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Nachts mit den Marinefliegern auf U-Boot-Jagd

Nachts mit den Marinefliegern auf U-Boot-Jagd

Datum:
Ort:
Nordholz
Lesedauer:
3 MIN

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Es ist ein Katz und Maus-Spiel: Kann das U-Boot sich vor Seefernaufklärer, Fregatte und Hubschraubern verstecken? Die ganze Nacht über jagen die Einheiten gemeinsam. Schließlich rauscht die P-3C Orion im Tiefflug, knapp 100 Meter über der Wasseroberfläche, zum Angriff auf das U-Boot.

Podcast-Logo ,,Funkkreis" und Text ,,Marineflieger auf U-Boot-Jagd." Auf einer Start- Landebahn befindet sich ein Flugzeug.
Es ist die hohe Schule der U-Boot-Jagd: Seefernaufklärer, Hubschrauber und Fregatte jagen gemeinsam in der Nacht den unter Wasser verborgenen Feind. Was dabei in der P-3C Orion passiert, erklärt dieser Podcast.
Audio-Transkription

Vollmond, perfektes Flugwetter. Der Seefernaufklärer P-3C Orion fliegt von Nordholz aus durch die Nacht, Kurs Ostsee. Dort wartet bereits die Fregatte Schleswig-Holstein mit ihren beiden Bordhubschraubern, um die gemeinsame U-Boot-Jagd zu eröffnen. Flankiert wird der Verbund vom Flottendienstboot Oste, einem Aufklärungsexperten, und einem U-Boot.  „Das ist die hohe Schule der U-Boot-Jagd“, erklärt Kapitän zur See Oliver Ottmüller, der Kommodore des Marinefliegergeschwaders „Graf Zeppelin“.

Herausforderung Nacht

Der Seefernaufklärer P-3C Orion hat eine große Anzahl von Überwasser- und Unterwassersensoren. Dazu gehören Radargeräte ebenso wie verschiedene Kameras, ein System zur Messung elektromagnetischer Ausstrahlung (ESM, kurz für Electronic Support Measures) und unterschiedliche Sonarbojen. Bei dem nächtlichen Übungsflug geht es um Aufklärung und Bekämpfung, erklärt Fregattenkapitän Etienne, der taktische Koordinator auf diesem Flug.

Die Einheiten auf und unter Wasser und in der Luft trainieren die Verfahren im Sensorverbund, Aufklärungsverbund und Wirkungsverbund. Dabei müssen sich alle Beteiligten primär auf ihre Sensoren verlassen und diese den nächtlichen Bedingungen anpassen. Trotz Vollmond können nämlich weder die Soldaten im Ausguck noch die elektro-optischen Kameras viel sehen. Deshalb ist für das Überwasserlagebild nachts zum Beispiel die Infrarotkamera wichtig.

Im Mittelpunkt des Trainings stehen die Kommunikation mit den anderen Einheiten und die Aufgabenverteilung bei verschiedenen Taktiken. So hat die P-3C Orion beispielsweise einen Reichweitenvorteil gegenüber einer Fregatte. Auf einem Schiff ist das Radargerät relativ nah an der Wasseroberfläche, was dazu führt, dass der Radarhorizont kleiner ist als der des Flugzeugs in der Luft. Dafür kann das Schiff mit seinem Radarsystem ein besseres Luftlagebild erzeugen. Hubschrauber schließlich kommen dann ins Spiel, wenn ungefähr bekannt ist, wo das feindliche U-Boot sich verbirgt. Die Helikopter können nur etwa zwei bis zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben. Ganz anders die P-3C Orion. „Missionen von acht bis elf Stunden in der Luft sind überhaupt kein Problem“, sagt Etienne.

Blibs und Pings

Blibs sind die kleinen, sich bewegenden Punkte, die vom Radar erfasst werden und auf dem Monitor zu sehen sind. Jeder Blib ist ein Schiff, und jedes Schiff hat eine Kennung. Zivile Schiffe können über das Automatic Identification System (AISAutomatic Information System) identifiziert werden, inklusive Kurs- und Fahrtinformationen. So kann man Handelsschiffe oder Fischer von militärischen Schiffen unterscheiden. „Wenn ein Schiff sich nicht zu erkennen gibt“, erklärt der Fregattenkapitän, „fliegen wir hin und schauen uns das im Detail an.“ Anhand der Aufbauten und der Silhouette lassen sich die Schiffe auch aus mehreren Kilometern Höhe einordnen.

Für die Pings sorgen die Bojen. Sie haben einen Sender, der Geräusche aussendet und durch das Echo Informationen generiert. Andere Bojen zeichnen Frequenzen auf: „Anhand der Frequenzlinien kann man U-Boot-Positionen ausmachen“, sagt Etienne. Zuerst aber müssen die Wasserbedingungen geprüft werden. Temperaturen in verschiedenen Tiefen und Salzschichtungen bestimmen die Art der Unterwasserschallausbreitung. Um ein U-Boot zu finden, muss man beispielsweise Schallkanäle ermitteln.  Auch die Umweltgeräusche werden aufgenommen. „Mit den Umweltbedingungen kann ich meine taktische Suchanlage festlegen.“ 

Training und Präsenz

„Wir haben in diesem Jahr unsere Aktivitäten in der Ostsee intensiviert“, berichtet Kommodore Oliver Ottmüller. Mit Trainings- und Überwachungsflügen zeigt die deutsche Marine regelmäßig Präsenz. Bei der Landes- und Bündnisverteidigung kommt ihr eine wichtige Rolle zu. Mit allen gemeinsam zu üben, ist dabei die hohe Schule. „Das ist in der Nacht nochmal eine doppelte Herausforderung. Man muss sich darauf verlassen, dass der andere dort ist, wo er sein soll. Das ist wirklich spannend und fast nicht mehr zu steigern.“ 

Hubschrauber und Flugzeug fliegen in gestaffelten Höhen. Die P-3C in 300 bis 500 Metern Höhe über der Wasseroberfläche, die Hubschrauber in 50 bis 200 Metern Höhe. Bei dem simulierten Angriff allerdings geht der Seefernaufklärer in den Tiefflug, knapp 100 Meter über dem Wasser. Noch komplizierter wird es, wenn Drohnen dazu kommen. „Hier gilt es, die Abläufe zu verinnerlichen.“

Für die Zukunft plant Ottmüller bereits mit dem neuen Seefernaufklärer, P-8A Poseidon. Die erste Maschine dieses Typs soll im Oktober 2024 kommen, der erste Einsatzflug der Poseidon ist für Januar 2026 geplant.

von Barbara Gantenbein

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