eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade übt in Litauen

Gefechtsübung bei Griffin Lightning: Üben, Litauen zu verteidigen

Gefechtsübung bei Griffin Lightning: Üben, Litauen zu verteidigen

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Bei der Übung Griffin Lightning üben Soldatinnen und Soldaten der deutschen eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade Litauen drei Tage lang im scharfen Schuss. Der Auftrag: Litauen gegen einen Aggressor zu verteidigen.

Soldaten liegen im Wald am Boden in Stellung mit ihren Waffen im Anschlag

Den Feind im Blick: Vom Waldrand aus überwacht eine Schützengruppe die davorliegende Freifläche. Noch sind die Feindkräfte nicht zurückgeschlagen.

Bundeswehr/Jana Neumann

Es knallt. So laut, dass man es spürt und nicht nur hört. Ein Scharfschütze hat mit einem Gewehr G82 ein feindliches Führungsfahrzeug bekämpft – auf über 1.000 Meter Entfernung. Neben ihm liegt gedeckt eine Schützengruppe in Stellungen und drängt den Feind mit G36 und Maschinengewehr zurück. Beim Gegenangriff erhalten die Infanteristen Unterstützung von den GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxern ihres Zuges. 

Ein paar Kilometer entfernt bewegt sich eine weitere Infanteriegruppe Jäger durch den Wald. Ihr Boxer ist auf eine Sperre aus Stacheldraht aufgefahren. Während die Pioniere mit ihrem Räumpanzer Dachs den Weg wieder frei machen, sichern die Jäger die Umgebung. Am Waldrand halten ihre Kameradinnen und Kameraden den Feind mit Granatmaschinenwaffe, Maschinenkanone, Panzerabwehrwaffe MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem und Gewehr G36 nieder. 

Weiter vorn bekämpfen Panzergrenadiere feindliche Infanterie. Auch sie sind an einer Sperre vorübergehend zum Halten gekommen. Die Schützenpanzer Marder des Zuges weichen durch den Wald aus, um die abgesessenen Grenadiere später wieder aufzunehmen. 

Verteidigung und Gegenangriff im scharfen Schuss

Schauplatz dieser Szenarien ist der litauische Truppenübungsplatz Pabrade. Sie sind Teil eines dreitägigen Gefechtsschießens bei der Übung Griffin Lightning. Die Übung der deutschen eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade für Litauen, die am 20. Februar 2023 mit der Verlegung aus Deutschland begonnen hat, umfasst neben dem Gefechtsschießen im scharfen Schuss eine binationale 72-Stunden-Übung mit litauischer Beteiligung. Der Auftrag: Die Verteidigung Litauens gegen einen Aggressor. Denn Deutschland unterstützt NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner Litauen im Ernstfall mit der Kampfbrigade, die zu diesem Zweck in Deutschland bereitgehalten wird, der eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade Litauen.

Die eVAenhanced Vigilance Activities-Brigade dient der Rückversicherung und Abschreckung in der Region und wird in die litauische Verteidigungsplanung integriert. Sie wird von der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ in Neubrandenburg gestellt. Regelmäßig verlegen Teile der Brigade zu Übungen nach Litauen. An der laufenden Übung Griffin Lightning sind rund 600 Soldatinnen und Soldaten der eVAenhanced Vigilance Activities Brigade beteiligt - unter anderem aus dem Jägerbataillon 413 aus Torgelow, dem Panzergrenadierbataillons 401 und dem Versorgungsbataillons 142, beide aus Hagenow, dem Panzerpioinierbataillon 803 aus Havelberg sowie dem Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ aus Eutin.

Ein Pionierpanzer Dachs schaufelt im Wald.

Dachs im Einsatz: Mit ihrem Räumpanzer schaffen die Pioniere einen Weg für die GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer der Jägertruppe

Bundeswehr/Jana Neumann

Komplexe Lage in unbekanntem Gelände 

Die Ausgangslage des Übungsszenarios in Pabrade ist fordernd und komplex. Der Feind rückt von mehreren Seiten vor. Im bewaldeten, von Gewässern und Hügeln durchzogenen Gelände können sich Kampfpanzer nicht effektiv auswirken. Der Schwerpunkt liegt auf dem infanteristischen Kampf der Jägertruppe, unterstützt von Panzergrenadieren mit ihren Schützenpanzern Marder. Angriff und Verteidigung erfolgen in schnellem Wechsel. Feindlage und Gelände müssen immer wieder selbst erkundet, Wege zur Auftragserfüllung gefunden und gegebenenfalls angepasst werden.

So erhält Hauptfeldwebel Antonio C.*, Zugführer im Jägerbataillon 413, den Auftrag, in den Gegenangriff überzugehen, nachdem seine Truppe den Angriff des Feindes erfolgreich abgewehrt hat. Gleichzeitig hat sein Zug mit Granatmaschinenwaffe und MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem die leicht gepanzerten feindlichen Fahrzeuge bekämpft. Auch Nebel hatten seine Soldaten eingesetzt, um den Feind zu blenden und ihm die Sicht zu nehmen – so erfolgreich, dass eine Schützengruppe schneller vorrückte als erwartet.

