Gelöbnis am 20. Juli: Vergessen ist keine Option

Gelöbnis am 20. Juli: Vergessen ist keine Option

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Aufgelockert sind die Reihen im Stauffenberg-Saal des Verteidigungsministeriums – mit Sicherheitsabstand, so stehen sie da, die Teilnehmenden am Feierlichen Gelöbnis zum Jahrestag des Attentats vom 20. Juli 1944.

Annegret Kramp-Karrenbauer legt einen Blumenkranz nieder.

Annegret Kramp-Karrenbauer legt im Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin einen Kranz nieder

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Vier Soldaten des Wachbataillons aus Berlin, fünf Vertreter der Luftwaffe aus Roth in Bayern und sechs Rekruten der Marine aus Parow bei Stralsund sind angereist. Die drei Frauen und zwölf Männer werden vor Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer das Treuebekenntnis leisten.

Lichte Reihen, starke Verbundenheit

Der historische Tag, aber auch der geschichtsträchtige Ort sind bewusst gewählt. Selbst in Pandemiezeiten – ohne Gäste und in kleinerer Besetzung – zeigt sich ihre Bedeutung. Denn am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seiner Mitverschwörer auf den Diktator Adolf Hitler. Ihre Befehlszentrale war der Bendlerblock – heute der Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung. Viele der Widerstandskämpfer um Stauffenberg wurden im Hof des Bendlerblocks noch in derselben Nacht erschossen. Deshalb ist dieser Ort ein Mahnmal und eine Stätte des Erinnerns.

Der militärische Widerstand gegen die NSNationalsozialismus-Diktatur ist eine Traditionslinie der Bundeswehr. Ausdruck dieser Tradition sind jedes Jahr am 20. Juli ein Feierliches Gelöbnis und eine Gedenkfeier im Hof des Gebäudes am Landwehrkanal.

„Auf diesem Fundament des 20. Juli steht die Bundeswehr, der Sie jetzt beitreten“, wendet sich die Ministerin an die zu vereidigenden Rekrutinnen und Rekruten. „Wir, die wir heute handeln, stehen in der Schuld dieser Männer und Frauen des 20. Juli.“

Ministerin Kramp-Karrenbauer spricht über die Bedeutung des Attentats für das heutige Miteinander. Sie erklärt den inneren Kampf der Widerständler und die Bedeutung des eigenen Gewissens. „Der Gehorsam findet die Grenze im Gewissen“, zieht die Ministerin die Lehre für die Rekrutinnen und Rekruten. „Richten Sie in Ihrem Denken und Handeln einen festen Platz ein für die Werte und Normen, die unser Grundgesetz definiert und verbürgt“, gibt die Verteidigungsministerin den jungen Soldaten und Soldatinnen mit auf ihren militärischen Weg.

  • Annegret Karmp-Karrenbauer steht am Rednerpult vor der Gedenkstätte.

    „Sie hatten den Aufstand des Gewissens gewagt“, erklärt die Verteidigungsministerin an der Gedenkstätte Plötzensee. Annegret Kramp-Karrenbauer eröffnet den jährlichen Gedenktag mit eindringlichen Worten.

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • Mann am Rednerpult vor Blumenkränzen

    Philipp von Schulthess, Enkel Stauffenbergs, spricht klare Worte als Ehrengast: „Wir dürfen uns nicht auf Helden aus dem Off verlassen, gerade aus dem Grund, dass sie auch scheitern können.“

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • Soldat im militärischen Gruß vor den Blumenkränzen

    Als Symbol des militärischen Widerstands gehört das Gedenken an den 20. Juli 1944 zur Tradition der Bundeswehr. Das Vertrauen auf das eigene Gewissen und die Innere Führung sind heute feste Grundwerte und Richtlinien für jeden Soldaten.

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • AKK steht vor zwei Soldaten und einem Blumenkranz im Hof des Bendlerblocks.

    Die Ministerin im stillen Gedenken: „Der 20. Juli ist ein Tag, der mich mit staunender Demut und großer Dankbarkeit erfüllt.“

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • Soldaten stehen mit Flaggen vor Annegret Kramp-Karrenbauer im Stauffenberg-Saal

    Im Stauffenberg-Saal des Verteidigungsministeriums stehen vier Soldaten des Wachbataillons aus Berlin, fünf Vertreter der Luftwaffe aus Roth in Bayern und sechs Rekruten der Marine aus Parow bei Stralsund für ihre Vereidigung in Reih und Glied.

