ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung 2024

Future Combat Air System: Mit Belgien und dem STAR-Eurofighter in die Zukunft

Future Combat Air System: Mit Belgien und dem STAR-Eurofighter in die Zukunft

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Das Interesse am europäischen Luftkampfsystem der Zukunft war auch auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung hoch: Belgien wird offiziell Beobachternation, Luftwaffe und Industrie werden an einem Experimental-Eurofighter neue Technologien testen, im Forum Air wurde über die Bedeutung von KIkünstliche Intelligenz für FCASFuture Combat Air System diskutiert.

Zwei Kampfflugzeug-Modelle in einer Ausstellungshalle

Das Future Combat Air System soll das europäische Luftkampfsystem der Zukunft werden. Es wird gemeinsam von Deutschland, Frankreich und Spanien entwickelt, auch Belgien zeigt Interesse. In vier bis fünf Jahren sollen erste Prototypen abheben.

Bundeswehr/Christian Timmig

Belgien im Beobachterstatus

Bislang waren Deutschland, Frankreich und Spanien die Nationen, die gemeinsam das europäische Waffensystem der Zukunft entwickeln, das Future Combat Air System (FCASFuture Combat Air System). Nun kommt mit Belgien ein viertes Land dazu – zunächst im Beobachterstatus. Damit hat Belgien nun Zugang zu allen Informationen und Entwicklungen des Programms, kann auch bei Diskussionen und strategischen Entscheidungen dabei sein.

Nachdem im März 2023 die Industriepartner der beteiligten Nationen das Projekt begannen, wird jetzt geprüft, mit welchen Industriefähigkeiten sich Belgien am Projekt beteiligen kann. Auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung unterzeichneten Vertreterinnen und Vertreter der vier Nationen eine entsprechende Absichtserklärung.

Experimentalflugzeug: der STAR-Eurofighter

Eine weitere Absichtserklärung, die die Entwicklung von FCASFuture Combat Air System mit einem Experimentalflugzeug vorantreiben soll, wurde auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung 2024 von Generalleutnant Lutz Kohlhaus, dem Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, und fünf Industriepartnern unterschrieben, darunter Clive Schley, Leiter Future Air Power bei Airbus Defence and Space. STAR steht hier für „System and Teaming Advanced Research“. Der STAR-Demonstrator wird auf einem bestehenden Eurofighter-Doppelsitzer der Luftwaffe basieren.

Der Kampfjet wird ein modifiziertes hinteres Cockpit erhalten sowie einen Avionik- und Kommunikationspod, der aus mehreren Modulen besteht. Damit sollen neue Technologien für das Zusammenspiel bemannter und unbemannter Luftfahrzeuge getestet, entwickelt und integriert werden, um sie für Entwicklungen im europäischen FCASFuture Combat Air System zu nutzen.

FCASFuture Combat Air System: vernetzt in allen Dimensionen

Das Future Combat Air System soll künftig die europäische Autonomie und Souveränität in Verteidigung und Sicherheit gewährleisten. Aufgebaut wird es um ein Waffensystem der nächsten Generation (NGWSNext Generation Weapon System). Dieses besteht aus einem New Generation Fighter (NGF) und unbemannten Remote Carriern (RC). Alle sind über eine Combat Cloud miteinander und mit anderen Systemen im Weltraum, in der Luft, am Boden, auf See und im Cyberspace verbunden.

Doch das ganze „System of systems“, wie FCASFuture Combat Air System auch genannt wird, ist noch umfassender. Denn es soll nicht nur neu entwickelte Technologien und Luftfahrzeuge vernetzen, sondern auch bereits bestehende Systeme integrieren.

Das bedeutet, dass die Combat Cloud riesige Datenmengen aller angeschlossenen bemannten und unbemannten Plattformen erfassen, zusammenführen, verarbeiten und teilen muss. Das wäre ohne die Nutzung Künstlicher Intelligenz eine schier unlösbare Aufgabe.

Der Mensch entscheidet, nicht die KIkünstliche Intelligenz

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz bei FCASFuture Combat Air System war daher auch ein Thema beim Forum Air auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung. „Wir müssen KIkünstliche Intelligenz jederzeit nachvollziehbar und verantwortungsvoll einsetzen“, betonte Clive Schley von Airbus Defence and Space auf der Bühne im Military Support Center. „Viele Szenarien werden automatisierter ablaufen müssen als bisher, natürlich immer entsprechend den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Richtlinien, aber gerade bei Multi Domain Operations wird immer ein Mensch die Entscheidung treffen.“

Das sieht Oberst Tobias Wandel genauso. „Die Luftwaffe will auch künftig Piloten haben, die Entscheidungen treffen“, sagt der Leiter der Unterabteilung Grundsatz, Weiterentwicklung und Innovation beim Kommando Luftwaffe. Daher sollen auch bei FCASFuture Combat Air System sogenannte Command-and-Control-Funktionen an die Kampfjet-Piloten vergeben werden. Dazu benötigen sie alle relevanten Informationen in Echtzeit, was die Entscheidungsprozesse sehr komplex macht. Auch dies erfordert nicht nur ein speziell dafür ausgelegtes Cockpit, sondern ebenfalls die Unterstützung von KIkünstliche Intelligenz.

Vertrauen wächst mit der Erfahrung

Brandon Tseng, ehemaliger Navy-Seal-Offizier und Gründer der kalifornischen Firma Shield AI, die unter anderem Drohnen und KIkünstliche Intelligenz-Piloten entwickelt, weiß, dass Künstliche Intelligenz bei vielen Ängste schürt. Deshalb fragt er das Publikum vor der Forum-Air-Bühne: „Wer von Ihnen nutzt Google Maps beim Autofahren?“ Fast alle Hände gehen nach oben. „Vor ein paar Jahren wären es noch nicht so viele gewesen“, ist Tseng sich sicher. Daraus schließt er: „Vertrauen in eine Technologie wächst mit den Erfahrungen, die man mit ihr macht.“

Zwar werden die ersten Demonstratoren des New Generation Fighter erst in vier oder fünf Jahren zum ersten Mal fliegen, geladene Gäste konnten sich aber schon auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung ein Bild vom NGF, den Remote Carriern, dem NGWSNext Generation Weapon System und dem „System of systems“ machen.

von Stefanie Pfingsten

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