Kommando Spezialkräfte

Multinationaler Workshop für Hundeführer von Spezialkräften verschiedener Nationen

Diensthunde haben beim Kommando Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte) seit langem ihren festen Platz. Das ist bei den Spezialkräften verbündeter Staaten nicht anders. Bei einem multinationalen Workshop in Calw haben Diensthundeführer aus neun Nationen gemeinsam trainiert. Schwerpunkt der Übung war der Kampf mit Hunden im urbanen Gelände.

Ein Hund in Nahaufnahme schaut in die Kamera, hinter ihm steht ein bewaffneter Soldat.

Talent, Disziplin und Vertrauen – perfekter Mix für vierbeinige Kommandosoldaten

Es ist ein weiter Weg, bis aus knuffigen Welpen gut ausgebildete Diensthunde für das KSKKommando Spezialkräfte geworden sind, die ihren zweibeinigen Kameraden überallhin folgen. Neben Begabung und Disziplin ist dabei auch der vertrauensvolle Umgang mit den Tieren bei der Ausbildung entscheidend. Das sieht man nicht nur beim KSKKommando Spezialkräfte so, sondern auch bei verbündeten Spezialkräften.

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  • Ein Hund macht Platz neben einem Soldat, der zu ihm runterschaut und ein Handzeichen gibt.
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    Experten unter sich

    Die Diensthunde des KSKKommando Spezialkräfte sind im Spezialhundezug zusammengefasst, der üblicherweise als K-9-Zug bezeichnet wird. Sie werden mit ihren Hundeführern den Einsatzkompanien zugeteilt, um eine bestmögliche Gewöhnung an die Kommandosoldaten zu garantieren. Alle Vierbeiner erhalten grundsätzlich eine duale Ausbildung, erklärt der Zugführer, Oberstabsfeldwebel Karl A.* „Das heißt, wir bilden sie sowohl zu Spürhunden als auch zu Schutzhunden aus.“ Damit sind die Tiere zum Beispiel in der Lage, versteckten Sprengstoff aufzuspüren oder Kampfmittel anzuzeigen.

    Zudem unterstützen sie ihr Team bei Missionen durch ihre ausgezeichneten Sinne. „Gerade beim Kampf im unübersichtlichen Gelände sind Diensthunde von unschätzbarem Wert.“ Angesichts des Aufgabenprofils des KSKKommando Spezialkräfte seien unbedingt beide Komponenten erforderlich. Auch die Spezialkräfte verbündeter Nationen machen sich die Fähigkeiten gut trainierter Diensthunde zunutze. Der Ansatz liege dort ebenso wie in Calw bei einer dualen Befähigung, erläutert der Zugführer.

    Auch das Mindset bei den Hundeführern sei sehr ähnlich. „Ein zentraler Aspekt des Diensthundewesens ist überall die enge, symbiotische Beziehung zwischen dem Tier und seinem Hundeführer. Wir verbringen mit den Hunden unterm Strich mehr Zeit als mit der Familie.“ So gelingt es, die Hunde ganz eng in ihre Kampfgemeinschaft einzubetten und ihr Potenzial als „Kommandosoldat auf vier Pfoten“ auszuschöpfen.

  • Drei Soldaten laufen mit einem Hund durch ein Gebäude in dem ein Feuer brennt und ein Autowack steht.
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    Neue Aufgaben für vielseitige Vierbeiner

    In den vergangenen Jahren ist für die Bundeswehr die Landes- und Bündnisverteidigung immer stärker in den Fokus gerückt. Das betrifft nicht zuletzt das KSKKommando Spezialkräfte, das neben seiner Kernaufgabe zur Geiselbefreiung im Ausland auch spezielle Operationen etwa auf militärische Hochwertziele übt.

    Dabei sind Diensthunde wichtig. „Sie stellen für uns ein zusätzliches Asset dar“, sagt K-9-Zugführer, Oberstabsfeldwebel Karl A. „Die Hunde sind ausgezeichnete Biosensoren. Kameraden mit vielfach überlegenen Sinnen. Durch diese Fähigkeiten schützen sie unsere Männer im hochintensiven Gefecht.“ So könnten die Tiere den Gegner buchstäblich riechen und vor Hinterhalten oder Sprengfallen warnen. Ein unschätzbarer Vorteil im risikoreichen Orts- und Häuserkampf.

    Beim Workshop Ende 2022 informierten sich die deutschen Kommandosoldaten unter anderem über die Erfahrungen ihrer Kameraden aus Großbritannien und den USA. Bei den Kämpfen in unterirdischen Tunnelsystemen des „Islamischen Staates“ in Syrien und im Irak haben sich die Einsatzmethoden für Diensthunde der Spezialkräfte bewährt. „Von diesen Erfahrungen können wir dank des Austausches mit den ausländischen Kameraden profitieren“, sagt A. „Das erleichtert uns die Erfüllung unseres Auftrages.“

  • Ein Soldat versorgt eine verletzte Hundpuppe, die am Boden liegt.
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    Enge Bindung zwischen Mensch und Tier

    Wenn die Hundeführer ihre Diensthunde als „vierbeinige Kameraden“ bezeichnen, ist das nicht nur so dahingesagt. Dem Schutz der Tiere wird beim Spezialhundezug des KSKKommando Spezialkräfte viel Bedeutung beigemessen. „Das beginnt schon bei der Ausbildung“, sagt der Zugführer, Oberstabsfeldwebel Karl A. Alle deutschen Tierschutzvorschriften würden in Calw eins zu eins umgesetzt. „Angst vor Bestrafung ist kein guter Lehrmeister. Wir setzen auf eine positive Förderung der Tiere und eine enge vertrauensvolle Beziehung zum Hundeführer.“ Dies zeige sich auch darin, dass die Tiere im Grunde rund um die Uhr mit ihrer Bezugsperson zusammenleben.

