Anfliegende Geschosse und Lenkflugkörper unschädlich machen, bevor sie auf die Panzerung treffen: Das ist die Aufgabe von Trophy, dem neuen aktiven Schutzsystem des Kampfpanzers Leopard 2 der Bundeswehr. Mit seinen Sensoren und Werfern bildet es einen unsichtbaren Schutzschild um das schlagkräftige Waffensystem der Panzertruppe.
Der Leopard 2 ist einer der modernsten Kampfpanzer der Welt. Dies liegt vor allem daran, dass das Waffensystem immer weiterentwickelt wird. In seiner neuesten Variante A7A1 bekommt er jetzt das moderne abstandsaktive Schutzsystem Trophy des israelischen Herstellers Rafael. Trophy ist ein Hard-Kill-System. Das bedeutet: Es zerstört anfliegende feindliche Geschosse noch vor ihrem Aufprall auf der Panzerung des Leopard.
Zunächst werden 17 Leopard 2 aus der Bestandsflotte mit dem Trophy-System ausgestattet und damit auf den mordernsten Stand gebracht. Der erste Leopard 2 A7A1 wird nach Abschluss der anstehenden Erprobungen durch die Industrie sowie die Wehrtechnische Dienststelle 41 Mitte des kommenden Jahres an das Heer übergeben. Die weiteren 16 Fahrzeuge werden dann bis Ende 2025 der Bundeswehr zur Verfügung stehen.
Der Verantwortliche für das Projekt Leopard 2 A7A1, Oberst Gunnar Steinseifer, betont: „Der Leopard 2 A7A1 verkörpert den technologischen Stand der Dinge in der Panzerproduktion.“ Zudem setze man ein starkes Zeichen für die Modernisierung der Panzertruppe und die Anpassung an heutige und zukünftige Bedrohungen, so Steinseifer weiter.
Die 17 Leoparden 2 A7A1 sind aber erst der Anfang. Im kommenden Jahr wird bereits eine noch modernere Variante des Leopards der Bundeswehr übergeben: die Variante A8. 123 zusätzliche Kampfpanzer wird die Bundeswehr von dieser Variante erhalten, die ebenfalls mit Trophy ausgestattet sein wird.
Abwehr von Bedrohungen in Millisekunden
Das Trophy-System des Leopard 2 A7A1 besteht aus vier Radarsensoren und zwei Werfereinheiten, die am Turm des Panzers angebracht sind. Gemeinsam mit dem „Gehirn“ des Systems, einem Hochleistungsrechner, bilden sie einen unsichtbaren Schild um den Kampfpanzer.
Die Radarsensoren scannen ihre Umgebung und erfassen alles, was sich dem Gefechtsfahrzeug nähert. Nimmt Trophy eine Bedrohung war, wie zum Beispiel einen feindlichen Panzerabwehrlenkflugkörper, berechnet das „Gehirn“ von Trophy an Hand der erfassten Flugbahn, ob dieser den Kampfpanzer voraussichtlich treffen wird.
Stellt das Schutzsystem fest, dass der mit mehreren hundert Stundenkilometern anfliegende Panzerabwehrlenkflugkörper eine Bedrohung für den Panzer ist, entscheidet es, welcher Werfer die Gefahr abfangen soll. Dieser verschießt seine Ladung in die vorhergesagte Flugbahn des anfliegenden Objekts und bringt es noch vor dem Auftreffen auf das Fahrzeug zur frühzeitigen Detonation. Damit verliert der Flugkörper einen großen Teil seiner zerstörerischen Wirkung und ist nicht mehr in der Lage, die Panzerung des Leopard zu durchdringen. Der gesamte Prozess des Abfangens anfliegender Objekte kann innerhalb von Millisekunden erfolgen, sollte der Panzer aus nächster Nähe beschossen werden.
Das Trophy-System ermöglicht es, den Schutz des Kampfpanzers und seiner Besatzung erheblich zu erhöhen. Dass es das kann, hat Trophy bereits im scharfen Einsatz in den israelischen Streitkräften unter Beweis gestellt. Ein Grund, warum es von der Bundeswehr ausgewählt wurde.
