Kampf gegen das Coronavirus: Bundeswehr hilft bei Test von neuer App

Kampf gegen das Coronavirus: Bundeswehr hilft bei Test von neuer App

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Es ist der erste Probelauf der App, die künftig im Kampf gegen das Coronavirus Leben retten soll: Soldaten des Wachbataillons laufen entlang festgelegter Markierungen am Boden. Kameras und Smartphones verfolgen jede Bewegung. Außerhalb der Öffentlichkeit haben heute Wissenschaftler des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) mit Hilfe der Bundeswehr die neue App zur Verfolgung von Corona-Infektionsfällen getestet.

Soldaten mit Atemschutzmasken in einem Raum. Ein Soldat breitet die Arme aus und trägt rote und gelbe Bänder an den Armen

Soldaten testen in der Julius-Leber-Kaserne die Corona-Tracking-App.

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Der Feldversuch in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin soll Schwachstellen und Fehler in der Software identifizieren. Künftig soll die App anzeigen, welche Personen sich in kurzer Distanz zu Infizierten aufgehalten haben.

Schnelle und unbürokratische Hilfe

Ein Team von rund 130 Wissenschaftlern und Ingenieuren aus acht Ländern arbeitet seit Wochen an der App. Neben dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut ist auch das Robert-Koch-Institut (RKI) beteiligt. Die zweitägige Unterstützung der Bundeswehr erfolgt auf dem ganz kurzen Dienstweg: Staatssekretär Peter Tauber hatte nach einem Treffen mit dem Leiter des HHI Thomas Wiegand die Hilfe der Bundeswehr in Aussicht gestellt. „Wir stehen derzeit mitten in der technischen Erprobung. Die Zeit drängt: Geplant ist, die App bis zum 17. April zum Download bereit zu stellen“, sagt der Versuchsleiter Ralf Schäfer. Getestet würden die Algorithmen der App bei der praktischen Anwendung. „Künftig soll die Software nicht nur in Deutschland, sondern in mehreren europäischen Ländern, unter anderem in Italien, Spanien und Frankreich zum Einsatz kommen.“ Für den Praxistest waren die Wissenschaftler auf der Suche nach Testpersonen und einem Versuchsgelände. „Für einen Aufruf in der Bevölkerung hatten wir keine Zeit. Die Bundeswehr konnte uns innerhalb kürzester Zeit Personal und die Infrastruktur zur Verfügung stellen“, sagt Schäfer.

Eine Gruppe von Soldaten mit Mundschutzmasken hört einem Mann zu, der ein Smartphone in der Hand hält

Ein Mitarbeiter des Heinrich-Hertz-Instituts erklärt den Soldaten den Versuchsablauf.

Bundeswehr/Torsten Kraatz

App entspricht den datenschutzrechtlichen Standards

Der Test läuft gleichzeitig in drei Räumen und auf zwei Freiflächen. Für das Experiment erhielten 50 Soldaten Handys mit einer Testversion der RKI-App. Zudem wurden sie an der Uniform mit Nummern und Farbcodes versehen. Die Bewegungen der Soldaten werden mit mehreren Kameras aufgezeichnet und ausgewertet. An den fünf Versuchsorten ist eine Teststrecke mit Pfeilen und 50x50 Zentimeter großen Quadraten auf den Boden markiert. Erst zu zweit, am Ende zu zehnt müssen die Soldaten die festgelegte Strecke ablaufen und für jeweils eine bestimmte Zeit in den Quadraten stehen bleiben. Oberstabgefreiter Emmanuel Adusel ist einer der Testpersonen: „Nach den schlechten Nachrichten der letzten Zeit bin ich froh, an etwas Nützlichem mitzuarbeiten.“

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Die App zeichnet den Kontakt mit anderen Personen auf, die ebenfalls die Software auf ihren Smartphones installiert haben. Als Kontakt gilt, wenn sich zwei Personen für mindestens zwei Minuten im Abstand von weniger als 1,5 Meter nähern. Falls nun eine Person positiv auf das Coronavirus getestet wird, kann sie freiwillig ihre gespeicherten Daten an einen Server hochladen. Dann erhalten alle Kontaktpersonen über ihre App einen Warnhinweis. „Die App kann freiwillig heruntergeladen werden und entspricht den geltenden datenschutzrechtlichen Standards“, sagt Versuchsleiter Schäfer. Deshalb werden keinerlei Ortsdaten erfasst, statt Satellitenortung oder das Handynetz funktioniert die App über Bluetooth Low Energy. Diese Nahbereichs-Technik hat nur wenige Meter Reichweite und gilt als energiesparend.

Für die Zukunft hofft der Wissenschaftler auf eine „rege Beteiligung“ der Bevölkerung. Gerade für die Phase, wenn die Einschränkungen gelockert und die sozialen Kontakte wieder zunehmen, könne die App wirkungsvoll eingesetzt werden. Schäfer schließt zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht aus, dass sein Forschungsteam erneut auf die Bundeswehr zukommen wird. „Die Arbeit mit den Soldaten des Wachbataillons hat gut funktioniert. Mit Studenten hätte das sicherlich nicht so geklappt“, scherzt Schäfer.

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Welche Person hat sich in kurzer Distanz zu Infizierten aufgehalten? Seit Wochen arbeitet ein Team aus 130 Wissenschaftlern und Ingenieuren aus acht Ländern an einer App, die das feststellen soll. Ein erster Test der App mit 50 Soldatinnen und …
von Patrick Enssle