Frau Hauptmann Julia S. ist Diplomatin in Uniform: Während die meisten Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst in Deutschland leisten, lebt Julia S. im litauischen Vilnius. Als Militärattachéoffizierin ist sie vor allem für die Aufgaben im Hintergrund der Botschaft zuständig.
„Es ist kein Job wie jeder andere“, beginnt Frau Hauptmann Julia S.* das Gespräch und meint damit ihren Dienst in der deutschen Botschaft. Dort kümmert sie sich als Militärattachéoffizierin um die administrativen Aufgaben der militärischen Vertretung in der deutschen Botschaft.
Verbindung halten
Konkret heißt das: Die Soldatin der Streitkräftebasis bereitet Besuche aus dem militärischen und parlamentarischen Bereich und betreut dabei auch schon mal ganze Crews. Beispielsweise, wenn Schiffe der Deutschen Marine in Litauen sind. Dann kümmert sich Julia S. um die Männer und Frauen vor Ort und knüpft Kontakte zur litauischen Marine, damit Übungsvorhaben und Aufenthalte reibungslos ablaufen können.
Gleichzeitig sieht S. sich auch als „Verbindungselement ins Land“. Der sogenannte Militärattachéstab – damit sind Frau Hauptmann S., ihr Vorgesetzter, der Militärattaché im Dienstgrad Oberst, und ein Stabsfeldwebel als Büroleiter gemeint, ist dafür zuständig, Verbindungen zu schaffen: „Gerade in Litauen ist das mit einer tollen Zusammenarbeit verbunden und wir kümmern uns darum, Wege offenzuhalten.“
Zu Hause in Litauen – und Deutschland
Untergebracht ist Frau Hauptmann Julia S. nicht in einer Kaserne. Sie ist mit Sack und Pack nach Vilnius gezogen und lebt ihr Leben in einer eigenen Wohnung in der litauischen Hauptstadt. Auf das Leben hier wurde sie von der Bundeswehr mit verschiedenen Lehrgängen vorbereitet. In Deutschland absolvierte S. noch einen litauischen Sprachkurs – auch damit beispielsweise der wöchentliche Einkauf nicht zur Hürde wird.
Der Arbeitsalltag von Hauptmann Julia S. ist nicht mit einem „Nine-to-five-Job'' vergleichbar und kein Tag ist wie der andere. Es gilt Besuche zu planen, Konferenzen zu besuchen oder auch bei Anfragen aus Deutschland mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Bei Übungsvorhaben von deutschen Soldatinnen und Soldaten unterstützen S. und ihr Team auch immer mit Beratungsleistungen und helfen bei Absprachen mit offiziellen Stellen.
Julia S. ist gerne in Litauen. Doch Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, ist unter diesen Umständen nicht ganz einfach. S. pendelt nicht jedes Wochenende nach Hause – Treffen mit ihrem Partner müssen also gut geplant sein. Aber ihr Partner unterstütze sie und komme so oft es möglich sei nach Vilnius, freut sich S. Gemeinsam besuchen die beiden Veranstaltungen der Botschaft und auch das stärke den internationalen Zusammenhalt.
Interkulturelle Kompetenz
Mit einem speziellen Lehrgang wurde Julia S. darauf vorbereitet, Büroleiterin eines Attachéstabes zu sein. Ganz wichtig dabei: interkulturelle Kompetenz. Litauen ist ein europäisches Land. Aber manche Dinge sind eben anders als beispielsweise in Deutschland.
Die Armee habe im Land beispielsweise einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland, so S. Kein Nationalfeiertag würde ohne Militärpräsenz auf den öffentlichen Plätzen stattfinden und das Militär genieße ein hohes Ansehen in der Gesellschaft. „Uniformen sind ein normales Bild hier und der Soldatenberuf ist sehr anerkannt und respektiert.“
Politisch, gesellschaftlich und militärisch
Den Zusammenhalt zwischen deutscher und litauischer Armee stärken – dazu tragen auch Hauptmann Julia S. und der deutsche Militärattaché bei. Sei es auf Empfängen, bei Besuchen oder Veranstaltungen bei der deutschen Botschaft in Vilnius: S. und ihr Vorgesetzter sind als Vertreter des deutschen Verteidigungsministeriums dabei.
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, bereitet S. auch täglich ein Medienmonitoring vor: Dafür schaut sie sich verschiedene Beiträge in den litauischen und internationalen Zeitungen an, wertet sie aus und verfolgt damit das Leben in Litauen – politisch, gesellschaftlich und militärisch. Die Erkenntnisse teilt S. mit dem Militärattaché oder mit Mitgliedern der Botschaft.
Julia S.
Am Anfang habe ich mir die Frage gestellt: Deutsche Soldatin in der Botschaft – wie läuft das?
Anfänglich hatte Frau Hauptmann Julia S. sich noch gefragt, wie es als deutsche Soldatin in einer Botschaft werden würde. Mittlerweile hat sie die Aufgabe so gepackt, dass sie damit weitermachen will. Noch gibt es keine konkreten Pläne, wie es nach der Zeit in Litauen weitergeht. Aber eines steht für Julia S. fest: Auf dem diplomatischen Parkett fühlt sie sich wohl und später möchte sie selbst Militärattaché sein oder aber mindestens im multinationalen Bereich bleiben. Andere Kulturen hautnah erfahren – laut S. ist es auch das Beste, was sie als Militärattachéoffizierin erleben könne.
Interview mit Hauptmann Julia S.
Welche Eigenschaften braucht man als Attachéoffizier?
Man muss unbedingt flexibel sein und anpassungsfähig. Jedes Land ist anders und deshalb muss man sich auch an andere Umstände gewöhnen können. Außerdem sollte man kulturell offen sein: In Litauen gibt es nicht viele Dinge, die unterschiedlich sind, aber es sind trotzdem Kleinigkeiten, an die man sich anpassen muss und denen man offen begegnen sollte.
Was ist das Beste an Ihrem Dienstposten?
Es ist die multinationale Zusammenarbeit und die Abwechslung in der Arbeit. Es gibt interessante Zusammenarbeiten mit der enhanced Forward Presence der NATONorth Atlantic Treaty Organization und auch dem Forward Command Element, also der Schnittstelle zu den litauischen Streitkräften im Rahmen der enhanced Vigilance Activities. Auch die Entwicklungen der zukünftigen deutschen Brigade werden hier verfolgt und man kann hautnah erleben, wie sich alles entwickelt. Gerade die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Nationen schafft unvergessliche Eindrücke.
Was würden Sie jemandem empfehlen, der sich für eine Verwendung als Attachéoffizier interessiert?
Auf jeden Fall machen! Das sind Erfahrungen, die einem keiner mehr nehmen kann, und es trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Ich sehe Neues, ich lerne Neues und bilde mich weiter.
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