Jobporträt

Mit Empathie und Sachverstand: Als Truppenpsychologin bei der Bundeswehr

Mit Empathie und Sachverstand: Als Truppenpsychologin bei der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Für Oberregierungsrätin Katja K.* gibt es keine normalen Arbeitstage. Als Truppenpsychologin beim Territorialen Führungskommando der Bundeswehr trägt sie Sorge für die psychische Stabilität der Mitarbeitenden in den Landeskommandos, vermittelt bei Konflikten im Kollegenkreis und hilft Vorgesetzten mit ihrer Menschenkenntnis.

Eine Frau sitzt einem Soldaten gegenüber und führt ein Gespräch

Oberregierungsrätin Katja K. berät Soldatinnen und Soldaten in persönlichen Notlagen und Führungskräfte im Umgang mit ihren Untergebenen

Bundeswehr/Ismael Akbar

Bundeswehrangehörige können sich an Oberregierungsrätin Katja K.* und ihre Kollegen in der Truppenpsychologie der Bundeswehr wenden, wenn sie in einer emotionalen Notlage stecken. Aber hauptsächlich beraten die Psychologen Führungskräfte beim Umgang mit ihren unterstellten Soldatinnen und Soldaten. Zusätzlich agieren sie bei Konflikten als Streitschlichter. Zudem entwickeln sie Konzepte zur Reduzierung psychischer Belastungen und zur mentalen Stärkung der Soldatinnen und Soldaten.

„Das Spektrum ist wirklich sehr groß“, sagt Katja K.*. Sie ist seit 2014 als Truppenpsychologin bei der Bundeswehr tätig. „Was viele überrascht: Der Kern unserer Arbeit ist Führungsberatung. Wir überlegen zusammen mit Vorgesetzten, wie ein Mitarbeitender eingesetzt werden kann oder wie mit Konflikten im Team umzugehen ist.“ Coachings und die Mediation zwischen Konfliktparteien gehören für die Oberregierungsrätin auch zum Geschäft. „Aber in erster Linie gilt es, zuzuhören und ein gutes Lagebild der psychosozialen Lage in der Truppe zu haben.“

Alles bis auf Therapie

Normalerweise kommen die Ratsuchenden von sich aus auf die Truppenpsychologin zu. In einer akuten Notlage – beispielsweise nach einem Dienstunfall oder einer Verwundung im Einsatz – gehen diese aber auch aktiv auf Betroffene zu und bieten ihre Hilfe an. Truppenpsychologinnen und Truppenpsychologen gibt es in jeder Brigade der Streitkräfte und in vielen Ämtern und Dienststellen der Bundeswehr. Das Aufgabenspektrum ist komplex und vielfältig: So haben die Soldatinnen und Soldaten einer Panzergrenadierbrigade häufig andere Bedürfnisse als die Mitarbeitenden einer Behörde.

Truppenpsychologinnen und Truppenpsychologen sind allerdings keine Psychotherapeuten. Sie unterstützen in seelischen Notlagen, empfehlen aber beim Verdacht auf eine psychische Erkrankung den Gang zum Therapeuten. Wird eine Psychotherapie notwendig, kann diese entweder in einem der Bundeswehrkrankenhäuser, bei zivilen Therapeuten oder einem bei der Bundeswehr beschäftigten Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Viel Auswahl bei den Stellen

Um Truppenpsychologin oder Truppenpsychologe zu werden, ist ein Diplom oder ein Master in Psychologie erforderlich. Katja K.* zum Beispiel bewarb sich nach ihrem Studium und einer Ausbildung zur systemischen Psychotherapeutin bei den Streitkräften. Nach dem erfolgreichen Bewerbungsverfahren schlug ihr das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr verschiedene Standorte der Streitkräfte vor, unter denen sie wählen konnte.

Nachdem Katja K.* mit mehreren Lehrgängen auf die Arbeit als Truppenpsychologin in den Streitkräften vorbereitet worden und in verschiedenen Verwendungen innerhalb des psychologischen Dienstes tätig war, ist sie nun beim Territorialen Führungskommando der Bundeswehr in Berlin. „Ich hätte auch in einem Karrierecenter der Bundeswehr, in der Diagnostik eines Bundeswehrkrankenhauses oder in der Lehre arbeiten können“, erzählt sie.

