Jobporträt

Zwei Welten in einem Job: Zwischen Truppe und Business als Technischer Offizier

Zwei Welten in einem Job: Zwischen Truppe und Business als Technischer Offizier

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4 MIN

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Hauptmann Andreas E. ist Luftfahrzeugtechnischer Offizier der Bundeswehr. Als militärischer Teamleiter Elektrik und Systemtest ist der 32-Jährige in der „Eurofighter Kooperation Zelle“ (EKZEurofighter Kooperation Zelle) zwischen der Luftwaffe und der Firma Airbus Defence and Space in Manching tätig. Seit Juli 2014 ist Andreas E. als Wiedereinsteller nach 23-monatigem Freiwilligem Wehrdienst bei der Truppe.

Ein Mann und ein Soldat besprechen sich vor einem Laptop stehend in einer Werkhalle

Hauptmann Andreas E. ist Luftfahrzeugtechnischer Offizier in der „Eurofighter Kooperation Zelle“ (EKZEurofighter Kooperation Zelle) zwischen Luftwaffe und Airbus Defence and Space in Manching – hier in der Airbus-Halle mit einem zivilen Mitarbeiter bei einer Verkabelungsprüfung

Bundeswehr/Philipp Lietz

Nach Abschluss der Ausbildung kann man Luftfahrzeugtechnischer Offizier für den Eurofighter in einer der Wartungs- und Waffenstaffeln oder der Instandsetzungs- und Elektronikstaffeln der Luftwaffengeschwader werden. „Eine von mehreren möglichen Alternativen ist mein Dienstposten“, erklärt Andreas E.* Er ist bei der Instandsetzungskooperation Kampfflugzeuge auf dem Flugplatz Manching eingesetzt, eine Kooperation zwischen dem Luftwaffenverband Waffensystemunterstützungszentrum 1 und der Firma Airbus Defence and Space. 

Die Kooperation ist sowohl für schwierige und zeitaufwendige Inspektions-, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten am Eurofighter als auch für hochkomplexe Maßnahmen zur Verbesserung des Luftfahrzeuges verantwortlich. In der EKZEurofighter Kooperation Zelle arbeiten Soldatinnen und Soldaten sowie Mitarbeitende von Airbus Defence and Space Hand in Hand.

„Wir haben in unserer Einheit keinen Stab, da wir ein kleines Dienststellensegment sind und vieles eigenständig machen“, so Andreas E. Darum übernehme er auch Tätigkeiten, die nicht die klassischen Aufgaben eines Luftfahrzeugtechnischen Offiziers seien. „Direkt am Luftfahrzeug, im Sinne der Durchführung von mechanischen oder elektrischen Aufgaben arbeite ich allerdings nicht“, klärt der Technische Offizier auf. Den Unteroffizieren sei es vorbehalten, Hand anzulegen am Luftfahrzeug – und natürlich den Prüfoffizierinnen und Systemingenieuren, die eine noch weitergehende Ausbildung haben als ein Luftfahrzeugtechnischer Offizier.

Eurofighter kommen alle 600 Flugstunden nach Manching

Bei der Übung Pacific Skies 24 im Sommer habe beispielsweise zum klassischen militärischen Aufgabenfeld des Technischen Offiziers gezählt, „dass wir Material und Personal vorhalten, falls ein Eurofighter aufgrund eines technischen Defekts nicht weiterfliegen kann“, sagt Andreas E. In diesem Fall hätten mobile Instandhaltungstrupps zum betroffenen Eurofighter verlegt, um ihn instand zu setzen.

Neben dem militärischen Aufgabenbereich fällt das operative Geschäft für die Einheit in Verbindung mit Airbus in den Zuständigkeitsbereich des Hauptmanns: „Da geht es um ganz unterschiedliche Sachen. Wir prüfen: Wie priorisiert man die Luftfahrzeuge, also in welcher Reihenfolge bearbeitet man diese in Abhängigkeit der materiellen und personellen Situation?“

Um den Vertrag mit der Bundeswehr zu erfüllen, müsse Airbus eine bestimmte Anzahl an Luftfahrzeugen jedes Jahr in Manching durch die Instandsetzung schleusen. „Das sind in meinem Fall Eurofighter aus allen deutschen Luftwaffeneinheiten, in denen er eingesetzt ist, also aus den vier fliegenden Verbänden und aus dem Technischen Ausbildungszentrum der Bundeswehr. Diese müssen regelmäßig alle 600 Flugstunden einmal nach Manching, um dort eine tiefergehende Instandsetzung zu bekommen“, erklärt der Technische Offizier.

