Jobporträt

Im Kampf gegen Viren, Bakterien und Parasiten: Als Infektiologe bei der Bundeswehr

Im Kampf gegen Viren, Bakterien und Parasiten: Als Infektiologe bei der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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HIVHumanes Immundefizienz-Virus, Tuberkulose, Malaria: Die Arbeit von Infektiologinnen und Infektiologen fängt da an, wo Impfungen gebraucht und Antibiotika nötig werden. Oberfeldarzt Antonio A. ist einer von ihnen. Als Oberarzt für Innere Medizin und Infektiologie am Bundeswehrkrankenhaus Berlin kümmert er sich um besonders schwere Fälle. 

Eine männliche Person betritt mit Handschuhen und einer Mund- und Nasenschutzmaske einen Raum

Oberarzt in der Infektiologie: Der 40-jährige Oberfeldarzt Antonio A. behandelt Patientinnen und Patienten mit schweren Infektionen. Schon vor der Coronapandemie durften in der Infektiologie viele Zimmer nur mit Maske betreten werden.

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Sein erster Weg führt Oberfeldarzt Antonio A.* jeden Morgen in die Umkleide des Bundeswehrkrankenhauses Berlin. Nachdem er sich umgezogen hat, trifft sich der Oberarzt für Innere Medizin und Infektiologie mit seinem Team auf der Infektionsstation. Er lässt sich ein kurzes Lagebild über die zurückliegende Nacht geben – vor allem muss er wissen, wie es seinen Patientinnen und Patienten geht. „Das ist ganz wichtig, da das Pflegeteam den engsten Kontakt zu den Patienten und Patientinnen hat“, betont er. Danach geht es in die Morgenbesprechung mit der ganzen Klinik. Schließlich will der Oberfeldarzt auch wissen, wie es auf den anderen Stationen läuft.

Hinterher geht es für A. zur Visite. „Das mache ich zusammen mit unserem Assistenzarzt. Er ist unserer Station fest zugeteilt und muss wissen, was heute alles zu tun ist“, erklärt er. Die Patientinnen und Patienten des Oberarztes müssen beispielsweise wegen schweren Lungenentzündungen, Tuberkulose, HIVHumanes Immundefizienz-Virus oder Malaria behandelt werden. Erst sind die Patientinnen und Patienten an der Reihe, die stationär behandelt werden. 

Im Anschluss kümmert sich A. um die Menschen aus der Ambulanz: „Hier betreuen wir Soldatinnen und Soldaten mit den verschiedensten Infektionserkrankungen, wir impfen auch gegen spezielle Erreger wie Gelbfieber oder Dengue oder wir beraten rund um die Verschreibung der PrEP (medikamentöse HIVHumanes Immundefizienz-Virus-Präexpositionsprophylaxe).“ 

Nach der Mittagspause geht es für den Oberfeldarzt genauso weiter. Antibiotika müssen verschrieben, Ergebnisse der mikrobiologischen Proben besprochen und Kolleginnen und Kollegen aus anderen Klinikbereichen oder den Sanitätsversorgungszentren beraten werden. „Als Infektiologe gibt es im ganzen Krankenhaus etwas zu tun“, erzählt er.

Eine Nahaufnahme von zwei Händen. Eine Probe tropft auf eine Petrischale.

Um sicher zu gehen um welchen Erreger es sich genau handelt, sammelt Oberfeldarzt Antonio A. Proben von erkrankten Soldatinnen und Soldaten. So können auf Petrischalen Kulturen des Erregers angelegt werden (Symbolbild).

Bundeswehr/Jonas Weber
Eine Aufnahme von einem Affenpockenvirus unter einem Mikroskop

Dank dieser Kulturen können Erreger dann leichter unter dem Mikroskop identifiziert werden. Hier zu sehen ist das Affenpockenvirus, wie es Zellen in der Zellkultur zerstört (Symbolbild).

Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr/IBM

Ein Beispiel ist die Antibiotika-Visite, die er zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Mikrobiologie und der Apotheke macht. „Da gehen wir quasi durch die gesamte Klinik und sprechen mit den Assistenzärztinnen und Fachärzten der anderen Bereiche im Krankenhaus über die besonders schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit komplizierten bakteriellen Infektionen.“ Insbesondere gehe es darum, welche Antibiotika zu verabreichen seien. „Das ist gerade heute im Zeitalter von multiresistenten Bakterien ein ganz wichtiges Thema und ein Schwerpunkt der Arbeit von uns Infektiologen“, sagt A.

