„Ist ein Bewohner krank, muss für alle Impflinge Ersatz gesucht werden“

„Ist ein Bewohner krank, muss für alle Impflinge Ersatz gesucht werden“

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Alle willigen Bewohnerinnen und Bewohner der Senioren- und Pflegeeinrichtungen in Rostock haben bereits ihre erste Impfung gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019 erhalten. Für den koordinierten Ablauf sorgen Soldatinnen und Soldaten, die Dienst in den Mobilen Impfteams leisten. Oberstleutnant Gabor Racz, der Leiter des Kreisverbindungskommandos, erklärt die Abläufe.

Ein Soldat im Porträt

Reservist im Einsatz gegen die Corona-Pandemie: Oberstleutnant Gabor Racz, Leiter des Kreisverbindungskommandos Rostock

Bundeswehr/Torsten KRaatz

21 Soldatinnen und Soldaten sind für die Mobilen Impf-Teams (MIT) in der Hansestadt eingeteilt. Hinzu kommen zivile Kräfte: medizinisches Fachpersonal und Ärzte beziehungsweise Ärztinnen. Denn hier impfen zivile Mediziner, nicht Personal der Bundeswehr, wie es im Impfzentrum Schönefeld der Fall ist. Die Nähe zur Universitätsmedizin und zu Kliniken erübrige einen Einsatz des Sanitätspersonals der Bundeswehr, erläutert Oberstleutnant Gabor Racz. Er ist der Leiter des Kreisverbindungskommandos Rostock, „der Verbindungsmann für zivil-militärische Zusammenarbeit zwischen zivilen Behörden der Stadt Rostock und der Bundeswehr“, erläutert er.

Sein aktiver Dienst liegt schon viele Jahre zurück. Aktuell engagiert er sich als Reservist. Bereits im Oktober 2020 ist der Rechtsanwalt „aktiviert“ worden, wie er sagt, um im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu helfen. „Im Grunde mache ich jetzt nichts anderes als in meinem eigentlichen Beruf: Akten bearbeiten“, sagt der Rostocker mit einem Lächeln.

Er hat Freude an seiner Arbeit und ist stolz und froh, wenn er die Ergebnisse sieht: Seit dem 27. Dezember impfen die Mobilen Teams in Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Jetzt seien bereits alle 40 Einrichtungen mit der ersten Dosis versorgt. Die Vorbereitungen für die zweite Runde laufen. Zudem hat das stationäre Impfzentrum in der Hansemesse Rostock jüngst den Betrieb aufgenommen. 17 Soldatinnen und Soldaten unterstützen hier. Natürlich nur, weil zuvor entsprechende Amtshilfeanträge gestellt worden sind. Da kommt Racz ins Spiel: „Ich helfe, die Anträge zu formulieren und auf den Weg zu bringen. Meine Ansprechpartner sind Oberbürgermeister, Senatoren und alle weiteren Beschäftigten in Rostocks Ämtern.“

Zwei Personen in Schutzkleidung sitzen an einem Tisch und bereiten Corona-Impfungen vor

Mit Gefühl und Geduld: Das Mischteam, zivile Notfallsanitäter, vermengt den Impfstoff mit Kochsalzlösung und zieht die Spritzen auf.

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Teams werden täglich neu zusammengesetzt

Die Teams sind fünf Tage die Woche unterwegs. Jeder Tag ist anders, jeden Tag werden die Teams neu zusammengestellt. „Die Zusammensetzung ist immer abhängig davon, wie viele Personen in der jeweiligen Einrichtung geimpft werden sollen“, so Racz. „Große Heime haben bis zu 500 Bewohner. Dort schicken wir natürlich mehrere Teams hin, damit zeitnah alle geimpft werden können.“ Es sei ihnen gelungen, „jede noch so große Einrichtung an einem Tag zu bedienen“, betont Racz und lobt das Engagement und die gute Arbeit der Frauen und Männer. Insgesamt sind es 14 Teams – jeweils bestehend aus einem Soldaten, der dokumentiert, einem oder einer Medizinischen Fachangestellten und einem zivilen Arzt oder einer zivilen Ärztin.