    Alle Hundeführer müssen zudem in der Lage sein, ihrem vierbeinigen Kameraden Erste Hilfe zu leisten. Für die Übung wurden in Calw neben speziellen Notfallkits auch ein Simulator zur Verfügung gestellt, der Hunden nachempfunden ist und bestimmte Vitalfunktionen simulieren kann. Ausbilder manipulieren daran während der Übung kritische Verletzungen beim Hund, mit denen die Kommandosoldaten umgehen müssen – etwa einen starken Blutverlust.

    Das wird zunächst in Ruhe und unter veterinärmedizinischer Anleitung geübt. Später müssen die richtigen Handgriffe dann auch in Stresssituationen sitzen. Neben den Gastgebern nahmen auch die ausländischen Übungsteilnehmer die Chance wahr, realitätsnah die Erstversorgung ihrer Vierbeiner zu trainieren.

  • Ein Hund und ein Soldat sitzen nebeneinander an der offenen Tür eines Hubschraubers beim Flug.
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    Kein Weg zu weit – triphibische Annäherung

    Spezialkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten werden ausgebildet, um weltweit in allen Klimazonen einsetzbar zu sein. Dieses Kriterium müssen auch die Angehörigen des K-9-Zuges erfüllen – ganz egal, ob Zwei- oder Vierbeiner. Konsequenterweise können die Diensthunde des KSKKommando Spezialkräfte ihr Einsatzgebiet triphibisch erreichen – über Land, übers Wasser und durch die Luft im Fallschirmabsetzverfahren. Beim Fallschirmsprung verbringt der Hundeführer als Einzelspringer sein Tier selbst als Last ins Zielgebiet.

    Um die Tiere an die Herausforderung des Fallschirmspringens zu gewöhnen, wird viel Zeit investiert. Im Wasserbecken der Mehrzwecktrainingshalle am Standort in Calw übt der Spezialhundezug auch regelmäßig die Verbringung mit dem Hubschrauber. Mit einem Übungsturm und Schlauchbooten kann das Absetzen vom Helikopter aus über See zunächst vorgeübt werden. Die Hunde werden dann meist an einem Spezialgeschirr abgelassen. Während des Workshops wurde gemeinsam mit den ausländischen Kameraden auch das hubschraubergestützte schnelle Anlanden geübt – unter anderem im Karlsruher Rheinhafen. Die Hubschrauber vom Typ H145M SOFSpecial Operation Forces stellte dabei die 4. Staffel des HSGHubschraubergeschwader 64 aus Laupheim.

    Diensthunde des KSKKommando Spezialkräfte werden besonders sorgfältig ausgesucht. Charaktereigenschaften wie Mut, Arbeitsfreude und Führigkeit sind sehr wichtig. Aber nur durch intensives Training können die Tiere auch die erforderliche Routine bei der Verbringung entwickeln. Beim Workshop wurde besonderer Wert auf die Gewöhnung der Tiere an Höhe und das Gelände gelegt.

  • Zwei Soldaten sitzen in einem Hubschrauber und unterhalten sich. Einer hält einen Hund an der Leine.
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    Multinationaler Workshop – Ein gemeinsames Mindset

    Angehörige von Spezialkräften aus zehn Nationen waren der Einladung des KSKKommando Spezialkräfte zum Workshop nach Calw gefolgt. Neben Briten, Kanadiern und USUnited States-Amerikanern waren auch Polen, Esten und Litauer sowie sämtliche skandinavischen Nationen vertreten. Ähnlich wie die Bundeswehr setzen auch die Verbündeten in erster Linie auf Belgische Schäferhunde, die Malinois.

    Nach den Jahren der COVID-Pandemie bot die Übungswoche eine mehr als willkommene Gelegenheit für die Soldaten, ihre Erfahrungen bei der Ausbildung der Vierbeiner, aber auch erprobte Einsatztaktiken auszutauschen. „International genießt unsere Ausbildung einen guten Ruf“, sagt der K-9-Zugführer, Oberstabsfeldwebel Karl A. Schließlich leistet das KSKKommando Spezialkräfte in diesem Bereich auch Military Assistance bei den Spezialkräften befreundeter Staaten. „Und wir sind immer daran interessiert, unsere Standards entsprechend der Einsatzerfahrungen oder neuer Erkenntnisse weiterzuentwickeln.“

    Die intensive gemeinsame Ausbildung während des Workshops habe dabei weitergeholfen, resümiert der Portepeeunteroffizier. Übungsteilnehmer loben auf Nachfrage die modernen Übungsanlagen ihrer deutschen Kameraden in Calw. Das breite Übungsspektrum der Veranstaltung habe Mensch und Tier zahlreiche Herausforderungen bereitgehalten. 

    *Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

    von Markus Tiedke