum Digitalisierung der Bundeswehr beschäftige sich seit rund zwei Jahren auch intensiv mit den Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz, so der Brigadegeneral. Das Know-how der Streitkräfte in Sachen KIkünstliche Intelligenz solle in einem Kompetenzzentrum gebündelt werden, um das Thema strukturiert anzugehen.

KIkünstliche Intelligenz kann wunderbar mit Massendaten umgehen, kann wunderbar Massendaten auswerten, kann lernen, wenn ich die KIkünstliche Intelligenz mit den entsprechenden Daten füttere“, sagt Volkmer. Die Auswertung von Bilddaten beispielsweise werde um ein Vielfaches beschleunigt, wenn ein menschlicher Analyst durch KIkünstliche Intelligenz unterstützt werde. „Das ist die Zukunft, in die wir uns entwickeln werden“, stellt der Brigadegeneral fest. Geplant sei, die für die Stationierung in Litauen vorgesehene Brigade der Bundeswehr „in Ansätzen zumindest mit dieser Technologie auch auszustatten.“

Im Krieg in der Ukraine werde Künstliche Intelligenz bereits massiv eingesetzt, so Volkmer. Man müsse sich auf den Einsatz und die Abwehr weitgehend autonom agierender Waffensysteme einstellen. „Der Gegner wird solche Waffen haben. Der Gegner wird Massen an bewaffneten Drohnen zum Beispiel einsetzen“, sagt der Brigadegeneral. „Wir brauchen Mittel, die dagegenwirken – und das wird nur noch mit Unterstützung von KIkünstliche Intelligenz gehen.“

von Timo Kather

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