Mit PTBSPosttraumatische Belastungsstörung zurück zur Truppe
Mit PTBSPosttraumatische Belastungsstörung zurück zur Truppe
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Hauptmann Andreas G. hat einen Wunsch: Dieser Podcast soll Mut machen. Jahrzehnte nach seinem traumatisierenden Einsatz hörte er einen Funkkreis zum Thema PTBSPosttraumatische Belastungsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung. Schlagartig wurde ihm klar, dass auch er unter dieser Erkrankung leidet. Andreas G. wandte sich an die Bundeswehr und konnte als Wiedereinsteller zurückkommen.
Die Geschichte hinter diesem Podcast ist ein Beispiel für Mut, Entschlossenheit und Hilfsbereitschaft. Im August 2021 erreichte uns eine Mail von Hauptmann Andreas G., in der er schrieb, dass unser Podcast über PTBSPosttraumatische Belastungsstörung gerade sein Leben verändere. Er hatte darin sich und seine Symptome wiedererkannt, daraufhin die Hotline der Bundeswehr angerufen und befand sich bereits in Therapie – knapp zwanzig Jahre, nachdem er die Truppe verlassen hatte. Nun mailte er: „Es ist mir ein Anliegen, mit meinem Weg auch anderen Kameraden den Weg zu bereiten und zu danken!“
Der Anruf, der ein Leben veränderte
„Dieser Podcast war ein bisschen wie ein Wecker“, sagt Andreas G., „weil ein Schlüsselsatz darin vorkam: PTBSPosttraumatische Belastungsstörung ist selbst nach zwanzig Jahren noch behandelbar.“ Dieser Satz machte ihm Mut. Und seine Entschlossenheit, die eigene Situation zu verändern, wurde belohnt. Schon beim ersten Anruf, so erzählt es der Hauptmann, habe er Hilfe erhalten. Endlich habe er einen verständnisvollen Zuhörer gefunden, der die richtigen Fragen stellte. Als Teilnehmer im ersten und dritten Kontingent des KFORKosovo Force-Einsatzes im Kosovo hatte Andreas G. eine traumatisierende Situation erlebt. Jahrzehntelang verdrängte er die Geschehnisse. Auch, als er – möglicherweise in Verbindung mit der PTBSPosttraumatische Belastungsstörung – erblindete, dachte er nicht daran, selbst unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu leiden. Er nahm an, dass nur andere Kameraden betroffen sein könnten. „In den folgenden Einsätzen sind doch viel schlimmere Dinge passiert“, sagt der Hauptmann. Im Psychotraumazentrum des Bundeswehrkrankenhauses Berlin erfuhr er dann, dass er durchaus an einer PTBSPosttraumatische Belastungsstörung erkrankt war – und diese behandelt werden könnte.
Aufnahme im Psychotraumazentrum
Im Psychotraumazentrum des BWK Berlin fand Hauptmann Andreas G. die Hilfe, die er brauchte. Sein behandelnder Arzt, Oberfeldarzt Heinrich R., erklärt: „Ein Patient, der zu uns kommt und der motiviert ist, etwas an seiner Lebenssituation und auch therapeutisch verändern zu wollen, bringt alles mit, was wir brauchen.“ Es sei keine Seltenheit, dass Betroffene sich erst viele Jahre nach ihren Einsatzerfahrungen melden würden.
Am Anfang der Behandlung steht dann die Diagnostik. Eine Erstvorstellung sei in Berlin auch für ehemalige Soldaten im Rahmen einer Sondersprechstunde ohne Kostenübernahme oder Verträge mit den zivilen Krankenkassen möglich, macht R. Betroffenen Mut. Im Anschluss werden Patienten zu einem stationären Aufenthalt eingeplant. In dieser Zeit werden Therapien besprochen und eine ambulante Betreuung am Heimatstandort organisiert. In bestimmten Zeitabständen stellen sich die Patienten dann immer wieder zur Traumatherapie im Bundeswehrkrankenhaus vor. Am Ende der Behandlung seien die meisten Patienten wieder in der Lage, ohne wesentliche Einschränkungen in Alltagsfunktionen an ihrem sozial gewünschten Leben und am Berufsleben teilnehmen zu können.
Wiedereinstellung nach Einsatzweiterverwendungsgesetz
Betroffene, die eine nicht nur geringfügige gesundheitliche Schädigung haben, die durch einen Auslandseinsatz verursacht wurde, können nach dem Einsatzweiterverwendungsgesetz wieder zur Bundeswehr zurückkehren. „Die Feststellung eines solchen Einsatzunfalls beruht grundsätzlich auf den Ergebnissen des Wehrdienstbeschädigungsverfahrens“, sagt Dr. Stephanie H., Referatsleiterin der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden (Zentrale Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden). PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Patienten benötigen noch die Diagnose einer einsatzbedingten psychischen Störung durch einen Facharzt der Bundeswehr für Psychiatrie und Psychotherapie. Alle Anträge können Betroffene direkt bei der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden stellen. Anfragen werden direkt am Servicetelefon der Ansprechstelle beantwortet und zwar unter der Telefonnummer +49 2241 15-3368.
Hauptmann Andreas G. hatte besonderes Glück. Seine berufliche Wiedereingliederung findet direkt an seinem Heimatort Hamburg bei der Führungsakademie der Bundeswehr statt. Dort hat man seit 2012 Erfahrungen mit PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Betroffenen, wie der Chef des Stabes, Oberst Michael S. erklärt: „Wir können ein sehr gutes Umfeld bieten für die Kameraden, können sie einbinden, in die Verantwortung bringen, an Strukturen wieder heranführen. Und wir haben ein großes Unterstützungsnetzwerk an der Führungsakademie.“ Dazu gehören Truppenpsychologen, Militärseelsorger und ein hauptamtlicher Lotse, der sich ausschließlich um diese Kameraden kümmert. Zudem hat Hauptmann Andreas G. eine behindertengerechte Arbeitsausstattung erhalten, die ihm ermöglicht, nach und nach Aufgaben zu übernehmen.
Das Wichtigste für der erblindeten Hauptmann ist jedoch die Kameradschaft, die ihm von allen Seiten bei der Führungsakademie entgegengebracht wird: „Ich bin in der Dienststelle aufgenommen worden, ohne jegliche Aufgeregtheit und Besonderheit. Ich erlebe da Kameradschaft im ureigensten Sinne.“ Ganz wunderbar sei das, freut er sich, und hofft, dass viele andere Betroffene wie er den Mut aufbringen, sich ihrer Krankheit zu stellen und helfen zu lassen.