Als Oberfeldwebel Daniel S. aus dem Bus steigt, bildet sein Atem kleine Wölkchen. Schnell holt er seine Tuba aus dem Gepäckraum, um sich trotz der Kälte einzuspielen. Heute begleitet er mit seinen Kameradinnen und Kameraden einen Gelöbnisappell in Gera. Das wird bei dem Wetter kein einfacher Auftritt und auch die Sonne geht schon unter.
Für Oberfeldwebel Daniel S.* beginnt ein typischer Arbeitstag bereits eine Stunde vor Dienstbeginn. Nicht im Bus nach Gera, sondern bei sich in der Löberfeldkaserne in Erfurt. Bevor er zusammen mit seinen Musikerkameradinnen und Kameraden zum Morgenappell antritt, spielt er sich mit seinem Instrument ein. „Ich würde am liebsten den ganzen Tag üben“, sagt er.
Nach dem Antreten um acht Uhr bleibt wenig Zeit für den Musiker. „Schon um halb zehn findet die Tutti-Probe statt, bis dahin muss jeder eingespielt und vorbereitet sein“, so der Oberfeldwebel. Beim Luftwaffenmusikkorps aus Erfurt werden natürlich viele Begriffe aus der Musik benutzt. „Die Tutti-Probe ist eine Gesamtprobe, bei der das ganze Orchester anwesend ist“, erklärt Daniel S.
Bis zum Mittag folgen weitere Proben in den unterschiedlichen Ensembles. Oberfeldwebel Daniel S. spielt zum Beispiel im Tubaquartett, dem Blechstaffelquintett und in der volkstümlichen Besetzung. Letztere spielt meistens traditionelle Stücke. „Ich hatte schon immer ein Interesse an Marschmusik und anderen volkstümlichen Stücken“, sagt S.
Stehen keine Einsätze wie der in Gera an, wird auch nachmittags geübt. „Bei uns heißt das Einzelstudium“, sagt er. Geprobt werde stets in Uniform, so der Tubaspieler. Auch Dienstsport und militärisches Training stehen auf dem Dienstplan, schließlich ist S. in erster Linie Soldat. Anschließend, aber auch währenddessen, widmet sich der Oberfeldwebel seinem Nebenamt: „Ich kümmere mich als stellvertretender Notenwart darum, dass jeder von uns seine korrekten Noten hat.“
Das Luftwaffenmusikkorps aus Erfurt tritt auch am Wochenende auf – im Schnitt an ein oder zwei Tagen im Monat. „Man muss auf jeden Fall zeitlich flexibel sein, denn man ist viel mit dem Bus unterwegs. Kein Tag ist wie der andere“, sagt Daniel S. Genau deshalb liebe er seinen Job, fügt er hinzu. „Mein Arbeitsalltag hat nur wenig mit dem Beruf eines zivilen Berufsmusikers zu tun. Ich könnte mir keinen anderen mehr vorstellen.“
Von der Musikhochschule zum Militär
Die Karriere von Daniel S. begann mit einem Musikstudium in Weimar. Sein Hauptinstrument ist die Tuba, aber in Weimar beschäftigte er sich auch mit anderen Instrumenten. „Zum Beispiel das Klavier oder das Cimbasso, eine Kontrabassposaune mit Ventilen“, erinnert sich der Oberfeldwebel. Die Ausbildung an einer Musikhochschule ließ er sich einiges kosten. „Gerne gehen die Kosten da in einen sechsstelligen Bereich“, so S. Sein Zwillingsbruder, ebenfalls musisch begabt, ging direkt zur Bundeswehr und wurde dort zum Musikfeldwebel ausgebildet. „Im Gegensatz zu mir wurde er während seines Studiums bezahlt und konnte sich voll auf sein Instrument konzentrieren.“
Nach dem Studium arbeitete Daniel S. mehrere Jahre als freiberuflicher Musiker in Thüringen. Als er 2018 vom Chef des Luftwaffenmusikkorps in Erfurt gefragt wurde, ob er Interesse daran hätte, Soldat und Berufsmusiker bei der Bundeswehr zu werden, musste er nicht lange überlegen. „Ich wollte mein Instrument in Zukunft in Uniform spielen - genau wie mein Bruder“ so S. Dank seiner langjährigen Berufserfahrung konnte er als Seiteneinsteiger mit höherem Dienstgrad eingestellt werden. Sein Probespiel für das Luftwaffenmusikkorps fand dann während des Corona- Lockdowns statt. Natürlich nicht vor Ort, sondern, wie in dieser Zeit üblich, per Videokonferenz.