Militärischer Dienst, ziviles Geschäft: Schnittmenge zweier Welten

„Ich habe meine militärischen Aufgaben und über das Militärische hinaus das Airbus-Geschäft“, sagt Andreas E. Die Bearbeitung von Projekten wie zum Beispiel die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Übungsvorhaben oder die Weiterentwicklung dieses kooperativen Modells – all das falle in den militärischen Aufgabenbereich. Der Hauptmann hat zudem als Leiter zweier Teams Personalverantwortung für rund 50 Personen.

Der Job als Technischer Offizier biete viel Abwechslung. So war Andreas E. im Rahmen seiner Tätigkeit unter anderem auf S3-Tagungen der Geschwader, also Besprechungen, auf denen das für die Instandsetzung der Eurofighter zuständige Führungspersonal zusammenkommt. Auch eine Tagung zur Ausbildung von Soldatinnen und Soldaten während der Umstellung auf DEMARGerman Military Airworthiness Requirements (Deutsche Military Airworthiness Requirements), das Standardverfahren für das Zulassungswesen fliegender Waffensysteme der Bundeswehr, hat er besucht.

Vielfalt und Verantwortung im Job

Zudem sei das Interesse für seinen Dienststellen-Standort groß: Sowohl zivile als auch militärische Besuchsgruppen und Truppenbesuche aus vorgesetzten Dienststellen, die sich ein Bild der Eurofighter-Instandsetzung machen möchten, führt der Hauptmann regelmäßig über den Flugplatz.

Man kann als Technischer Offizier in der Bundeswehr viele unterschiedliche Aufgaben haben“, fasst er zusammen. Die vielfältigen Möglichkeiten, Einsatzbereiche und Aufgaben sowie die große Verantwortung, die man bereits als junger Offizier für Personal und Material habe, machten die Bundeswehr zu einem interessanten Arbeitgeber. Darum habe er Berufssoldat werden wollen. 
 

Die Ausbildung zum Luftfahrzeugtechnischen Offizier bei der Bundeswehr

LehrgangInhaltDauerOrt
GrundausbildungErlernen soldatischer Grundfertigkeiten sowie des allgemeinen Handwerkszeugs eines Soldaten: Dienstgrade, Rechtsunterricht, infanteristische Ausbildung, Schießen, Einsatzersthelfer Alpha, Wachausbildung usw.3 MonateRoth oder Germersheim
Offizierlehrgang Teil IFühren lernen, Gruppen führen, Vorgesetztenfunktionen einnehmen: theoretische Ausbildungen wie Luftwaffenlehre, Rechtsunterricht, Politische Bildung und Militärgeschichte sowie praktische Ausbildungen wie Halten einer Lehrprobe, Führen einer Gruppe im Gelände, Lehrgang Überleben Land usw. sowie Segelfliegen und Luftwaffenwoche 6 MonateFürstenfeldbruck (vermutlich ab 2025/26 in Roth)
Grundpraktikum in Vorbereitung auf technisches Studiumverschiedene technische Inhalte: Firma frei wählbar2 Monatedeutschlandweit
Technisches Studium insbesondere Luft- und Raumfahrttechnik, Maschinenbau, Elektrontechnik, InformatikRegelstudienzeit 4 JahreBundeswehruniversität in München oder Hamburg
Fachpraktikum während des StudiumsFirma frei wählbar 2 Monatedeutschlandweit
Versetzung in erste StammeinheitFliegender Verband der Luftwaffe, dort Durchlaufen der verbandsinternen Ausbildung am Arbeitsplatz (AAP) mit Besuch verschiedener Lehrgänge wie „Betriebsführung und Logistik Kompetenzorientierte Ausbildung“ (KOA)knapp 2 Monate1,5 Monate in Faßberg sowie zwei Wochen „General Familiarization Course Eurofighter“ in Kaufbeuren

*Name zum Schutz abgekürzt.

Interview mit Hauptmann Andreas E. 

Was ist das Beste an Ihrem Job?

Hauptmann Andreas E.

Grundsätzlich ist an der Aufgabe eines Luftfahrzeugtechnischen Offiziers natürlich die Nähe zum Waffensystem, in meinem Fall dem Eurofighter, sehr interessant. Man hat mit technischen Fragestellungen und Herausforderungen zu tun, die es vor allem in Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Unteroffizierebene zu lösen gilt. In erster Linie ist man aber auch Menschenführer und hat Personalverantwortung. Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist eine spezielle Besonderheit eines Luftfahrzeugtechnischen Offiziers der Instandsetzungskooperation Kampfflugzeuge, die die meisten Luftfahrzeugtechnischen Offiziere der Verbände nicht in diesem Ausmaß haben. Diese beleuchtet das Projekt Eurofighter aus einem anderen Blickwinkel und hilft, Herausforderungen der „anderen“ Seite, der der Industrie, besser zu verstehen. Ebenfalls spannend ist natürlich die Zusammenarbeit mit den zivilen Mitarbeitenden der Firma Airbus Defence and Space. Mein Team beispielsweise besteht zum größten Teil aus Zivilisten.

Welche drei Eigenschaften muss man für Ihren Job mitbringen?

Hauptmann Andreas E.

Eine Affinität in Bezug auf Technik, speziell Luftfahrzeugtechnik, ist auf jeden Fall sinnvoll. Grundlagen werden gegebenenfalls im Studium und auf den Lehrgängen vermittelt. Eine gewisse Eigenmotivation, sich Wissen anzueignen, hilft allerdings enorm. Des Weiteren benötigt man als Vorgesetzter ein gutes Gespür für sein unterstelltes Personal. Der respektvolle Umgang und das Einbeziehen deren Meinung in Entscheidungen ist unerlässlich. Eine dritte Eigenschaft, die man als Luftfahrzeugtechnischer Offizier mitbringen sollte, ist Flexibilität. Speziell in einer kleinen Einheit wie meiner, die keinen eigenen Stab besitzt, nimmt man schnell verschiedene Rollen ein.

Welchen Beruf hätten Sie im zivilen Leben?

Hauptmann Andreas E.

Das ist eine sehr gute Frage. Da ich mich unmittelbar nach der Schule für die Bundeswehr entschieden habe und hier bereits vor der Verwendung als Luftfahrzeugtechnischer Offizier als ITInformationstechnik-Offizier eingesetzt war, kann ich das nicht genau sagen. Durch die Bundeswehr habe ich allerdings festgestellt, dass mir die Aufgaben, die eine Funktion als militärischer Führer mit sich bringt, Spaß machen. Deshalb würde ich mir im zivilen Leben jetzt einen Job suchen, in dem ich ebenfalls Personalverantwortung trage und in einem Team zusammenarbeiten kann.

Warum haben Sie sich für eine militärische Laufbahn entschieden?

Hauptmann Andreas E.

Wie viele aus meinem Abiturjahrgang wusste ich nicht genau, was ich nach der Schulzeit machen möchte. Da mich Arbeitgeber wie die Polizei oder die Bundeswehr schon immer interessiert haben und ich in unmittelbarer Nähe zu einem militärischen Flugplatz aufgewachsen bin, hatte ich schon sehr früh Berührung mit der Bundeswehr. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, einen Freiwilligen Wehrdienst zu absolvieren. Das hat mir so sehr gefallen, dass ich mich für die Laufbahn der Offiziere entschieden habe.

Was würden Sie einem Menschen raten, der Ihre Tätigkeit ausüben möchte?

Hauptmann Andreas E.

Seien Sie technisch interessiert, berücksichtigen Sie die Belange und Vorschläge Ihres unterstellten Personals und vergessen Sie bei dem relativ zivilen Umfeld durch die Industrie nicht, dass Sie in erster Linie Soldat sind und auch militärische Verpflichtungen haben.

von Evelyn Schönsee

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