Dienstzeitende für Diensthunde

Für ein langes Diensthundeleben: Fürsorge für vierbeinige Kameraden auch im Alter

Für ein langes Diensthundeleben: Fürsorge für vierbeinige Kameraden auch im Alter

Ort:
Ulmen
Lesedauer:
4 MIN

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An der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen werden nicht nur Hundeführer ausgebildet und Junghunde auf ihr Leben als Diensthund vorbereitet. Auch die Senioren haben dort ihren Platz, bis sie eine neue Familie gefunden haben. Nicht vermittelbare Hunde bekommen ihr Gnadenbrot. Ein Einblick in den Alltag des Zwingermeisters.

Ein Mann und eine Frau gehen mit zwei Diensthunden an der Leine spazieren

Gut für Mensch und Tier: Täglich geht das Team der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr mit den Hundesenioren in der Natur spazieren

Bundeswehr/Jana Neumann

Wer die weitläufige Zwingeranlage an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen betritt, wundert sich erst mal. Kaum ein bellender Hund, überhaupt nur wenige Hunde befinden sich in einem der 200 Zwinger mit fußbodenbeheizter Box und Freilauf. Die meisten sind nur zeitweise belegt.

Der Grund, so Wolfgang H.*: „Diensthunde leben in der Regel bei ihrem Hundeführer in der Familie. Bei Lehrgängen sind sie jedoch im Zwinger der Hundeschule untergebracht.“ Der gelernte Tierarzthelfer ist seit 1985 bei der Bundeswehr und als stellvertretender Zwingermeister für die Unterbringung der Lehrgangs- und Ausbildungshunde, die Futterverwaltung sowie die Betreuung der Althunde zuständig. 

Trotz der üblichen Familienunterbringung sei die Zwingergewöhnung sehr wichtig. Denn im Auslandseinsatz könne ein Diensthund nicht immer gemeinsam mit seiner Hundeführerin oder -führer im Wohncontainer leben. Ein Hund ohne Zwingererfahrung komme in diesem Fall nicht zur Ruhe und leide unter zusätzlichem Stress, so H. Die Zwingerunterbringung bei Lehrgängen sei daher grundsätzlich verpflichtend.

Für jeden Geschmack: Ein Blick in die Futterkammer

Aus Hundesicht ist H. jedoch aus ganz anderen Gründen ein wichtiger Mann. Er ist Herr über die Futterkammer: „Ich fühle mich manchmal wie im Zoofachhandel, so viele Sorten Trocken- und Feuchtfutter haben wir. Aber gerade bei den Malinois verträgt und mag nicht jeder Hund jede Sorte.“ Manche besonders arbeitseifrigen Hunde brauchten zudem sehr kalorienreiches Futter, um nicht zu dünn werden. Auch medizinische Spezialfuttermittel für kranke und alte Hunde sowie Leckerlis und Kauknochen sind in der Futterkammer zu finden.

Ein Mann halbiert einen Kauknochen in der Futterkammer

Hochkalorisch, getreidefrei oder magenschonend – in der Futterkammer findet sich das passende Futter für jeden Diensthund. Die Kauknochen fallen dabei auch mal etwas größer aus.

Bundeswehr/Jana Neumann
Eine Person streichelt einen Diensthund, der in seinem Zwinger ist

Tyson genießt die Streicheleinheiten des Zwingermeisters. H. ist einer der wenigen, die den Malinois anfassen und mit ihm spielen können. Bei seinen täglichen Spaziergängen trägt der Rüde zur Sicherheit einen Maulkorb.

Bundeswehr/Jana Neumann

Zutritt hat nur H. Er portioniert täglich das Futter für jeden Hund und gibt es an zuständige Hundeführerinnen und -führer aus. Außerdem kümmert er sich um die Nachbestellung und teilweise auch um den Versand in den Auslandseinsatz. H. sagt: „Auch dort bekommen die Diensthunde ihr gewohntes Futter. Eine plötzliche Umstellung kann krank machen.“

Die Senioren füttern er und sein Team selbst. Bei den Senioren handelt es sich um Diensthunde, die ihren aktiven Dienst beendet haben und nun in private Hände vermittelt werden.  