Militärmusiker wird man nicht aus Versehen
Allerdings muss auch ein Musiksoldat körperlich leistungsfähig sein. „Bis ich meinen Dienst im Juni 2021 antreten konnte, musste ich erstmal richtig fit werden“, sagt S. Wie alle anderen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr auch, muss Oberfeldwebel S. jedes Jahr nachweisen, dass er den harten Anforderungen des Soldatenberufs gewachsen ist: Durch Sporttests, Schießübungen und Leistungsmärsche. „Das hieß: Neben meiner Arbeit erstmal Sport machen und abnehmen“, so S.
Seine militärische Grundausbildung machte S. zusammen mit anderen angehenden Militärmusikerinnen und Militärmusikern in Weißenfels beim Sanitätsregiment 1. Jeder Musiker in Uniform wird nämlich auch zum Sanitäter ausgebildet. „Es war ganz schön ungewohnt, plötzlich Befehle zu bekommen“, erinnert sich der Seiteneinsteiger. „In einem Musikensemble ist der Ton etwas anders, da bittet der Vorgesetzte eher um Dinge, anstatt zu befehlen.“ Aber nachdem er sich an den rauen Ton gewöhnt hatte, kam S. gut zurecht. „Ich habe mich gut mit meinen Ausbildern und Vorgesetzten verstanden. Sie sind immer respektvoll mit uns Rekrutinnen und Rekruten umgegangen.“
Seit zwei Jahren ist Oberfeldwebel Daniel S. nun bei der Bundeswehr. Letztes Jahr flog der 31 Jährige sogar mit seinen Kameradinnen und Kameraden nach Litauen. „Ich war davor noch nie im Ausland und war auch noch nie geflogen“, sagt S. begeistert. „Das Luftwaffenmusikkorps aus Erfurt war in der Vergangenheit schon in ganz Europa, den USA und sogar in Asien unterwegs“, sagt der Musiker. „Ich freue mich schon richtig darauf, wenn ich mit meiner Tuba wieder in den Flieger steigen kann.“
Variabel, in einer Ausbildungseinheit des Sanitätsdienstes der Bundeswehr
Musikfachliches Basismodul
Theoretische und praktische Musikausbildung
8 Monate
Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Hilden
Laufbahnlehrgang zum Feldwebel
Ausbildung zum militärischen Vorgesetzten
9 – 11 Wochen
Sanitätsakademie der Bundeswehr in München
Musikfachliches Aufbaumodul
klassisches Instrumentalstudium im Bachelor-Studiengang „Orchesterinstrumente“
4 Jahre
Robert Schumann Hochschule Düsseldorf (über Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr)
Interview mit Oberfeldwebel Daniel S.
Welche Eigenschaften braucht ein Musikfeldwebel?
Geduld, Flexibilität und Busverträglichkeit. Wenn wir außerhalb Veranstaltungen haben, sind wir meist mehrere Stunden unterwegs. Zum einstündigen Gelöbnis nach Gera sind wir zum Beispiel zwei Stunden hin und zurück gefahren – ohne zu wissen, ob es dort zu kalt sein wird, um spielen zu können.
Spielen Sie und ihre Kameradinnen und Kameraden ihre privaten Instrumente?
Nein, die bekommen wir von der Bundeswehr gestellt. Wir bekommen circa alle 15 Jahre ein neues Instrument. Die alten werden dann aber noch etwa zehn Jahre als sogenannte „Schlechtwetterinstrumente“ benutzt, also für Auftritte bei Regen oder Frost unter freiem Himmel.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?
Ich will auf jeden Fall Musiker bleiben. Musikfeldwebel zu sein ist mein Traumberuf. Einen Wechsel in die Offizierslaufbahn kann ich mir zumindest momentan noch nicht vorstellen. Fachoffiziere haben nämlich kaum noch Zeit, Musik zu machen.
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