MISS Master in Intelligence and Security Studies: Studiengang an Bundeswehruniversität München

Akademischer Titel fürs Spionieren: Master in Intelligence and Security Studies

Akademischer Titel fürs Spionieren: Master in Intelligence and Security Studies

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Terrorismusbekämpfung, Völkerrecht, internationale Sicherheitspolitik, politische Psychologie und Cyberwarfare: Dies sind unter anderem Inhalte, die man beim MISS Master in Intelligence and Security Studies lernen kann. Worauf es bei dem Studiengang ankommt und welche Zugangsvoraussetzungen es gibt, erklärt Studiengangsleiter Prof. Dr. Jan-Hendrik Dietrich im Gespräch.

Eine Soldatin und ein Soldat sitzen nebeneinander im Hörsaal während einer Vorlesung.

Pauken für den akademischen Titel als Spionin oder Spion: Seit 2019 wird der MISS Master in Intelligence and Security Studies als Master-Studiengang in der Truppe angeboten

Bundeswehr/Jonas Weber

Einziger, auf Nachrichtendienste spezialisierter Studiengang

Ein großes Gebäude, zentral in Berlin Mitte gelegen, modern, mit vielen Fenstern. Hineinsehen kann man trotzdem nicht. Auch wenn die Botschaft deutlich ist, dass der Bundesnachrichtendienst sich transparent in der Gesellschaft platzieren will: So richtig zu erkennen ist nicht, was sich hinter der Betonfassade abspielt.

Mit dem Studiengang MISS Master in Intelligence and Security Studies, dem Master in Intelligence and Security Studies, wollen die Kooperationspartner Bundeswehr, Bundesnachrichtendienst, Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst und Verfassungsschutz mehr Transparenz schaffen. „Man muss etwas tun, um den exzellenten Nachwuchs zu fördern“, sagt Prof. Dr. Jan-Hendrik Dietrich, einer der beiden Leiter des Studienganges MISS Master in Intelligence and Security Studies. Das ist bislang der einzige, auf Nachrichtendienste und militärisches Nachrichtenwesen spezialisierte Studiengang in Deutschland.

„Gemeinsame Sprache zwischen den Diensten schaffen“

Die Idee für den Studiengang sei es, gemeinsame Standards bei der nachrichtendienstlichen Arbeit zu schaffen, so Dietrich. Im Ausland gäbe es in dieser Hinsicht bereits einige Vorbilder. Auch die Bundeswehr möchte die Ausbildung im militärischen Nachrichtenwesen professionalisieren.

„Da die Universität der Bundeswehr München über ausgezeichnete Expertise im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sowie Sicherheitspolitik verfügt, war es naheliegend, sie bei diesem Projekt mit ins Boot zu holen“, erklärt Dietrich. Die Universität decke genau die Fähigkeiten ab, über die die Hochschule des Bundes nicht verfüge. Denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fachbereich Nachrichtendienste der Hochschule des Bundes brächten eher Kompetenzen im Bereich von Psychologie, Rechtswissenschaft und Extremismusforschung ein.

Also wurde eins und eins zusammengezählt. Das sogenannte „System Militärisches Nachrichtenwesen“, wie das Gesamtgefüge aus Nachrichtendiensten und Streitkräften aus militärischer Sicht genannt wird, erhielt mit dem MISS Master in Intelligence and Security Studies einen eigenen Studiengang.

Man muss es wollen: MISS Master in Intelligence and Security Studies ist eine Mitmachveranstaltung

Der Studiengang ist nicht für jedermann zugänglich. Nur aktuelle und zukünftige Mitarbeiter der Nachrichtendienste des Bundes und der Länder sowie Angehörige der Bundeswehr können sich bewerben. Der MISS Master in Intelligence and Security Studies richtet sich an diejenigen, die Interesse am interdisziplinären Arbeiten haben. „Generalisten“, wie Dietrich sie nennt und er betont: „Wir suchen Leute, die eine hohe geistige Mobilität haben, offen für andere Arbeitskulturen sind, sich kritisch reflektieren können und international trittfest sind. Also am besten mehrere Sprachen sprechen, aber vor allem keine Mühe haben, überwiegend englischsprachige Fachliteratur zu lesen.“

Da das Masterstudium für Qualität stehe und eine Durchlässigkeit zwischen Bundeswehr, Bundesnachrichtendienst und Militärischem Abschirmdienst ermöglichen solle, seien die Anforderungen entsprechend hoch.