Jedes Team braucht einen Arzt, der den Corona-Impfstoff spritzt. Und in jeder Einrichtung muss ein Mischteam vor Ort sein, dass die Spritzen mit Vakzin und Kochsalzlösung aufzieht. Und alle, die zu den Mobilen Impfteams gehören, müssen sich jeden Tag zu Dienstbeginn einem Corona-Schnelltest unterziehen. „Das Ergebnis muss klar negativ sein. Gibt es kein Ergebnis, muss der Test wiederholt werden“, erläutert Oberstleutnant Racz.

Ist einer krank, wird in der Einrichtung nicht geimpft

Aber nicht nur das Personal muss gesund sein, natürlich auch die Impflinge. Sollte es zu einem Krankheitsfall oder gar einem Corona-Fall in der Einrichtung kommen, kann dort niemand geimpft werden. „Wenn es sich beispielsweise um ein Haus mit 200 Bewohnerinnen und Bewohnern handelt, muss kurzfristig Ersatz für diese 200 Impflinge organisiert werden, damit der Impfstoff nicht verdirbt“, erklärt Racz. Jede Stunde zählt in diesem Fall.

Der Impfstoff werde bei minus 80 Grad Celsius gelagert, dann aufgetaut und in die Impfzentren gebracht, erklärt Racz. In Mecklenburg-Vorpommern werde der Impfstoff nach Bevölkerungsdichte aufgeteilt. Rostock erhalte 13 Prozent des dem Bundesland zur Verfügung stehenden Vakzins, „da die Hansestadt 13 Prozent der Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommern ausmacht“. In den Impfzentren werden die Fläschchen dann kühl gestellt. „Es wird nur die Menge an Impfstoff entnommen, die auch wirklich gebraucht wird.“ Auf Zimmertemperatur wird der Impfstoff erst kurz vor der weiteren Verwendung gebracht. Denn dann schrumpft das Zeitfenster der Haltbarkeit immer weiter. Fünf Tage hält sich das Vakzin im Kühlschrank, nur wenige Stunde außerhalb und in der Spritze.

Hände in blauen Handschuhen ziehen eine Spritze auf

Wenige Stunden haltbar: Ist das Vakzin erst einmal in der Spritze, muss es schnell verimpft werden

Bundeswehr/Torsten KRaatz

Kurze Haltbarkeit des Impfstoffs

Da aus jeder Flasche sechs Dosen entnommen werden können, komme es vor, dass am Ende des Tages Impfdosen übrig bleiben. „Wir schmeißen nichts weg!“, betont Racz. „Dann wird das medizinische Personal geimpft, das jeden Tag in die Einrichtungen geht.“ Und wer eine erste Impfung erhält, wird registriert und bei der zentralen Terminvergabe berücksichtigt. Zudem gebe es eine Erinnerungskarte, damit die Impflinge auch selbst daran denken. „Eigentlich kann keiner verloren gehen.“

Da nun neben dem Impfstoff von Pfizer-Biontech auch der der Firma Moderna in Europa zugelassen ist, werde der Impfrhythmus angepasst: Der Wirkstoff von Pfizer-Biontech müsse nach 21 bis 42 Tagen erneut gespritzt werden, der von Moderna nach 28 Tagen, erklärt Racz das Vorgehen in der Hansestadt. „Wir spritzen jetzt nach 28 Tagen die zweite Dosis.“ Wichtig ist aber, dass die Impflinge den Impfstoff desselben Herstellers erhalten.

Mit der zweiten Impfrunde wird der Aufwand aber keineswegs geringer: „Alle brauchen erneut ein Aufklärungsgespräch, dieselbe Betreuung und Zeit der Ärzte wie bei der ersten Impfung“, weiß Racz. Und schon bald geht es los mit der zweiten Runde. Dann gehen die Mobilen Impfteams wieder auf Tour – aufeinander eingespielt und gut vorbereitet.

von Amina Vieth

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