HIVHumanes Immundefizienz-Virus, Tuberkulose, Malaria: Die Arbeit von Infektiologinnen und Infektiologen fängt da an, wo Impfungen gebraucht und Antibiotika nötig werden. Oberfeldarzt Antonio A. ist einer von ihnen. Als Oberarzt für Innere Medizin und Infektiologie am Bundeswehrkrankenhaus Berlin kümmert er sich um besonders schwere Fälle.
Sein erster Weg führt Oberfeldarzt Antonio A.* jeden Morgen in die Umkleide des Bundeswehrkrankenhauses Berlin. Nachdem er sich umgezogen hat, trifft sich der Oberarzt für Innere Medizin und Infektiologie mit seinem Team auf der Infektionsstation. Er lässt sich ein kurzes Lagebild über die zurückliegende Nacht geben – vor allem muss er wissen, wie es seinen Patientinnen und Patienten geht. „Das ist ganz wichtig, da das Pflegeteam den engsten Kontakt zu den Patienten und Patientinnen hat“, betont er. Danach geht es in die Morgenbesprechung mit der ganzen Klinik. Schließlich will der Oberfeldarzt auch wissen, wie es auf den anderen Stationen läuft.
Hinterher geht es für A. zur Visite. „Das mache ich zusammen mit unserem Assistenzarzt. Er ist unserer Station fest zugeteilt und muss wissen, was heute alles zu tun ist“, erklärt er. Die Patientinnen und Patienten des Oberarztes müssen beispielsweise wegen schweren Lungenentzündungen, Tuberkulose, HIVHumanes Immundefizienz-Virus oder Malaria behandelt werden. Erst sind die Patientinnen und Patienten an der Reihe, die stationär behandelt werden.
Im Anschluss kümmert sich A. um die Menschen aus der Ambulanz: „Hier betreuen wir Soldatinnen und Soldaten mit den verschiedensten Infektionserkrankungen, wir impfen auch gegen spezielle Erreger wie Gelbfieber oder Dengue oder wir beraten rund um die Verschreibung der PrEP (medikamentöse HIVHumanes Immundefizienz-Virus-Präexpositionsprophylaxe).“
Nach der Mittagspause geht es für den Oberfeldarzt genauso weiter. Antibiotika müssen verschrieben, Ergebnisse der mikrobiologischen Proben besprochen und Kolleginnen und Kollegen aus anderen Klinikbereichen oder den Sanitätsversorgungszentren beraten werden. „Als Infektiologe gibt es im ganzen Krankenhaus etwas zu tun“, erzählt er.
Ein Beispiel ist die Antibiotika-Visite, die er zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Mikrobiologie und der Apotheke macht. „Da gehen wir quasi durch die gesamte Klinik und sprechen mit den Assistenzärztinnen und Fachärzten der anderen Bereiche im Krankenhaus über die besonders schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit komplizierten bakteriellen Infektionen.“ Insbesondere gehe es darum, welche Antibiotika zu verabreichen seien. „Das ist gerade heute im Zeitalter von multiresistenten Bakterien ein ganz wichtiges Thema und ein Schwerpunkt der Arbeit von uns Infektiologen“, sagt A.
Zum Ende des Arbeitstages trinkt der Oberarzt bei seiner Nachmittagsbesprechung auf Station immer noch einen Kaffee mit dem Pflegepersonal. „Das Ritual ist mir wichtig: Gearbeitet wird im Team. Alle müssen sich auf alle verlassen können.“
Unverhofft kommt oft
Als Antonio A. 2001 seinen Wehrdienst leistete, konnte er sich noch nicht vorstellen, einmal Infektiologe zu werden – und schon gar nicht bei der Bundeswehr. „Mein damaliger Vorgesetzter hat mir vorgeschlagen, Offizier zu werden“, erinnert sich der Oberfeldarzt. „Geplant hatte ich das eigentlich nicht.“ Gegen Ende seines Wehrdienstes bewarb sich A. und wurde genommen. „Kurz darauf habe ich dann schon mein Medizinstudium an der Universitätsklinik der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) Aachen angefangen.“
Im Studium besuchte der heute 40-jährige Arzt einen Sonderkurs über Reisemedizin und machte ein Praktikum in der Tropenmedizin an der Universität Kairo. „Ich habe irgendwie schon immer auf meinen heutigen Job hingearbeitet, damals war mir das so aber nicht bewusst“, stellt er fest.
