Drohnen: „Wir müssen uns auf ein extrem breites Bedrohungsspektrum einstellen“
Drohnen: „Wir müssen uns auf ein extrem breites Bedrohungsspektrum einstellen“
- Datum:
- Ort:
- Meppen
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- 3 MIN
Drohnen gehört die militärische Zukunft: zu Wasser, zu Lande, vor allem aber in der Luft. Die Bundeswehr muss sich auch mit Blick auf die Landes- und Bündnisverteidigung auf die Kriegsführung mit den unbemannten Systemen vorbereiten. Das Verteidigungsministerium sucht dafür den Schulterschluss mit Truppe, Wehrtechnik, Wissenschaft und Industrie.
Wer sich auf dem Gefechtsfeld der Zukunft durchsetzen möchte, kommt an Drohnen oder – allgemeiner ausgedrückt – „unbemannten Systemen“ nicht mehr vorbei. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie effektiv diese Systeme sind. Aus sicherer Distanz gesteuert, können die relativ günstigen Drohnen den Gegner nicht nur aufklären, sondern häufig auch direkt bekämpfen. Truppenbewegungen sind kaum noch möglich, ohne ins Visier der Drohnen zu geraten. Selbst kleine Schützengruppen oder einzelne Gefechtsfahrzeuge werden unvermittelt aus der Luft angegriffen.
Im Ukraine-Krieg sind gerade fliegende Klein- und Kleinstdrohnen zu einem bestimmenden Faktor geworden: Sowohl die Invasoren aus Russland als auch die ukrainischen Streitkräfte setzen sie ein, um den Gegner und seine kritischen Infrastrukturen zu bedrohen und anzugreifen. Gleichzeitig ist der technologische Fortschritt in diesem Bereich rasend schnell. Das Verteidigungsministerium hatte deshalb Ende letzten Jahres eine „Task Force Drohne“ eingesetzt, um Chancen und Risiken der militärischen Trend-Technik auszuloten – und um Veränderungen anzustoßen. Auf einer Tagung zur Drohnentechnik an der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition in Meppen wurde nun der Schulterschluss mit Praktikern aus den Streitkräften, Beschaffern, Wehrtechnikern und Wissenschaftlern sowie der Industrie gesucht.
Drohnen als Schlüsseltechnologie
„Drohnen sind längst zum Sinnbild und zur Schlüsseltechnologie für den Krieg der Zukunft geworden“, sagte General Carsten Breuer zum Auftakt der Tagung. Unbemannte Systeme würden sowohl für die Aufklärung als auch für den Angriff immer wichtiger, so der Generalinspekteur der Bundeswehr – und ihre Bedienung sei mittlerweile äußerst einfach. Das bedeute auch, dass man sich auf die Abwehr von Drohnenangriffen vorbereiten müsse: „Wir müssen uns auf ein extrem breites Bedrohungsspektrum einstellen.“
Schnelles und entschlossenes Handeln sei angezeigt, so der ranghöchste Soldat Deutschlands. „Der Einsatz von Drohnen wird immer entscheidender. Unsere potenziellen Gegner haben einen ordentlichen Vorsprung und den müssen wir aufholen.“ In kürzester Zeit müssten pragmatische und praktikable Lösungen gefunden werden, um der Drohnen-Gefahr zu begegnen, so Breuer. „Unverbindlichkeit können wir uns nicht mehr leisten – denn ab 2029 wäre Russland nach unseren Einschätzungen in der Lage, die NATONorth Atlantic Treaty Organization anzugreifen.“
Fokus auf Klein- und Kleinstdrohnen
Um schnell zu Ergebnissen zu kommen, brauche es ein paralleles Vorgehen von Wehrtechnik, Wissenschaft, Industrie und Nutzern, ergänzte Brigadegeneral Wolfgang Jordan. „Der Fokus liegt auf kurzfristigen Verbesserungen, insbesondere im Bereich der fliegenden Klein- und Kleinstdrohnen und deren Abwehr“, so der Leiter der „Task Force Drohne.“ Zunächst wolle man kommerzielle Kleindrohnen kaufen, um Soldatinnen und Soldaten daran auszubilden und Erfahrungen zu sammeln. Auch sei es gelungen, die Stückzahlen der von der Bundeswehr geplanten Beschaffungen von Drohnen und Drohnenabwehrsystemen zu erhöhen.
Mittelfristig sollen Konzepte zum Schutz der Liegenschaften der Bundeswehr erarbeitet und danach der Einstieg in die Nutzung und die Abwehr von „Loitering Munition Systems“ – also der gefürchteten Kamikazedrohnen – gefunden werden.
„Drohnen stehen für eine technologische Entwicklung, die sich in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz rasend schnell vollzieht“, stellt Jordan fest. Die Entwicklung der Drohnentechnik werde die Streitkräfte in den nächsten zehn bis 15 Jahren grundlegend verändern. Das sei eine Herausforderung für die gesamte Bundeswehr – und deshalb brauche es das Miteinander aller Akteure in diesem Bereich. „Wir haben die Ernsthaftigkeit der Lage in diesem Hochtechnologiefeld erkannt“, so Jordan zum Abschluss der Tagung. Potenzielle Gegner dürften nicht gewinnen, schloss der Brigadegeneral.