Wegbereiter für die Zukunft
Der Leopard 2 A7A1 ist mit dem neuen Trophy-System ein Meilenstein für die Bundeswehr allgemein und speziell für die Panzertruppe. Ein vergleichbares System gab es bisher nicht in den deutschen Landstreitkräften. Trophy verbessert den Schutz in jeder möglichen Situation auf dem Gefechtsfeld, ohne dem Kampfpanzer seine hohe Agilität zu nehmen. Er kann sich freier über das Gefechtsfeld bewegen, ohne beispielsweise Panzerfaustschützen aus kürzester Distanz oder Kampfhubschraubern aus versteckten Stellungen ausgeliefert zu sein.
Zudem hat der Entwicklungsprozess des Leopard 2 A7A1 wichtige Erkenntnisse für die Konstruktion des Leopard 2 A8 ergeben. Dadurch, dass nun bereits ein Trophy-System in einen Leopard integriert wurde, kann die Industrie die Variante A8 den deutschen Streitkräften deutlich schneller zu Verfügung stellen. Bereits 2025 wird der erste Leopard 2 A8 zu Erprobungszwecken an die Bundeswehr übergeben. Insgesamt 123 der dann modernsten Version des Leopard-Kampfpanzers wird das Heer bekommen. Damit wird die Bundeswehr künftig über voraussichtlich 430 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 verfügen.
Vier Fragen an Oberst Gunnar Steinseifer
Welche Bedeutung hat der Leopard 2 A7 A1 für die Weiterentwicklung der Panzertruppe?
Der Leopard 2 A7 A1 stellt mit seinem abstandsaktiven Schutzsystem einen absoluten Meilenstein für die Panzertruppe in Deutschland dar. Nur durch dieses abstandsaktive Schutzsystem können zukünftig Bedrohungen durch Panzerfäuste, Panzerabwehrlenkflugkörper und andere Systeme wirksam abgewendet werden - ohne dass man zusätzlichen ballistischen Schutz anbringen muss. Damit hat man einen Kampfpanzer mit hoher Mobilität, geringem Gewicht und trotzdem sehr hohem Schutz.
Welche Rolle hat die Bewährung im Kampf des Trophy-Systems bei der Auswahl durch die Bundeswehr gespielt?
Dadurch, dass das System täglich in Israel im Einsatz ist, hat es nachgewiesen, wie gut es funktioniert. Das war für uns ein ganz entscheidendes Kriterium für die Auswahl.
Wie verhält sich der Leo 2 A7 A1 zum kommenden Leopard 2 A8?
Der Leopard 2 A7 A1 basiert auf dem Stand des Leopard 2 A7. Der Leopard 2 A8 ist schon wieder ein technologisches Stück weiter, basiert aber auf dem Leopard 2 A7 A1, insbesondere mit Blick auf das abstandsaktive Schutzsystem Trophy. Die Erfahrungen, die wir jetzt mit Trophy sammeln, können in den 2 A8 übernommen werden. Damit ist der Leopard 2 A7 A1 ein technologischer Zwischenschritt, der uns ermöglicht, die Spitzentechnologie jetzt in die Truppe einzuführen.
Was denken Sie, wohin entwickelt sich der Kampfpanzer nach dem Leopard 2 A8?
Wir sehen täglich, dass sich die gegnerische Technologie weiterentwickelt. Darauf müssen wir reagieren. Wir brauchen eine Verbesserung der Wirkung des Kampfpanzers, die sich nur über eine Steigerung des Kalibers erreichen lässt. Wir müssen den Schutz noch weiter verbessern, auch gegen kinetische Bedrohungen und die Erfassung durch Laserzielvorrichtungen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Besatzung des Panzers ein noch besseres Lagebild davon hat, was um sie herum passiert. Insgesamt muss der Kampfpanzer wieder leichter werden und in den Bereich unterhalb der 60-Tonnen-Marke zurückkehren. Das erreichen wir nur durch moderne Technologie.
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