Zum Ende des Arbeitstages trinkt der Oberarzt bei seiner Nachmittagsbesprechung auf Station immer noch einen Kaffee mit dem Pflegepersonal. „Das Ritual ist mir wichtig: Gearbeitet wird im Team. Alle müssen sich auf alle verlassen können.“

Unverhofft kommt oft

Als Antonio A. 2001 seinen Wehrdienst leistete, konnte er sich noch nicht vorstellen, einmal Infektiologe zu werden – und schon gar nicht bei der Bundeswehr. „Mein damaliger Vorgesetzter hat mir vorgeschlagen, Offizier zu werden“, erinnert sich der Oberfeldarzt. „Geplant hatte ich das eigentlich nicht.“ Gegen Ende seines Wehrdienstes bewarb sich A. und wurde genommen. „Kurz darauf habe ich dann schon mein Medizinstudium an der Universitätsklinik der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) Aachen angefangen.“

Im Studium besuchte der heute 40-jährige Arzt einen Sonderkurs über Reisemedizin und machte ein Praktikum in der Tropenmedizin an der Universität Kairo. „Ich habe irgendwie schon immer auf meinen heutigen Job hingearbeitet, damals war mir das so aber nicht bewusst“, stellt er fest.

Nach seinem Medizinstudium begann er seine Facharztausbildung in der Inneren Medizin am Bundeswehrkrankenhaus in Berlin. Dessen erster Abschnitt dauerte zwei Jahre. Dann ging es als Truppenarzt nach Wunstorf. „Damals war Wunstorf noch Standort für Transall-Transportflugzeuge. Die Umstellung auf das Nachfolgemodell A400M hatte gerade erst begonnen. Kein Wunder, dass ich dort in den Kontakt mit der Flugmedizin gekommen bin“, schmunzelt der Oberfeldarzt.

Nach einem flugmedizinischen Lehrgang in Fürstenfeldbruck wurde er vom Personalamt gefragt, ob er sich vorstellen könne, Fliegerarzt der Flugbereitschaft zu werden. „Da habe ich natürlich ja gesagt.“ 

Nach zwei Jahren als Truppenarzt in Wunstorf wechselte er also nach Köln, wo er als Fliegerarzt in einer sogenannten fliegenden Intensivstation diente, einem für die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten umgerüsteten Flugzeug. Vom Flughafen Köln-Wahn ging es zu Einsätzen in der halben Welt. „Besonders einprägsam waren die Rückholflüge aus den Einsätzen in Afghanistan und Mali“, findet der Oberfeldarzt.

Später arbeitete er auch als Assistenzarzt an einem Militärkrankenhaus in El Paso, USA. „Es war total spannend, das Krankenhaussystem der USUnited States-Streitkräfte kennenzulernen“, erinnert er sich. Nach einer weiteren Station in Hamburg arbeitet A. nun seit 2020 wieder in Berlin – immer im Dienst an seinen Patientinnen und Patienten. 

Die Arztausbildung in der Bundeswehr

LehrgangInhaltDauerOrt
GrundausbildungAllgemeinmilitärische Grundfertigkeiten3 MonateFeldkirchen, Niederbayern
MedizinstudiumNaturwissenschaftliches und medizinisches Grundstudium sowie klinische Praktika6 JahreZivile Universitäten in ganz Deutschland
Erster Teil der FacharztausbildungFachspezifische Ausbildung2 Jahre

Bundeswehrkrankenhaus

TruppenarztverwendungAllgemeinmedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten 3–4 Jahre

Sanitätsversorgungszentrum der Bundeswehr

Zweiter Teil der FacharztausbildungFachspezifische Ausbildung3–4 JahreBundeswehrkrankenhaus

*Namen zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

3 Fragen an den Oberfeldarzt

Eine Porträtaufnahme von Oberfeldarzt Antonio A.
Bundesweh /Thilo Pulpanek

Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten?

Eine Porträtaufnahme von Oberfeldarzt Antonio A.

Im Team zu arbeiten und einen sozialen Beruf zu haben. Ich arbeite wahnsinnig gerne mit und für Menschen. Der Arztberuf ist ein Traumberuf. Teil eines großen Teams zu sein, den Patientinnen und Patienten zu helfen und junge Menschen in Medizin auszubilden, macht mir Spaß.

Warum haben Sie sich für eine militärische Laufbahn entschieden?

Eine Porträtaufnahme von Oberfeldarzt Antonio A.

Ich habe mich als Wehrpflichtiger für die Laufbahn der Sanitätsoffiziere entschieden. Mich hat die erlebte Kameradschaft überzeugt und ich möchte einen Beitrag zum guten Funktionieren unseres Staates leisten. Die frühe finanzielle Unabhängigkeit war ebenso sehr wichtig.

Was würden Sie einem Menschen raten, der Ihren Beruf ausüben möchte?

Eine Porträtaufnahme von Oberfeldarzt Antonio A.

Das ist eine große Frage, weil sie an verschiedene Gruppen adressiert: Wer gerne Arzt werden will, das ist ja durch unseren Numerus clausus in Deutschland gar nicht so einfach immer, der sollte, wenn es da Herausforderungen gibt, seine Ziele verfolgen und nicht aufgeben. Das klappt schon. Und wenn man schon ein Arzt ist, dann sollte man mal anrufen. Dann können wir spezifisch beraten und helfen.

von Arthur Mertens

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