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Lagebild auf einen Blick: „Eine deutliche Verbesserung“

Lagebild auf einen Blick: „Eine deutliche Verbesserung“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Analog mit Stift und Seekarte, das war einmal. Jetzt geht auf der Brücke des Tenders „Mosel“ nahezu alles digital. Dafür sorgt ein spezielles Programm, das ein Marinesoldat entwickelt hat. Erstmals ist es fest auf einem Schiff integriert. Der Kommandant und der Erste Wachoffizier berichten von ihren Eindrücken.

Eine Soldatin zeigt einem Soldaten auf der Schiffsbrücke etwas auf einem Bildschirm.

Mit den Fingern zoomen: Korvettenkapitän Stefan Ladewich ist Kommandant des Tenders „Mosel“. Auf der Brücke lässt er sich das neue System zeigen.

Bundeswehr/Tom Twardy

„Das Lagebild muss so aktuell wie möglich sein, damit wir auf alle Situationen adäquat reagieren können“, sagt Korvettenkapitän Stefan Ladewich. Seit Dezember 2021 kommandiert er den Tender „Mosel“.

Ein Soldat schaut direkt in die Kamera und lächelt.
Stefan Ladewich, Korvettenkapitän Bundeswehr/Tom Twardy
Mit MESE haben wir das alles auf einem Bildschirm und es aktualisiert sich automatisch. Das ist ein großer Fortschritt.

Als erfahrener Marinesoldat, der seit 2008 bei der Bundeswehr ist, kennt er sich mit den Systemen auf Booten und Schiffen aus. Und weiß auch um den Fehl, der an einigen Stellen herrscht. So wie Fregattenkapitän Volker Voß, der das System MESE (Militärische Erweiterbare Software-Entwicklung) entwickelt hat, um Darstellungen auf der Brücke digitaler zu machen. Das System testet die Besatzung der „Mosel“ nun. Für das Erstellen des Lagebildes ist der Erste Wachoffizier Martin Miereck verantwortlich. „Beim ersten Mal dachte ich mir: Wow, wir haben endlich mal ein aktuelles und großflächiges Lagebild und sehen, was über unsere kleine Welt hinweg passiert. Das hat mich wirklich überrascht und gefreut“, so Miereck. 

Luftraum jetzt auch im Blick

Das bedeutet konkret, dass alle Daten darüber gesammelt werden, wer und was sich in der Umgebung befindet – und natürlich auch der Kurs des eigenen Schiffes. „Das wurde bisher mit einem Stift auf einer Seekarte eingezeichnet und musste immer händisch aktualisiert werden“, erklärt Ladewich. Für jeden Aspekt gibt es eine eigene Konsole wie für Radar und Ausguck. Ein Gesamtbild gab es also nicht. Und dann musste noch alles zu einem Bild zusammengefügt werden. „Mit MESE haben wir das alles auf einem Bildschirm und es aktualisiert sich automatisch. Das ist ein großer Fortschritt“, sagt Ladewich. 

Durch MESE können jetzt auch Daten aus dem Luftraum eingespeist werden. „Das hatten wir vorher nicht, da waren wir immer auf den Verband angewiesen.“ Doch da der Tender meistens allein unterwegs ist und nicht, wie ursprünglich gedacht, im Verband mit anderen Booten und Schiffen, „müssen wir auch jederzeit dazu in der Lage sein, uns zu verteidigen. Und dafür brauchen wir ein umfangreiches und aktuelles Lagebild“, betont der Kommandant.

Zeit und Kapazitäten sparen

Das unterstützt auch Kapitänleutnant Martin Miereck. „Ich habe alles auf einen Blick und kann nahezu im Vorbeigehen alles Erfassen. Das spart viel Zeit.“ Der Erste Wachoffizier führt die Aufträge des Kommandanten aus und ist verantwortlich dafür, dass das Lagebild erstellt und ausgewertet wird. „Im Anschluss daran wird mir die Auswertung regelmäßig vorgestellt“, sagt Ladewich.

Da ein Tender über keine extra abgegrenzte Operationszentrale verfügt, arbeiten konkret die Offizierinnen und Offiziere auf der Brücke mit dem System. „Sie werden dadurch entlastet“, sagt Miereck. Das bedeute aber nicht, dass dann künftig weniger Personal auf der Brücke nötig sei. Im Normalbetrieb seien es bis zu zehn Frauen und Männer, im Gefechtsbetrieb bis zu 25, um die Brücke am Laufen zu halten, erläutert der Erste Wachoffizier. „Sie erstellen nicht nur das Lagebild, sondern haben auch andere Aufgaben parallel wahrzunehmen, für die sie dann mehr Kapazitäten haben.“ 

Ein Soldat sitzt an seinem Schreibtisch und arbeitet an Dokumenten.

Am Arbeitsplatz: Der Erste Wachoffizier Kapitänleutnant Martin Miereck koordiniert viel von seiner Kammer aus

Bundeswehr/Tom Twardy

Potenzial aus den eigenen Reihen nutzen

Es sei spannend, bei so einem Projekt dabei zu sein und selbst mitwirken zu können, sind sich die Offiziere einig. „Es ist interessant zu sehen, wie sich dieses Projekt entwickelt und welche Erfahrungen wir damit machen“, so Ladewich.

Ein Soldat im Portrait, im Hintergrund ist verschwommen ein Schiff zu erkennen.
Martin Miereck, Kapitänleutnant Bundeswehr/Tom Twardy
Es ist schön, dass wir mal Vorreiter sind. Wir freuen uns darauf.

Da alles in der Testphase sei, wisse man auch noch nicht, „was jetzt genau passiert und wie das System in allen Bereichen funktioniert“. Die ersten Rückmeldungen der Crew seien positiv, so Miereck.  Auf See muss sich das System aber erst noch beweisen. „Es ist schön, dass wir mal Vorreiter sind. Wir freuen uns darauf.“ Und die Erfahrungen fließen in die weiteren Entwicklungen mit ein. „Schön, dass wir das machen können und so auch für andere mitwirken.“

Was Ladewich und Miereck besonders positiv hervorheben: dass MESE von einem Angehörigen der Marine entwickelt wurde, Fregattenkapitän Volker Voß. Durch seine Erfahrung in der Seefahrt wisse er, worauf es ankomme und kenne die Abläufe. Da es eine interne Entwicklung ist, könne viel leichter und einfacher auf das Personal und die Unterstützung zurückgegriffen werden.

„Es ist auch sehr interessant zu sehen, welche Ideen und klugen Köpfe wir in der Marine haben und was dabei herauskommt, wenn man dieses Wissen und die Ressourcen nutzt. Es ist schön zu sehen, welches Potenzial in der Marine besteht und dass solche Projekte aus eigenem Antrieb realisiert werden“, betont der Tender-Kommandant. 

von Amina Vieth

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