„Das Studium ist eine Mitmachveranstaltung, einfach Durchkommen gibt es bei uns nicht. Man muss sich zudem gesondert für den Master in einem Auswahlverfahren beweisen.“ Dazu zählt ein schriftlicher Test, mit dem Vorwissen zu den Studieninhalten abgefragt und die Ausdrucksfähigkeit geprüft wird. Das gilt für alle Bewerberinnen und Bewerber, egal, ob aus der Bundeswehr oder den anderen Behörden.

Ein Mann im Porträt

Prof. Dr. Jan-Hendrik Dietrich ist Major der Reserve und berät das Verteidigungsministerium im Bereich Strategie und Einsatz. „Ich habe Respekt vor allen, die sich für die Bundeswehr verpflichten“, betont er.

Bundesnachrichtendienst

Studiengang seit 2019 in der Truppe

Was der MISS Master in Intelligence and Security Studies vor allem beibringt, kann Dietrich eindeutig beantworten: Methodenkompetenz. Das Ziel ist es, selbstbewusste und neugierige Absolventinnen und Absolventen auszubilden, die sich mit dem Methodenwerkzeugkoffer des MISS Master in Intelligence and Security Studies-Studiums in kniffligen Situationen des beruflichen Alltags zu helfen wissen. Aber auch der Master ist noch in der Erprobung.

Die Erfahrungen der ersten Absolventinnen und Absolventen haben gezeigt, dass Umstrukturierungen notwendig waren: „Es gibt jetzt ein Orientierungstutorium, mit dem besonders Soldatinnen und Soldaten auf das Arbeiten in den Nachrichtendiensten vorbereitet werden.“ Sagt Dietrich und fügt lächelnd hinzu, dass die Bundeswehr diesen Kurs als „Bewegen im nachrichtendienstlichen Felde“ betiteln würde. 

Fünf Vertiefungsrichtungen möglich

Neben den bereits existierenden vier Vertiefungsrichtungen „Cyber Defence“, „Nachrichtendienste und öffentliche Sicherheit“, „Terrorismusbekämpfung“ und „Regionale Sicherheit“ gibt es nun auch eine fünfte, die „Intelligence Cooperation“ heißt. Dort wird, wie der Name vermuten lässt, auf den Austausch und die Zusammenarbeit der Behörden eingegangen.

Auf die Frage, welches Fach Dietrich besonders interessant findet, antwortet er: „Intelligence Analysis, ganz klar. Ich bin zwar Jurist, aber die Kombination aus Logik und Technik finde ich hochspannend. Es geht darum, die Mehrdeutigkeit von Situationen zu reduzieren und eine stabile Vorhersage von Ereignissen zu machen. Das ist eine Kunst für sich, da man als Analyst häufig mit unvollständigen Informationen arbeiten muss. Intelligence Analysis reduziert das Risiko falscher Schlussfolgerungen.“

Fakten zum MISS Master in Intelligence and Security Studies-Studiengang

  • Studiendauer 2 Jahre
  • Kooperation der Universität der Bundeswehr in München mit der Hochschule des Bundes
  • Standorte: München (Propädeutikum und Cyber Defence), Berlin (Hauptstandort für Kernstudium), Brühl (Nachrichtendienste und öffentliche Sicherheit)
  • Fünf Vertiefungsrichtungen
  • Abschluss: Master of Arts oder Master of Science
  • Voraussetzung: Bachelor of Arts oder Bachelor of Science
  • Promotionsmöglichkeiten im Bereich „Defence Intelligence“
  • Masterarbeit kann an einer Dienststelle der Bundeswehr erarbeitet und als Forschungsgrundlage genutzt werden
  • Auslandssemester möglich
  • Studierende aus allen Altersklassen, unterschiedlichsten Verwendungen im Bereich der Nachrichtendienste und mit verschiedenstem akademischen Hintergrund
von Lara Weyland

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