Nach seinem Medizinstudium begann er seine Facharztausbildung in der Inneren Medizin am Bundeswehrkrankenhaus in Berlin. Dessen erster Abschnitt dauerte zwei Jahre. Dann ging es als Truppenarzt nach Wunstorf. „Damals war Wunstorf noch Standort für Transall-Transportflugzeuge. Die Umstellung auf das Nachfolgemodell A400M hatte gerade erst begonnen. Kein Wunder, dass ich dort in den Kontakt mit der Flugmedizin gekommen bin“, schmunzelt der Oberfeldarzt.
Nach einem flugmedizinischen Lehrgang in Fürstenfeldbruck wurde er vom Personalamt gefragt, ob er sich vorstellen könne, Fliegerarzt der Flugbereitschaft zu werden. „Da habe ich natürlich ja gesagt.“
Nach zwei Jahren als Truppenarzt in Wunstorf wechselte er also nach Köln, wo er als Fliegerarzt in einer sogenannten fliegenden Intensivstation diente, einem für die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten umgerüsteten Flugzeug. Vom Flughafen Köln-Wahn ging es zu Einsätzen in der halben Welt. „Besonders einprägsam waren die Rückholflüge aus den Einsätzen in Afghanistan und Mali“, findet der Oberfeldarzt.
Später arbeitete er auch als Assistenzarzt an einem Militärkrankenhaus in El Paso, USA. „Es war total spannend, das Krankenhaussystem der USUnited States-Streitkräfte kennenzulernen“, erinnert er sich. Nach einer weiteren Station in Hamburg arbeitet A. nun seit 2020 wieder in Berlin – immer im Dienst an seinen Patientinnen und Patienten.
Die Arztausbildung in der Bundeswehr
Lehrgang
Inhalt
Dauer
Ort
Grundausbildung
Allgemeinmilitärische Grundfertigkeiten
3 Monate
Feldkirchen, Niederbayern
Medizinstudium
Naturwissenschaftliches und medizinisches Grundstudium sowie klinische Praktika
6 Jahre
Zivile Universitäten in ganz Deutschland
Erster Teil der Facharztausbildung
Fachspezifische Ausbildung
2 Jahre
Bundeswehrkrankenhaus
Truppenarztverwendung
Allgemeinmedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten
3–4 Jahre
Sanitätsversorgungszentrum der Bundeswehr
Zweiter Teil der Facharztausbildung
Fachspezifische Ausbildung
3–4 Jahre
Bundeswehrkrankenhaus
Interview mit Oberfeldarzt Antonio A.
Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten?
Im Team zu arbeiten und einen sozialen Beruf zu haben. Ich arbeite wahnsinnig gerne mit und für Menschen. Der Arztberuf ist ein Traumberuf. Teil eines großen Teams zu sein, den Patientinnen und Patienten zu helfen und junge Menschen in Medizin auszubilden, macht mir Spaß.
Warum haben Sie sich für eine militärische Laufbahn entschieden?
Ich habe mich als Wehrpflichtiger für die Laufbahn der Sanitätsoffiziere entschieden. Mich hat die erlebte Kameradschaft überzeugt und ich möchte einen Beitrag zum guten Funktionieren unseres Staates leisten. Die frühe finanzielle Unabhängigkeit war ebenso sehr wichtig.
Was würden Sie einem Menschen raten, der Ihren Beruf ausüben möchte?
Das ist eine große Frage, weil sie an verschiedene Gruppen adressiert: Wer gerne Arzt werden will, das ist ja durch unseren Numerus clausus in Deutschland gar nicht so einfach immer, der sollte, wenn es da Herausforderungen gibt, seine Ziele verfolgen und nicht aufgeben. Das klappt schon. Und wenn man schon ein Arzt ist, dann sollte man mal anrufen. Dann können wir spezifisch beraten und helfen.
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