Amtshilfe

Funkkreis: Löschen aus der Luft

Funkkreis: Löschen aus der Luft

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Ende Juni wütete im Raum Beelitz in Brandenburg, etwa 50 Kilometer von Berlin entfernt, ein verheerender Waldbrand. Rund 70 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr wurden nach einem Amtshilfegesuch zur Brandbekämpfung entsandt. Darunter war der Pilot des Hubschraubers NHNATO-Helicopter-90, Hauptmann Jonas Happe. Er berichtet von seinem ersten Löscheinsatz.

Podcast-Logo ,,Funkkreis'' und Text ,,Löschen aus der Luft'', dahinter ein Soldat in einem Hubschrauber
Hubschrauberpilot Hauptmann Jonas Happe berichtet im Funkkreis über seinen ersten Löscheinsatz bei den Waldbränden in Brandenburg.
Audio-Transkription

Sonntag, 21. Juni: Während sich die Waldbrände im Raum Beelitz immer weiter ausbreiten, verbringt Hauptmann Jonas Happe Hunderte Kilometer entfernt, in Süddeutschland, die Zeit mit der Familie. Unterdessen geht in dem nahe gelegenen Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten das Amtshilfegesuch aus dem Waldbrandgebiet ein.

Die Besatzungen sollen mit ihren NHNATO-Helicopter-90-Hubschraubern bei der Brandbekämpfung unterstützen, so die Bitte. Der wachhabende Offizier telefoniert die Notfallliste ab und alarmiert so das dafür erforderliche Personal. Auch bei Pilot Happe klingelt das Telefon. Er eilt sofort zum Standort.

Flughafen im Alarmzustand

Gegen 16 Uhr erreicht Happe den Standort. „Mein primärer Auftrag lag dann erst mal darin, das Fliegerische vorzubereiten“, sagt er. Bevor Happe überhaupt starten kann, muss er die Flugstrecke und den für sie nötigen Treibstoffbedarf berechnen. Ziel ist der rund zweieinhalb Flugstunden entferne Flugplatz Holzdorf. Der Luftwaffen-Standort in Brandenburg liegt nahe dem Waldbrandgebiet, nur rund 20 Flugminuten von diesem entfernt. Hier sind auch die schweren Transporthubschrauber vom Typ CH-53 stationiert, die gemeinsam mit den NHNATO-Helicopter-90 das Feuer bekämpfen sollen.

Neben Niederstetten werden zeitgleich auch die NHNATO-Helicopter-90-Standorte Faßberg und Bückeburg in Alarmbereitschaft gesetzt: Auch sie sollen mit Hubschraubern unterstützen. Während sich Happe um die nötige Wettervorhersage für die Route kümmert, bereiten die Flughafentechniker die Hubschrauber für den Löscheinsatz vor. Als Außenlast unter dem Rumpf werden die Maschinen jeweils einen „Bambi Bucket“ befördern – einen Löschbehälter, der stolze 2.000 Liter Wasser fasst. Zwei Tonnen Wasser, die auf einen Schlag über der Brandstelle abgelassen werden können.

Keine Routine trotz Trainings

Happe ist ein erfahrener Pilot. Doch der Löscheinsatz ist für ihn eine Premiere. Trainiert hat er dafür schon oft. Nun steht ihm seine Feuertaufe bevor. „Von Routine kann man in so einem Fall natürlich nicht sprechen“, sagt Happe. „Man weiß nicht, was einen vor Ort erwartet.“ Flammen, Strommasten, hohe Bäume: Für die Piloten gibt es bei Löschflügen eine Vielzahl von Gefahrenquellen.

Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hat Happe allerdings nicht. Mit den Vorbereitungen auf den Löscheinsatz ist er dafür zu beschäftigt: Wie stark ist das Feuer? Wieviel Rauch entwickelt sich? Happe muss vieles berücksichtigen, um seine Anflüge an die Brandnester und das Ablassen des Wassers genau zu takten. Hilfe bekommt er dabei von seinem Mechaniker an Bord, der aus dem Fenster den Bambi Bucket genau im Blick hat und Entfernungen und Annäherungsgeschwindigkeit per Funk an den Piloten weitergibt.

Eine Mission, von der Wasseraufnahme bis zum Abwerfen über dem Brand, dauert rund sieben Minuten. Da mehrere Hubschrauber im Einsatz sind, geht es zu wie in einer Drehtür: Nacheinander fliegen sie an, löschen, drehen ab und füllen in der Nähe ihre Behälter neu auf. Dann nehmen sie wieder Kurs auf das Feuer.

Sichtbares Zeichen der Dankbarkeit

Während Happe fliegt, werden zeitgleich die nahe gelegenen Dörfer evakuiert. Doch einige Bewohner haben sich noch am See versammelt: Sie winken den Besatzungen der Hubschrauber zu, die mit aller Kraft versuchen, die Brände einzudämmen. In den Sand des Ufers haben sie in großen Buchstaben das Wort „Danke“ geschrieben. „Das war natürlich eine unglaubliche Form der Wertschätzung, die mich überrascht und auch sehr glücklich gemacht hat“, sagt Happe.

Kein Einsatz ohne Amtshilfegesuch

Grundvoraussetzung für den Einsatz der Bundeswehr im Inneren ist immer ein Amtshilfegesuch von Ländern oder Kommunen. Im Katastrophenfall wie der Corona-Pandemie oder der Ahrtal-Flut wird diese über die Behörden direkt an die Bundeswehr gestellt. So auch im Fall des Waldbrandes bei Beelitz.

von Patrick Enssle

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