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Krieg zwischen Israel und der Hamas: „Im Kreml ist man sehr froh darüber“

Krieg zwischen Israel und der Hamas: „Im Kreml ist man sehr froh darüber“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Israel steht seit dem 7. Oktober im Krieg mit der Hamas. Die islamistische Terrororganisation hatte den jüdischen Staat vom Gazastreifen aus überfallen und rund 1.400 Menschen bestialisch ermordet. Prof. Dr. Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München ordnet die weltweiten Folgen der Terrorattacke für die „Nachgefragt“-Community ein.

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Carlo Masala ist Politikprofessor an der Universität der Bundeswehr in München. Mit Nachgefragt-Moderator Major David Zeidler spricht er über die weltweiten Folgen des Krieges im Nahen Osten und wie Russland ihn für sich nutzen möchte.

„Es ist nicht so, dass man von der Hamas nicht erwartet hätte, dass sie Operationen in Israel zur Geiselnahme oder zur Tötung von Israelis durchführt – aber in dem Ausmaß war das bis dato völlig unbekannt“, so Masala über die beispiellose Attacke der palästinensischen Terrororganisation. „Man ist ja gleichzeitig aus der Luft, zu Lande und von der Seeseite vorgegangen. Das kannte man so von der Hamas bisher nicht.“

Islamisten töteten 1.400 unschuldige Menschen

Israel war von der Attacke der Islamisten völlig überrascht worden. 1.400 Menschen – fast alle Zivilisten – wurden teils vor laufender Kamera gefoltert und ermordet. 230 Menschen wurden in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen entführt. „Die Hamas hat mit diesem terroristischen Anschlag der Idee der Stärke Israels einen schweren Schlag zugefügt“, sagt Masala zu Major David Zeidler, dem „Nachgefragt“-Moderator. Israel gelte als Schutzraum für verfolgte Jüdinnen und Juden weltweit. „Von daher sind die psychologischen Wirkungen dieses Anschlags für Israel, für seine Bevölkerung, für die Juden weltweit, nicht zu unterschätzen.“

Israel kämpft um seine Existenz

Israel hatte der Hamas nach dem Angriff den Krieg erklärt und deren vollständige Vernichtung angekündigt. Die Terror-Infrastruktur im Gazastreifen wird zerstört, Hamas-Offizielle werden gezielt getötet. „Es geht Israel darum, seine strategische Abschreckung vor terroristischen Angriffen wiederherzustellen. Es geht aber auch darum, in der Region ein starker Staat zu bleiben“, sagt Masala, der an der Bundeswehr-Universität in München angehende Offiziere in internationaler Politik unterrichtet. „Sollte der Nimbus dieser israelischen Stärke verloren gehen, wird das auch Auswirkungen haben auf die Beziehungen Israels zu seinen arabischen Nachbarn.“
 

Zwei-Staaten-Lösung mit der Hamas illusorisch

Die von der internationalen Gemeinschaft immer wieder geforderte Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten sei mit den palästinensischen Terroristen nicht zu machen, so Masala. „Die Hamas ist keine Organisation, die versucht, eine Zwei-Staaten-Lösung herbeizuführen – also für die Palästinenser einen eigenen Staat erkämpft. Sondern das Ziel der Hamas ist es, Israel auszulöschen.“ Insofern gebe es auch keine Basis für Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien, so der Politikprofessor. „Die Hamas möchte eine Ein-Staaten-Lösung, nämlich ein Palästina ohne Israel. Und damit ist jeder Ruf nach Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas und das Einbinden in eine Zwei-Staaten-Lösung illusorisch.“

Russland will Krieg im Nahen Osten nutzen

Der russische Präsident Wladimir Putin versuche nun, den Konflikt für seine Zwecke zu nutzen: „Ich glaube, im Kreml ist man sehr froh darüber“, so Masala. Da die Welt nach Gaza schaue, gerate der russische Angriffskrieg in der Ukraine aus dem Fokus – und das komme Russland gelegen. „Die berechtigte Annahme Putins ist es sicherlich, dass über diese Unterstützung für Israel die Unterstützung für die Ukraine nachlassen wird.“ Putin wolle sich mehr denn je als Führer der antikolonialen Bewegung weltweit präsentieren, so Masala. Auch deshalb habe er sich eindeutig auf die Seite der Hamas geschlagen.

Weltweiter Antisemitismus wurde unterschätzt

Nach dem Terrorangriff waren in vielen Ländern rund um den Globus antisemitische Proteste gegen Israel ausgebrochen – nicht nur in der arabischen Welt, sondern auch in Europa und Deutschland. „Wir sehen die konkreten innenpolitischen Auswirkungen eines außenpolitischen Konfliktes überall auf der Welt, und das in einer Massivität ungeahnten Ausmaßes“, sagt Masala über die häufig auch gewalttätigen Demonstrationen. „Wir sollten uns gewahr werden, dass der Antisemitismus weltweit sehr, sehr stark verbreitet ist. Und wir diesen Antisemitismus deutlich unterschätzt haben.“

Deutschland müsse seine Schlüsse aus den Entwicklungen im Nahen Osten und den Demonstrationen in Berlin und anderen deutschen Städten ziehen. „Wir müssen realisieren, dass wir keine Schweiz sind, die sich aus allem heraushalten kann – sondern das alles auch eine Auswirkung auf uns hat“, so Carlo Masala. Die demokratische Staatsordnung müsse von einer wehrhaften Gesellschaft beschützt werden. 
 

von Timo Kather

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