Dienstzeitende: Mit Pflegevertrag und Familienanschluss

Die Mehrheit der Diensthunde bleibt im Alter in der Familie von Hundeführerin oder -führer. Ist dies nicht möglich, werden sie mit Pflegevertrag in geeignete Hände abgegeben. Das bedeutet: Die Bundeswehr zahlt dem neuen Halter eine monatliche Futterpauschale und trägt weiterhin die Tierarztkosten. Rund 150 ehemalige Diensthunde werden derzeit so betreut.

Die Warteliste ist lang. Erfahrung in Hundesport oder Schutzdienst werden nicht vorausgesetzt. Dennoch sind viele Interessenten ungeeignet. Familien mit sehr kleinen Kindern, Menschen mit langen Arbeitszeiten oder in beengten Wohnverhältnissen, aber auch Personen, die einen möglichst scharfen Hund suchen, kommen nicht in Frage. H. erklärt: „Ein Diensthund nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Das hört nicht auf, nur weil der Hund altert. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass die Senioren in ein Zuhause vermittelt werden, das ihnen gerecht wird und in dem sie dauerhaft bleiben können.“ 

Ein Diensthund auf einem Unterwasser-Laufband. Eine Therapeutin unterstützt ihn von außen.

Der Holländische Schäferhund Eros wurde bei einem Unfall schwer verletzt. Die regelmäßige Physiotherapie auf dem Unterwasser-Laufband ist nicht nur gut für seine Gesundheit. Er nutzt sie gern zum Planschen.

Bundeswehr/Jana Neumann

Tierpflegerin Sonja D.*, die 2017 als Auszubildende an die Diensthundeschule kam, kümmert sich in Ulmen um die Althunde und hat selbst eine Hundeseniorin der Bundeswehr in Dauerpflege. Sie erläutert die Schritte bei der Vermittlung: „Jeden Hund schauen wir erst einmal genau an und überlegen uns dann, in welche Art Familie er passen könnte.“

So wird unter anderem geprüft, wie der Senior auf Kinder und Katzen, Joggende und Radfahrende reagiert, wie gut er im Auto mitfährt und ob er allein bleiben kann. Dann wird auf der Warteliste nach einer passenden Familie geschaut und diese nach einem ausführlichen Vorgespräch nach Ulmen eingeladen. Eine Woche lang übt der neue Halter mit dem Diensthund verschiedene Situationen und legt am Ende eine Prüfung ab, die dem praktischen Teil des Hundeführerscheins mit Wesenstest ähnelt. Nur wenn alles passt, wird der Althund im Pflegevertrag abgegeben. 

Beste Versorgung – bis ans Lebensende

Ehemalige Diensthunde, die nicht vermittelbar sind, leben dauerhaft in Ulmen. Der älteste ist der fast 16-jährige Deutsche Schäferhund Rick, der früher als Objektschutzhund militärische Sicherheitsbereiche bewachte. Auch der Holländische Schäferhund Eros gehört dazu, der bei einem Unfall seine Rute verloren hat und nahezu täglich Physiotherapie benötigt.

Zur Versorgung gehören nicht nur Futter und Fellpflege. Auch regelmäßige Spieleinheiten und Spaziergänge stehen auf dem Programm. „Wir gehen auch mal zwei Stunden mit den Hunden in den Wald. Wo sonst ist das möglich?“, schwärmt D. und betont zugleich: „Der negative Blick von außen, die Vorurteile, dass Diensthunde der Bundeswehr schlecht behandelt werden – das ist das einzig Negative an meinem Job. Unseren Hunden geht besser als vielen anderen, die als Spielzeug, Kindersatz oder Modeaccessoire herhalten müssen. Unsere Hunde werden bestens betreut und versorgt, vom Welpenalter bis zum Lebensende.“

*Namen zum Schutz der Bundeswehrangehörigen abgekürzt.

von Simona Boyer

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