    Bundeswehr/Sebastian Wilke
  • Annegret Kramp-Karenbauer steht zwischen zwei Soldaten mit Mund-Nasenschutz.

    Trotz Schutzmaßnahmen findet das Feierliche Gelöbnis am 20. Juli im Bendlerblock statt. Ohne Gäste und im kleinen Rahmen werden die Rekruten im Stauffenberg-Saal des Ministeriums vereidigt.

    Bundeswehr/Sebastian Wilke
  • Soldaten mit Mund-Nasenschutz halten ihre Hände über der Deutschlandflagge.

    „Ich gelobe…“ oder „Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. So wahr mir Gott helfe“, schallt es durch den Stauffenberg-Saal des Verteidigungsministeriums.

    Bundeswehr/Sebastian Wilke
  • Annegret Kramp-Karrenbauer und Soldaten stehen sich gegenüber.

    AKK spricht den Rekruten ihren Dank und Anerkennung aus, appelliert an ihr Gewissen und gibt ihnen einen Auftrag für ihre anstehenden Dienstjahre in der Bundeswehr.

    Bundeswehr/Sebastian Wilke

Ein Enkel erinnert an seinen Vorfahren

Der Gedenktag begann für die Ministerin am Morgen in Plötzensee, wo sie die jährliche Veranstaltung am Mahnmal „der Opfer der Hitlerdiktatur der Jahre 1933-1945“ eröffnete. In dem ehemaligen Gefängnis in Berlin-Moabit wurden in den zwölf Jahren des Dritten Reichs fast 3.000 politische Gefangene hingerichtet. Unter den Verurteilten waren auch Mitstreiter Stauffenbergs wie Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg und Mitglieder aus dem Kreisauer Kreis wie Helmuth James Graf von Moltke.

„Ich glaube“, sagt Philipp von Schulthess, Enkel Stauffenbergs, „es ist für alle heute und später lebenden Generationen der Deutschen von zentraler befreiender Wirkung, dass es einmal diese Menschen im Widerstand gegeben hat.“ Der Ehrengast mahnt jedoch auch: „Ihr Handeln gibt uns keine Absolution für die Schuld und die Verantwortung, die wir Deutschen tragen müssen.“  Schulthess appelliert an die Zuhörerschaft: „Ein jeder von uns ist gefragt, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen, es zu schützen und zu formen. Wir dürfen uns nicht auf Helden aus dem Off verlassen.“

Nach den Reden der Ministerin und des Berliner Regierenden Bürgermeisters Michael Müller, Ehrengast und Vorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944, werden einzeln und im stillen Gedenken die Schleifen der Kränze gerichtet. Zu den Klängen der Trompete endet die Zeremonie im Wedding.

Gedanken nach dem Gedenken

In den aufgelockerten Reihen der Rekrutinnen und Rekruten im Saal des Ministeriums hallen die Töne des Blechbläser-Quintetts des Musikkorps der Bundeswehr wider. Die Ministerin richtet nicht nur Worte der Mahnung und Erinnerung an die jungen Männer und Frauen, sondern sie findet auch Lob und Dank für deren Entscheidung, freiwillig in der Bundeswehr zu dienen. „Dafür danke ich Ihnen von Herzen. Es gebührt Ihnen der Respekt und die Anerkennung der Bürgerinnen und Bürger, denen Sie dienen wollen.“ Dann tritt Kramp-Karrenbauer vor und gratuliert der vorgetretenen Abordnung stellvertretend für alle.

Zwei Rekruten beim feierlichen Gelöbnis

Im BMVgBundesministerium der Verteidigung legten 15 Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr ihr Gelöbnis ab.

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Die Rekruten und Rekrutinnen empfänden diesen Tag als Ehre und seien stolz, Teil dieser sehr kleinen Formation sein zu können, so Schütze Rick Dierker aus Roth. „Ich habe mich für 13 Jahre als Offizier verpflichtet. Diese Veranstaltung hier bedeutet mir daher viel“, sagt der Berliner. Dass sie den heutigen Tag ohne Familie und Freunde begehen müssen, fällt vielen schwer. Doch das Gefühl von Ehrfurcht und Stolz überwiegt. Auch die Stimme des jungen Offiziersanwärters Dierker ist deutlich zu vernehmen, als die Worte der Gelöbnisformel laut und klar durch den Saal schallen: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. So wahr mir Gott helfe.“

von Christin Schulenburg

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