C. sagt: „Die Koordination der Elemente ist eine Herausforderung. Feuer und Bewegung gehören zusammen. Rückt ein Element zu weit vor, können wir keine Deckung mehr geben oder sie geraten sogar selbst in den Gefahrenbereich unseres Feuers.“ Oft würden nur einzelne Elemente beübt. Hier den Zug geschlossen zu führen, biete nicht nur große Lerneffekte, sondern schaffe auch das Bewusstsein für die eigene Wirkung und Vertrauen in das eigene Können – für seinen Zug und ihn selbst.

„Den litauischen Kameraden den Rücken stärken“ 

Oberleutnant Nils C.*, ebenfalls Zugführer, betont den Mehrwert des unbekannten Geländes in Pabrade: „In völlig fremden Gelände zu kämpfen – das ist unser Auftrag. Aber irgendwann kennt man seinen heimischen Übungsplatz. Hier können wir die Auftragstaktik wirklich üben.“ Auch Hauptfeldwebel Enrico H.*, Zugführer im Panzergrenadierbataillon 401, hebt den Übungseffekt des fremden Übungsplatzes hervor – und die ungewohnte Taktik. Denn für Griffin Lightning sind die Panzergrenadiere in ein Jägerbataillon eingegliedert. „Wir sind durch unsere Schützenpanzer schneller am Feind. Denn als Grenadiere ist es normalerweise unser Auftrag, die Kampfpanzer zu begleiten und zu unterstützen“, so H.

In diesem gepanzerten Verbund kämpfen Grenadiere so lange wie möglich aufgesessen auf dem Schützenpanzer und nur so kurz wie nötig – zum Beispiel an Engen oder Sperren – abgesessen, also infanteristisch wie die Jäger: „Jäger laufen mehr.“ Oberleutnant C.  fasst den Unterschied zur Infanterie zusammen: „Die Panzertruppe treibt den Angriff voran für einen schnellen Raumgewinn. Die Jäger kämpfen den gewonnen Raum frei.“ 

Auch die binationale Zusammenarbeit sieht C. als Herausforderung und Mehrwert zugleich. Denn im nächsten Schritt wird ein litauischer Zug seiner Kompanieführung unterstellt und gemeinsam geübt. „Nicht nur die Sprache, auch das taktische Vorgehen, die Führung ist anders. Man muss sich mehr abstimmen“, sagt C. „Doch dafür sind wir da: gemeinsam mit den litauischen Kameraden zu kämpfen und ihnen den Rücken zu stärken.“

  • Soldaten schießen mit einer Panzerabwehrwaffe MELLS auf dem Truppenübungsplatz

    Panzerabwehrwaffe auf dem Weg ins Ziel: Mit MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem, dem Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörper-System, bekämpfen die Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillons 413 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Ein bewaffneter Soldat überquert einen Bach im Wald

    Wasserdicht: Nicht nur Matsch und Schnee erfordern den richtigen Nässeschutz. Auf dem Übungsplatz Pabrade müssen die Jäger im Waldkampf auch immer wieder Bachläufe durchqueren.

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Soldaten liegen am Waldrand am Boden in Stellung mit ihren Waffen im Anschlag. Daneben steht ein GTK Boxer.

    Alles im Blick: Ein Schützentrupp hat einen Beobachtungsposten am Waldrand bezogen. Das gepanzerte Transportfahrzeug Boxer der Jäger wartet, um sie wieder aufzunehmen, sobald sie weiter gegen den Feind vorrücken.

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Soldaten im Gespräch auf dem Truppenübungsplatz

    Gute Stimmung: Von Schnee, Hagel und Matsch lassen sich die Panzergrenadiere nicht die Laune verderben

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Ein Soldat schaut aus der Luke eines fahrenden Panzers, der in Kolonne durch verschneites Gelände fährt.

    Kolonne im Schnee: Aufmerksam beobachtet der Kommandant des Schützenpanzers Marder den Waldrand und behält zugleich die vorausfahrenden Schützenpanzer im Blick

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Soldaten fahren mit einem Panzer im Wald

    Slalom im Wald: Hier ist Fahrkönnen gefragt. Doch „Driften im Schnee macht am meisten Spaß“, so ein Panzerfahrer.

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Soldaten knien an der offenen Heckklappe eines Schützpanzers Marder und zählen Munition

    Vollzähligkeit: Am Ende des Tages wird die nicht verbrauchte Munition gezählt, dokumentiert und sicher ins Munitionslager verbracht

    Bundeswehr/Jana Neumann
  • Ein Soldat sitzt auf einem Panzer und führt eine technische Kontrolle durch

    Technischer Dienst: Auch im Gelände werden Füllstände regelmäßig kontrolliert, um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen

    Bundeswehr/Jana Neumann

*Namen zum Schutz der Soldaten abgekürzt.

von Simona Boyer

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema