Jobporträt

Kanone statt Kantine

Kanone statt Kantine

Datum:
Ort:
Havelberg
Lesedauer:
4 MIN

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Die gelernte Köchin Jana M. wollte in der Feldküche arbeiten, als sie sich bei der Bundeswehr bewarb. Doch dann wurde ihr ein Dienstposten als Geschützführerin bei der Artillerie vorgeschlagen, und sie sagte zu. Heute führt die 27-Jährige eine Panzerhaubitze 2000 mit vier Mann Besatzung – und kann sich keinen anderen Job mehr vorstellen.

Eine Soldatin sitzt am Bediengerät in einem militärischen Gefechtsfahrzeig

Geschützführerin Jana M. an ihrem Arbeitsplatz in der Panzerhaubitze 2000. Viermal im Jahr geht es auf den Übungsplatz, um den Umgang mit dem Artilleriegeschütz zu trainieren – wie zum Beispiel bei der Übung Ramming Bull in Litauen.

Bundeswehr/Jana Neumann

Der Arbeitsplatz von Frau Oberfeldwebel Jana M. ist kein gewöhnlicher: Es ist eng, stickig und laut in einer Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr. „Am Anfang war ich ganz schön überfordert“, gibt die Soldatin des Panzerartilleriebataillons 375 aus Weiden in der Oberpfalz zu. „Ich habe nur gedacht: Bleib jetzt bitte nirgendwo hängen und mach bloß nichts kaputt.“

Als Jana M. 2017 zur Bundeswehr kam, ahnte sie nicht, dass sie einmal Geschützführerin werden würde. „Der Plan war, Verpflegungsfeldwebel zu werden“, erinnert sie sich. Doch sie habe ihn schnell wieder verworfen, als das Angebot kam, eine Panzerhaubitze 2000 zu führen. „Das war im Rückblick eine wirklich gute Entscheidung“, findet Jana M. Mittlerweile sei ein anderer Job undenkbar.

„Mit der Panzerhaubitze unterstützen wir die Kampftruppe mit Steilfeuer“, fasst Frau Oberfeldwebel ihren Auftrag zusammen. Die Besatzung besteht aus fünf Soldatinnen und Soldaten: Neben der Geschützführerin verrichten ein Fahrer, ein Richtkanonier und zwei Munitionskanoniere ihren Dienst in der 50 Tonnen schweren Haubitze. Wenn Jana M. den Befehl zum Feuern gibt, schickt ihre Besatzung ein rund 50 Kilogramm schweres Artilleriegeschoss auf eine Reise von bis zu 30 Kilometern, um zentimetergenau im Ziel einzuschlagen.

Volle Konzentration beim Schießen

Als echte Heeressoldatin antwortet Oberfeldwebel Jana M. kurz, knapp und präzise. Gesprächig wird sie allerdings, wenn sie über ihren Beruf spricht. „Der Job ist meine Leidenschaft“, sagt sie. Dafür nimmt sie jeden Tag rund 160 Kilometer auf der Autobahn in Kauf, um von ihrem Wohnort Regensburg zu ihrem Verband in der Oberpfalz zu kommen.

Ein typischer Tag beginne für gewöhnlich mit technischem Dienst an der Panzerhaubitze oder mit der Ausbildung des Bedienpersonals – ganz nach Auftragslage. Unterschieden werde zwischen „roter“ und „grüner“ Ausbildung, so M. „Rot meint artilleristische Inhalte, angelehnt an die Farbe unserer Truppengattung“, erklärt die Geschützführerin. Mit grüner Ausbildung, führt sie aus, seien die infanteristischen Anteile gemeint: „Zum Beispiel der ganz normale Gefechtsdienst.“

Bis zu vier Mal im Jahr geht es für Jana M. und ihre Kameradinnen und Kameraden auf den Übungsplatz, um den Umgang mit der Haubitze und auch den scharfen Schuss zu üben. „Vorher gibt es noch einmal eine vorbereitende Ausbildung, damit auf dem Übungsplatz alles glatt läuft“, erläutert die Geschützführerin. Gerade beim Schießen könne viel schiefgehen, so Jana M. „Da müssen alle voll konzentriert sein und ihre Nerven zusammenhalten“, sagt Frau Oberfeldwebel. Als Geschützführerin trägt sie die Verantwortung für die Haubitze und ihr Personal. „Aber dafür bin ich ja ausgebildet.“ 

Die Ausbildung zur Geschützführerin in der Bundeswehr

LehrgangInhaltDauerOrt
Grundausbildung
Lehrgang für Feldwebel- und
Unteroffizieranwärter
Allgemeinmilitärische Fähigkeiten6 MonateAltenstadt
Dienstpostenausbildung zum KanonierKanoniertätigkeiten und Technischer Dienst6 WochenWeiden in der Oberpfalz
Feldwebellehrgang
Allgemeinmilitärischer Fachteil
Gefechtsdienst und Führen einer Gruppe3 MonateDelitzsch
EnglischSprachlehrgang3 MonateDelitzsch
Feldwebellehrgang
Militärischer Fachteil
Ausbildung zum Geschützführer6 MonateIdar-Oberstein

Mit dem Stahlkoloss durch das Gelände

Regelmäßig geht es für Jana M. und ihre Kameraden auch ins Ausland. „Ich war zweimal im Einsatz in Litauen bei eFPenhanced Forward Presence (enhanced Forward Presence) und einmal bei der Übung Breakthrough in Ungarn“, berichtet sie. Dass man viel herumkomme, sei ein großer Vorteil ihres Jobs. „Man sieht wahnsinnig viel und das nicht nur von Deutschland“, sagt Frau Oberfeldwebel. „Man erlebt Dinge, die gibt es nur bei der Bundeswehr. Und das macht den Beruf aus.“

Ein weiterer Vorteil seien die vielen Möglichkeiten, die man geboten bekomme. „Ich kann immer wieder in andere Waffensysteme und Ausbildungen hineinschnuppern“, erklärt sie. Demnächst werde sie auch den Kettenführerschein machen. „Dann darf ich meine Haubitze auch endlich selbst fahren.“

Um Geschützführerin zu werden, brauche es diesen Kettenführerschein aber nicht. „Alles Notwendige lernt man in der Dienstpostenausbildung“, berichtet die 27-Jährige. Und das sei eine ganze Menge. „Es ist wahnsinnig viel, was man lernen muss, um den Job machen zu können.“ Aber es lohnt sich: „Wenn man dann mit so einem Koloss durch das Gelände fährt, dann ist das schon ziemlich cool“, sagt Jana M.

Frau Oberfeldwebel verpflichtete sich auf zwölf Jahre bei der Bundeswehr, mittlerweile wurde sie Berufssoldatin. „Der Soldatenberuf macht mir einfach wahnsinnig Spaß“, teilt sie mit. Wie es für sie weitergeht, weiß sie auch schon: „Die nächsten drei Jahre bleibe ich erst einmal Geschützführerin. Danach steht eventuell eine Verwendung an der Artillerieschule der Bundeswehr an oder ich gehe nach Litauen. Und dann werde ich Zugführerin eines Geschützzuges.“

3 Fragen an Oberfeldwebel Jana M.

Eine Portraitaufnahme von einer Soldatin
Bundeswehr/Jana Neumann

Was wären Sie im zivilen Leben geworden?

Eine Portraitaufnahme von einer Soldatin

Ich habe eine Ausbildung zur Köchin gemacht. Ich wollte eigentlich Verpflegungsfeldwebel werden. Das war der Grund, warum ich überhaupt zum Bund wollte. Ich bin aber froh, es nicht gemacht zu haben. Das wäre nicht meine Erfüllung gewesen. Heute könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, etwas anderes als Geschützführerin zu sein.

Welche Eigenschaften muss eine Geschützführerin mitbringen?

Eine Portraitaufnahme von einer Soldatin

Man sollte schon ein dickes Fell haben – denn man arbeitet in einer Männerdomäne. Und man sollte nicht das zierlichste Mädchen sein, weil man im Dienstalltag genau das leisten muss, was die männlichen Kameraden leisten. Ein Geschoss für die Haubitze wiegt knapp 50 Kilogramm. Das muss man tragen können.

Was würden Sie einem Menschen raten, der ihren Beruf ergreifen möchte?

Eine Portraitaufnahme von einer Soldatin

Was ich ihm ans Herz legen würde, ist, ausreichend Sport zu treiben. Die körperlichen Anforderungen an einen Artilleristen sind hoch, vor allem in der Ausbildung. Ich habe früher selbst Leichtathletik betrieben und im Landeskader Bayerns gekegelt – daher fiel mir das nicht sonderlich schwer.

von Emilia Born

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