Militärische Sicherheit

Wie schützt die Bundeswehr ihre Kasernen in Deutschland?

Spione, Saboteure oder Terroristen: Für sie alle sind Kasernen und Dienststellen der Bundeswehr ein lohnendes Ziel. Der Grund: Die deutschen Streitkräfte sind eine tragende Säule der militärischen Abschreckung in Europa und repräsentieren die Bundesrepublik. Wie also schützt sich die Truppe am Heimatstandort?

Zwei bewaffnete Soldaten mit Armbinde „Wache“ laufen an einem Zaun entlang

In der jüngeren Vergangenheit waren vor allem Terroristen die größte Gefährdung für die Bundeswehr im Inland. Doch seit der zunehmenden Bedrohung Europas durch Russland stehen auch Sabotageaktionen und Ausspähungen wieder auf der Tagesordnung der Truppe. Sichtungen von Drohnen über militärischen Einrichtungen oder Manipulationen an Zäunen sind keine Seltenheit.

Doch nicht jede Kaserne ist gleichermaßen gefährdet. Im Fokus gegnerischer Absichten stehen insbesondere Dienststellen, die spezielle Waffensysteme beherbergen, in denen militärische Forschung betrieben oder Ausbildungsunterstützung für die Ukraine geleistet wird. Dafür zu sorgen, dass kein Personal gefährdet wird und Wissen nicht in falsche Hände gerät, ist Aufgabe des Fachgebiets der Militärischen Sicherheit. Doch was heißt das genau?

„Vorsicht Schusswaffengebrauch!“

Die meisten Menschen kommen am Zaun einer Kaserne mit dem Thema Militärische Sicherheit in Kontakt. Dort weisen Schilder darauf hin, dass sich dahinter ein „Militärischer Sicherheitsbereich“ befindet. Hier gilt: „Unbefugtes Betreten verboten!“ Und weiter heißt es: „Vorsicht Schusswaffengebrauch“. Die Bundeswehr hat nämlich das Recht, ihre Militärischen Sicherheitsbereiche in letzter Konsequenz mit Waffengewalt gegen Eindringlinge zu schützen. Auch besteht die Möglichkeit der Festlegung von Film- und Fotografierverboten in einzelnen Bereichen, die unerwünschte Aufnahmen von Zufahrten zu Kasernen, militärischem Gerät oder Personen verhindern sollen. Um diese Anordnungen zu kontrollieren und umzusetzen, gibt es die Wache.

Die Wache

Die Wache besteht grundsätzlich aus bewaffnetem Zivilpersonal und einem militärischen Wachvorgesetzten. Durch den Einsatz einer zivilen Wache werden die Soldatinnen und Soldaten entlastet und können sich im Grundbetrieb auf ihren Hauptauftrag fokussieren. Die Wache hat das Recht, Personen sowie Fahrzeuge zu überprüfen, die in einen Militärischen Sicherheitsbereich wollen. Außerdem läuft sie regelmäßig Streife. Ein scharfes Auge wirft die Wache auf besonders schützenswerte Bereiche in der Dienststelle wie Munitionslager, Waffenkammern oder Geheimschutzstellen. Diese Orte sind auch ein Indikator für die Wachkategorie einer Liegenschaft.

Wachkategorie und Gefährdungsstufe bestimmen Stärke der Bewachung

Wie stark eine Kaserne oder eine Dienststelle der Bundeswehr durch Personal und technische Maßnahmen bewacht wird, hängt grundsätzlich von zwei Dingen ab: von der Gefährdungslage und von der Wachkategorie, die wiederum mit Art und Zahl der schützenswerten Objekte in der jeweiligen Kaserne zusammenhängt. Dabei reicht die Skala von der Stufe D, was auf eine geringe Schutzbedürftigkeit hinweist, bis zur Stufe A, die beispielsweise die Liegenschaften haben, in denen das Operative Führungskommando der Bundeswehr beheimatet ist. Entsprechend dieser Kategorisierung werden die personelle Stärke der Wache und die Installierung von technischen Überwachungsmaßnahmen bestimmt. Neben dieser grundsätzlichen Liegenschaftseinstufung gibt es noch die situativ vergebenen Gefährdungsstufen.

