Marineflieger

„Wir haben jüngst wieder gezeigt, dass wir ad hoc einsatzfähig sind.“

Fregattenkapitän Carsten Holtgreve, Kommodore des Marinefliegergeschwaders 5 in Nordholz, erklärt, wie sein Verband den Austausch der Waffensysteme meistert und wie sich das Hubschraubergeschwader im kommenden Jahrzehnt verändern wird.

Ein Hubschrauber vom Typ Sea King landet auf dem Flugdeck eines Schiffes.

Fregattenkapitän Carsten Holtgreve ist der erste und bislang einzige Techniker unter den Kommodores. Dem studierten Maschinenbauer „gehören“ alle Drehflügler bei der Marine: die bewährten Sea Lynx und Sea King ebenso wie der neue Sea Lion und bald auch der Sea Tiger, dazu das unbemannte Luftfahrzeug Sea Falcon.

Seine Sea Lynx sind als Bordhubschrauber integraler Bestandteil des Waffensystems Fregatte. Dort werden sie zur Aufklärung, Überwachung und U-Boot-Jagd eingesetzt. Die Sea King arbeiten im Such- und Rettungsdienst (SARSearch and Rescue, Search and Rescue). In Zukunft wird der Lynx vom Tiger ersetzt und der King vom Lion.

Porträt von einem Soldaten vor einem Hubschrauber
Carsten Holtgreve, Fregattenkapitän Bundeswehr/Jana Neumann
Beim Einfall der Russen in die Ukraine haben wir innerhalb kürzester Zeit drei Einsatzgruppen auf die Beine gestellt, inklusive einem Sea King, den wir eigentlich gar nicht mehr einschiffen wollten.

Gemeinsam mit seinen Männern und Frauen schafft Holtgreve den Spagat zwischen Auftragserfüllung und Umschulung. „Beim Einfall der Russen in die Ukraine haben wir innerhalb kürzester Zeit drei Einsatzgruppen auf die Beine gestellt inklusive einem Sea King, den wir eigentlich gar nicht mehr einschiffen wollten“, sagt er und ergänzt: „Das zeigt die Mentalität, mit der die gesamte Mannschaft hier an ihre Aufgabe rangeht. In kürzester Zeit macht sie Dinge möglich, die man so eigentlich gar nicht für möglich halten würde.“

Stolz auf Einsatzbereitschaft und Motivation

Die Einsatzbereitschaft ist hoch, obwohl das Marinefliegergeschwader 5 viele Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen hat. Die alten Waffensysteme werden weiter betrieben, neue Waffensysteme befinden sich in der Einführung und ganz neue wie die Sea Falcon sind im Aufwuchs. „Als Bestandteil der Flotte sind wir laufend eingeschifft und stehen darüber hinaus innerhalb von Tagesfrist Gewehr bei Fuß, wenn es um schnelle Unterstützung zum Beispiel bei einem Waldbrand geht“, erklärt Fregattenkapitän Holtgreve.

Die durchgängig hohe Motivation erklärt er mit der Tatsache, dass der Standort Nordholz seit Jahren im permanenten Umschwung ist. „Angefangen von der Zusammenführung der Marineflieger vor ungefähr zehn Jahren, was eine Riesenaufgabe war, weil auch verschiedene Sozialisationen aus verschiedenen Geschwadern zusammengeführt werden mussten, bis hin zu den neuen Waffensystemen ist permanent Bewegung drin gewesen.“ Und alles drehte sich um wirklich große Projekte.

Umstellung auf NHNATO-Helicopter-90

Aus dem laufenden Betrieb ein neues Waffensystem einzuführen, ist eine besondere Herausforderung. Derzeit läuft die Einsatzprüfung mit dem NHNATO-Helicopter-90 Sea Lion. Aus den ersten Erfahrungen damit werden sukzessive Sea King- und Sea Lynx-Besatzungen auf den neuen Hubschrauber umgeschult. Dies betrifft technisches ebenso wie fliegendes Personal. Ab 2023 soll der Sea Lion beginnen, die SARSearch and Rescue-Abdeckung sicherzustellen. 

„Das ist wirklich eine Jonglage, die nicht ganz einfach ist, auch im Hinblick auf die Einführung des Sea Tigers ab 2025, wo wir jetzt schon Einsatzbesatzungen langsam dahinbringen, dieses Luftfahrzeug in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehntes in den operativen Betrieb nehmen zu können“, sagt der Kommodore.

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Die Umstellungen bedeuten für den Standort Nordholz auch enorme infrastrukturelle Anpassungen. Erst kürzlich kündigte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht an, insgesamt etwa 305 Millionen Euro an der Nordseeküste investieren zu wollen. Ein Schwerpunkt sind dabei neue Hallen für den NHNATO-Helicopter-90. „Wenn ich einen Flottenaufwuchs habe von größeren Hubschraubern im Vergleich zu heute, brauche ich entsprechende Infrastruktur“, erläutert Holtgreve. Gleiches gelte für die Ausbildungsmöglichkeiten. Da sind unter anderem mehr Digitalisierung und ein Ausbau der Simulatorlandschaft geplant. 

Die Soldatinnen und Soldaten in Nordholz akzeptieren die Mehrbelastung. „Wenn hier nicht jeder mitzieht, dann werden wir das Ziel, ab Mitte der 2020er-/Anfang 2030er-Jahre die neuen Hubschrauber operativ einzusetzen, nicht erreichen. Das ist noch ein ordentliches Stück zu gehen, das haben alle verstanden“, fasst Kommodore Holtgreve zusammen.

Kämpfen können

Das Thema „Kämpfen können“ stehe im Mittelpunkt aller Anstrengungen, so der Fregattenkapitän. „Mit den Bordhubschraubern beispielsweise sind wir an Bord der Großschiffe immer schon unterwegs gewesen. Insofern folgen wir damit der Flotte, die sich in Richtung Landes- und Bündnisverteidigung ausrichtet.“ Deshalb arbeiten die Marineflieger mit Hochdruck an der Bewaffnungsfähigkeit ihrer Luftfahrzeuge. 

Eine große Rolle kommt in Zukunft der Helikopterdrohne Sea Falcon zu. Zunächst ist das UAVUnmanned Aerial Vehicle vorgesehen für die Korvetten der Braunschweig-Klasse, die im Moment keine fliegerische Komponente an Bord haben. „Die Einsatzflottille 1 giert genauso danach wie wir“, meint Holtgreve. Das Projekt sei absolutes Neuland, noch stünde man am Anfang. „Der ganz weite Blick nach vorn ist natürlich die Kombination von bemannten Luftfahrzeugen und unbemannten Luftfahrzeugen“, fügt der Kommodore hinzu.

Und wie diese Kombination später einmal mit einem Hubschrauber oder mit dem Seefernaufklärer aus dem Marinefliegergeschwader 3 konkret umgesetzt würde, werde die Zukunft zeigen.

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