Invictus-Tattoos – Mahnung und Motivation
Invictus-Tattoos – Mahnung und Motivation
- Datum:
- Ort:
- Den Haag
- Lesedauer:
- 3 MIN
Tattoos sind für viele Menschen eine Art des künstlerischen Ausdrucks. Oft stehen die individuellen Motive für besondere Momente oder auch Schicksalsschläge, lebensverändernde Momente. So auch bei den Athletinnen und Athleten der Invictus Games.
Bei den Versehrtenspielen in Den Haag strahlte die ganze Woche die Sonne. Wegen der warmen Temperaturen waren T-Shirts und kurze Hosen angesagt und unter diesen lugten allerhand Körperverzierungen hervor. Zahlreiche Athletinnen und Athleten, aber auch Angehörige der Teams, haben Tattoos. Die verschiedensten farbenfrohen Kunstwerke oder auch schlicht in Schwarz-Weiß gehalten. Häufig erzählen sie die Geschichte der Auslandseinsätze der Soldatinnen und Soldaten. Und bei einigen auch die Erfahrungen der Invictus Games und wie der Weg dorthin sowie die Spiele selbst einen neuen Anstoß für ihr weiteres Leben gaben.
Einer von ihnen ist Stefan, der zu den Angehörigen der deutschen Athleten gehört. Er selbst ist schon seit Jahren Mitglied der Invictus-Familie. 2017 trat er bei den Spielen in Toronto an. Kurz davor ließ er sich sein erstes Invictus-Tattoo stechen. Es zeigt einen Soldaten, dessen Kopf komplett in einen Verband gehüllt ist. „Das stellt die seelische Verwundung dar, die sonst nicht gesehen oder nicht wahrgenommen wird“, erklärt Stefan. Darunter steht „Survivor“.
Das zweite Motiv folgte nach den Invictus Games in Sydney 2018: Ein Känguruh mit Boxhandschuhen. Drumherum der Schriftzug „Unconquered“ – unbesiegt. „Das steht dafür, dass man niemals aufgibt.“ Stefan hat die beiden Motive am Unterarm. So erinnert er sich selbst jeden Tag daran.
So ist es auch bei Peter aus Australien. Der Invictus-Athlet hat sich sein Tattoo vier Monate vor den Wettkämpfen in Den Haag erweitern lassen. Erinnerungen an die Spiele 2018 in Sydney und die Warrior Games 2019 ließ er sich bereits in der Haut verewigen. Das Logo der Spiele „I am“ steht in großen Lettern auf seiner Haut. Die Buchstaben sind oben schwarz und werden nach unten hin immer heller, bis sie goldfarben sind. „Das symbolisiert meinen Weg der Genesung, von der Dunkelheit ins Licht“, erklärt Peter. Auch er trägt das Tattoo auf dem Unterarm, wo es ihn immer daran erinnert, was er geleistet hat.
Gedenken an den Kameraden
Für den Niederländer Gert ist das Invictus-Tattoo vor allem eine Mahnung. „Ich bin ein Veteran, ob mir das gefällt oder nicht.“ Er hatte im Einsatz einen Unfall und erlitt einen schweren, komplizierten Bruch im rechten Arm. Es kostete ihn mehrere Jahre, bis er den Arm wieder vollständig bewegen konnte. „Auch wenn ich nicht im Gefecht verletzt worden bin, ist es eine Verletzung aus dem Einsatz“, betont Gert. Er habe lange dafür kämpfen müssen, bis das anerkannt worden sei. „Es ist egal, wie lange und wo du im Auslandseinsatz bist und was du da machst. Du bist danach ein Veteran und hast Anerkennung verdient.“ Dafür steht sein Tattoo „I am“ vor dem Logo der niederländischen Veteranen.
Der britische Athlet Jason ließ sich vor den Spielen in den Niederlanden auf die Wade tätowieren „I am the master of my fate“. Eine bei den Invictus Games viel zitierte Zeile aus dem Gedicht „Invictus“ von William Ernest Henley (1849-1903). Übersetzt heißt das: Ich bin der Meister meines Loses. Jason will damit seine Beziehung zur Invictus-Familie ausdrücken, zu der nun auch er zählt. Das Tattoo ist auch ein Gedenken an seinen Freund und Kameraden. „Es soll immer an meinen Freund Simon erinnern, er wurde im Einsatz getötet. Ich bin auch für ihn und seine Familie hierhergekommen.“