Das System der Gefährdungsstufen ermöglicht es, die Absicherung einer Kaserne der Bundeswehr an die jeweilige Bedrohungslage anzupassen. Die aktuell ausgerufene Gefährdungsstufe ist an jedem Wachlokal am Haupteingang einer Liegenschaft angeschlagen. Bundeswehrweit gilt seit 2002 grundsätzlich die Gefährdungsstufe Alpha. Das bedeutet, dass eine allgemeine, nicht näher zuordenbare Bedrohung besteht. Geschuldet ist diese Einstufung der grundsätzlichen Gefahr eines Anschlags und seit wenigen Jahren eben auch wieder von Spionage- und Sabotageaktionen.

Ein Soldat spiegelt den Unterboden eines Fahrzeuges am Checkpoint ab

Kasernenzufahrten können jeder Zeit versperrt und Kontrollpunkte für Fahrzeuge eingerichtet werden

Bundeswehr/Anne Weinrich

Jeder Standort kann sich selbst schützen

Ob die Gefährdungsstufe der Liegenschaften der Bundeswehr von Alpha auf Bravo, Charlie oder sogar bis zur höchsten Stufe Delta angehoben wird, beruht darauf, wie viele Erkenntnisse der Bundeswehr über eine mögliche feindselige Handlung vorliegen. Auf Basis dieser teils auch geheimdienstlichen Erkenntnisse, wird letztendlich im Verteidigungsministerium entschieden, für welche Standorte eine höhere Gefährdungsstufe festgelegt wird. Je konkreter das Wissen über die Absicht sowie die zeitliche und räumliche Bestimmbarkeit der feindseligen Handlung ist, desto höher die Gefährdungsstufe. Die betroffenen Standorte erhalten dann einen Alarmbefehl und müssen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.

Verantwortlich für die Wache und die Verstärkung von Absicherungsmaßnahmen sind die Kasernenkommandanten und Kasernenkommandantinnen, die es für jede Liegenschaft der Bundeswehr gibt. Sie sorgen dafür, dass jederzeit genug militärisches Personal vorhanden ist, um die zivile Wache bei Bedarf zu verstärken. Darüber hinaus hält jede Liegenschaft geeignetes Material, beispielsweise Betonsperren, Stacheldraht oder Nagelsperren vor, um Schleusen für Fahrzeugkontrollen aufzubauen oder Zufahrten komplett zu schließen.

Minimierung des Restrisikos

Jede Liegenschaft kann durch das militärische Personal, das dort stationiert ist, bei Bedarf gegen Bedrohungen abgesichert werden. Um diese Fähigkeit auf hohem Niveau zu erhalten, üben die vor Ort Verantwortlichen regelmäßig die Erhöhung der Gefährdungsstufen. Zudem gibt es die übergeordnete Übungsreihe „Starke Sicherung“. Dabei alarmiert ein externes Prüfungsteam, bestehend aus Expertinnen und Experten für Militärische Sicherheit der Bundeswehr, Standorte ohne Vorwarnung und bewertet die getroffenen Absicherungsmaßnahmen. Durch diese Übungen können Schwächen in der Absicherung aufgedeckt und die Maßnahmen ständig verbessert werden.

Eins ist jedoch klar: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Die Militärische Sicherheit dient aber dazu, das Risiko möglichst gering zu halten, um zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr beizutragen. Dies erfolgt zum einen durch die angepasste Einstufung der Kasernen und Dienststellen der Bundeswehr in eine Wachkategorie. Zum anderen ermöglichen das wiederkehrende Üben sowie das stetige Vorhalten von Personal und Material, welche die Absicherungsmaßnahmen verstärken können, eine flexible Reaktion auf sich verändernde Bedrohungslagen.