Um fachlich fit zu bleiben, hält sich Katja K.* ständig über die Entwicklungen in ihrem Fachgebiet auf dem Laufenden. „Vieles habe ich in den Lehrgängen gelernt, aber ich habe mich auch selbst belesen und Zusatzliteratur angeschafft, damit ich mich speziell im Feld der Mediation wohlfühle“, sagt sie. Ihre Zusatzausbildung als systemische Psychotherapeutin helfe in vielen Beratungsgesprächen. Voraussetzung für die Einstellung als Truppenpsychologin war sie aber nicht.

Lehrgänge einer Truppenpsychologin

LehrgangInhaltDauerOrt
WehrpsychologieStrukturen der Bundeswehr und des psychologischen Dienstes1 Wocheverschieden
Truppen- und BetriebspsychologieEinzelberatung, Mitwirkung im Psychosozialen Netzwerk (PSNPsychosoziales Netzwerk), Maßnahmen zum Erhalt der psychischen Fitness sowie Einsatzbegleitung 2 Wochenverschieden
Führungs- und LeistungsberatungPsychologische Beratung von Führungskräften1 Woche

verschieden

PsychotraumatologieGrundlagen der Diagnostik und Therapie der akuten und posttraumatischen Belastungsstörungen1 Woche

München

Krisen und InterventionenEingreifen bei traumatischen Ereignissen und Unterstützung bei der Verarbeitung dieser Ereignisse1 Wocheverschieden
Psychosoziale UnterstützungErkennen von psychosozialen Belastungen und psychosoziale Unterstützung (PSUPsychosoziale Unterstützung) von Soldatinnen und Soldaten und ihren Angehörigen1 WocheMünchen
Peer-Lehrgang

Entwicklung psychosozialer Kompetenzen für die Krisenintervention

2 WochenKöln
Umgang mit Extremsituationen

Vorbereitung von militärischem und zivilen Personal der Bundeswehr auf psychologisch besonders belastende Ereignisse

1 Wocheverschieden

Eine Verbeamtung winkt

Truppenpsychologen werden zunächst als Angestellte eingestellt, können aber später bei entsprechender Eignung verbeamtet werden. Das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr unterstützt sie, wenn sie sich auf freiwilliger Basis beruflich weiterbilden wollen. Die entsprechende berufliche Erfahrung in verschiedenen Verwendungen vorausgesetzt, kann später auch Führungsverantwortung für andere Truppenpsychologinnen und Truppenpsychologen übernommen werden.

Interview mit Truppenpsychologin Katja K.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf am meisten?

Ich mag seine Vielseitigkeit. Ich führe Einzelgespräche mit Ratsuchenden, führe Schulungen durch, unterrichte sogar Rekrutinnen und Rekruten in der Grundausbildung. In den Landeskommandos halte ich Vorträge oder berate den Kommandeur – zum Beispiel zum Thema Homeoffice. Spannend war es, den Aufbau des Territorialen Führungskommandos psychologisch zu begleiten. Ich weiß im Prinzip nie, was der Tag so bringt – und habe dadurch viel Gestaltungsspielraum. Ich kann mich aktiv einbringen und gestalten, aber auch konzeptionell arbeiten.

Warum haben Sie sich für die Bundeswehr entschieden?

Der größte Vorteil, den ich gesehen habe, war, dass man sehr unterschiedlich eingesetzt werden kann, ohne klinische Psychologin werden zu müssen. In meinem Fach ist es oft so, dass die therapeutische Zusatzausbildung Voraussetzung ist und man sonst nicht weiterkommt. In der Bundeswehr braucht man sie für viele Dienstposten nicht. Auch die Themen waren für mich interessant, sowohl dienstlich als auch privat. Das Thema Tod und Trauer spielt hier eine andere Rolle als in der zivilen Welt. Oder die Frage, welche Stärken man braucht, um in den Einsatz gehen zu können. Das fand ich spannend.

Welche Eigenschaften muss eine Truppenpsychologin mitbringen?

Wichtig ist, dass man sehr zugewandt ist und ein positives Menschenbild hat. Es hilft vielen, wenn man ein ehrliches Interesse zeigt und zuhört, ohne zu verurteilen oder zu bewerten. Dass man wirklich Dinge aufnehmen und einen Perspektivwechsel reinbringen kann. Dazu braucht man Empathie. Auch aktives Zuhören sollte man beherrschen – das hört sich leicht an, ist aber eine Kunst. In Konfliktgesprächen ist es wichtig, eine vermittelnde Rolle einnehmen zu können.

*Name zum Schutz der Person abgekürzt.

von Conny Thees

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