Versehrtensport

Die „freundliche Bremse“: Teamarzt Philipp Schnadthorst begleitet die Invictus Games

Die „freundliche Bremse“: Teamarzt Philipp Schnadthorst begleitet die Invictus Games

Datum:
Ort:
Den Haag
Lesedauer:
3 MIN

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Oberstabsarzt Dr. Philipp Schnadthorst ist als Teamarzt für die deutsche Mannschaft bei den Invictus Games in Den Haag vertreten. Besonders bei den Disziplinen Leichtathletik und Radfahren ist das Verletzungsrisiko groß. Seine Aufgabe ist aber nicht nur die akute Versorgung, sondern Schnadthorst bremst auch freundlich, wenn es für die Athleten zu viel wird.

Teamarzt Philip Schnadthorst im Portrait auf einer Wiese.

Teamarzt: Oberstabsarzt Dr. Philipp Schnadthorst begleitet das Team Germany bei den Invictus Games in Den Haag

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Oberstabsarzt Dr. Philipp Schnadthorst ist seit 2020 Arzt am Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf. Dort agiert der 31-Jährige als Truppenarzt und arbeitet in der Leistungsdiagnostik und Rehabilitation. Dadurch hat er auch Kontakt zur Gruppe Sporttherapie an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf. Als Assistenzarzt spricht er mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor den Lehrgängen, um eventuell aufgekommene medizinische Fragen zu klären. 

Nun ist er als Teamarzt in Den Haag dabei. Es sind die ersten Invictus Games, die er begleitet oder überhaupt besucht. Denn vor seiner Versetzung nach Warendorf habe er die Spiele nicht gekannt. „Ich wusste nicht einmal, dass es sie gibt“, sagt der Mediziner. 

Eine genaue Vorstellung vom Ablauf oder der Organisation hatte er auch vor der Abreise noch nicht. Aber durch seine Erfahrungen der vergangenen Jahre besaß er einen Eindruck davon, wie wichtig dieser Bereich im Versehrtensport ist. Aus medizinischer Sicht gehe es natürlich um die Rehabilitation. Aber insbesondere bei den Invictus Games kämen noch weitere, wichtige Punkte hinzu: „Die Teilnehmer entwickeln sich physisch und psychisch weiter. Zudem werden die Spiele und das Thema an sich in der Öffentlichkeit wahrgenommen“, erklärt Schnadthorst. Die Thematik verdiene durchaus mehr Öffentlichkeit bedürfe der auch. „Menschen mit Behinderung sollten generell mehr in der Öffentlichkeit stehen. Die Bundeswehr als Teil der Gesellschaft ist da kein Sonderfall.“

Aufgaben bei den Spielen

Bei den Invictus Games benötigt das Team neben Sanitätern auch einen Arzt, zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht. Für die Athleten ist es nach den Worten von Schnadthorst gut, dass sie die Sportler kennen und wissen, mit wem sie es zu tun haben. Deshalb hat sie der Arzt bereits im Trainingslager kennengelernt und sich über ihre Disziplinen informiert. So konnte er sich auch darauf vorbereiten, was ihn aus medizinischer Sicht erwarten könnte. Kritische Bereiche seien vor allem Leichtathletik und Radrennen. 

Doch auch darüber hinaus ist der Mediziner auf nahezu alles vorbereitet. In einem Rucksack hat er verschiedene Medikamente dabei, damit er auch Kopfschmerzen und Allergiesymptome wie bei Heuschnupfen behandeln kann. Für ihn steht die Gesundheit der Athleten im Vordergrund: „Ich pushe die Athleten nicht bis zur maximalen Leistungsfähigkeit. Sondern es geht darum, dass ich ihnen auch ihre körperlichen und medizinischen Grenzen aufzeige. Keiner soll sich überanstrengen“, so Schnadthorst und bezeichnet sich selbst als „freundliche Bremse“.

Ein weiteres Feld für ihn als Teamarzt ist die akutmedizinische Versorgung. Hier kommt ihm seine Ausbildung als Notfallmediziner zugute. Diese Fähigkeiten sind dann erforderlich, wenn sich beispielsweise jemand verletzt und schnell versorgt werden muss. Sollte ein Rettungswagen gerufen werden müssen, würde er den Patienten auf dem Weg ins Krankenhaus begleiten. In den Niederlanden ist die bestmögliche medizinische Versorgung gewährleistet. Aber den vertrauten Arzt an seiner Seite zu wissen, verringert den Stress. Das ist besonders wichtig bei Athleten mit einer PTBSPosttraumatische Belastungsstörung.

Bisher war er medizinisch noch nicht gefordert. „Das ist auch gut so“, sagt er mit einem Lachen. Denn das bedeutet, dass noch niemand ernsthaft erkrankt ist oder verletzt wurde. Aber Schnadthorst ist immer vor Ort und zeigt Präsenz bei den Wettkämpfen. So vermittelt er ein Gefühl von Sicherheit. 

Von der Veranstaltung an sich ist er begeistert. „Es ist eine tolle Atmosphäre und einfach ein schönes Erlebnis für die Athleten.“ Dennoch stehe immer im Vordergrund, dass es keine reine „Spaßveranstaltung ist, sondern ein wichtiger Baustein in der Rehabilitation“. Wenn der Oberstabsarzt die Möglichkeit hat, begleitet er die Invictus Games gerne wieder.

von Amina Vieth

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