Freie Bahnfahrt für Soldatinnen und Soldaten – Jetzt auch regional
Freie Bahnfahrt für Soldatinnen und Soldaten – Jetzt auch regional
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Seit Anfang des Jahres können Soldatinnen und Soldaten kostenfrei Bahnfahren. Die hohen Nutzerzahlen zeigen: Das Projekt ist ein großer Erfolg. Bisher war das Angebot vornehmlich auf den Fernverkehr der Deutschen Bahn beschränkt. Seit 1. Oktober kommen nun viele Verbindungen im Regional- und Nahverkehr dazu.
Auswirkungen der Änderungen
Uniform, kostenfreies Ticket, Truppenausweis und ab in die Bahn: Was auf Fernverkehrsstrecken der Deutschen Bahn schon seit Januar funktioniert, war auf manchen Regionalverbindungen vielerorts noch schwierig. Das ändert sich nun, denn seit dem 1. Oktober 2020 sind bereits viele verbundfreie und verbundübergreifende Strecken zum Angebot des kostenfreien Bahnfahrens in Uniform hinzugekommen. Ab 13. Dezember erweitert sich das Angebot noch einmal um zusätzliche Abschnitte und Strecken. Insgesamt sind dann der gesamte Fernverkehr und mehr als 90 Prozent der Verbindungen des Nahverkehrs abgedeckt.
Ich bin regelmäßig zwischen Hamburg und Dresden gependelt und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Es ist eine deutliche Erleichterung. Man kann die Zeit im Zug gut nutzen, beispielsweise zum Lernen oder Ausruhen.
Erstmals bundesweiter Verkehrsverbund
Durch diese Erweiterung wird erstmals eine Art bundesweiter Verkehrsverbund geschaffen – womöglich eine Blaupause für die Stärkung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs in ganz Deutschland. Für die Bundeswehr ist es aber auch ein weiterer Fortschritt zur Stärkung der Attraktivität als moderner Arbeitgeber.
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer wertet das Bahnfahren in Uniform als „Erfolg auf ganzer Linie“. Durch das Projekt werde die Bundeswehr als Teil unserer Gesellschaft besser sichtbar. „Dass es uns gelungen ist, nach dem großen Erfolg im Fernverkehr jetzt auch den Regionalverkehr einzubeziehen, freut mich persönlich sehr„, so die Ministerin.
Auch den vielen Pendlern unter den Soldatinnen und Soldaten wird das erweiterte Angebot in der Fläche entgegenkommen. Sie können nun noch einfacher auf das Auto verzichten und kostenfrei auf den Zug umsteigen. Jeder, der sich dazu entschließt, trägt also zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Denn je weniger Autos auf der Straße unterwegs sind, desto niedriger der CO2Kohlendioxid-Ausstoß. So geht die Bundeswehr einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität. Zudem kommt das Projekt der Vereinbarkeit von Familie und Dienst entgegen.
Signal in die Gesellschaft
Doch nicht nur der Umwelt, auch der Wahrnehmung der Bundeswehr in der Gesellschaft kommt das Projekt zugute. Soldatinnen und Soldaten sind wieder sichtbarer in der Öffentlichkeit. Als Staatsbürger in Uniform sind sie „Botschafter“ der Bundeswehr und erhöhen zudem das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste in den Zügen. Schon mehrfach leisteten Soldaten während ihrer Reise Hilfe und unterstützten in brenzligen Situationen.
So griffen beispielsweise vier Soldaten Anfang Juli beherzt ein, als eine Zugbegleiterin von einem stark alkoholisierten Mann attackiert wurde. Der 20-Jährige randalierte in einem ICE von Frankfurt zum Flughafen Köln/Bonn. Die Aufforderung, das Abteil zu verlassen und sein Ticket vorzuzeigen, quittierte er mit einem Schlag nach der Kontrolleurin. Diese konnte nur knapp ausweichen. Vier Soldaten überwältigten den Mann und konnten die Zugbegleiterin so vor Schlimmerem bewahren. Die Soldaten unterstützten auch noch nach dem Zustieg der Bundespolizei bis zur endgültigen Festnahme des Störenfrieds, der sich stark widersetzte.
Erste Hilfe leistete ein Soldat im Zug von Frankfurt nach Kiel. Ein 88-Jähriger sackte aufgrund einer Herz-Kreislauf-Störung zusammen und verlor das Bewusstsein. Das Bahnpersonal bat via Lautsprecherdurchsage um Unterstützung für die Erste Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Dem Aufruf folgte umgehend ein Offizier der Luftwaffe. Unter Anleitung eines ebenfalls anwesenden Arztes konnte der Fahrgast erfolgreich reanimiert werden. Der Offizier koordinierte mit weiteren Kameraden im Zug die Räumung des Großraumabteils, sodass die Rettungswege für die Einsatzkräfte freigehalten wurden.
Großer Erfolg mit Zukunft
Von den Soldatinnen und Soldaten wird das Angebot zum kostenfreien Bahnfahren deutlich besser angenommen als zunächst erwartet. Auf Basis einer Erhebung, die von Juli bis September gemeinsam mit der Deutschen Bahn durchgeführt wurde, wird für 2020 mit rund 650.000 Bahnfahrten durch Soldatinnen und Soldaten im Fernverkehr gerechnet, für 2021 mit rund 600.000 Fahrten. Der reine Regionalverkehr wird 2021 über die bereits geschlossene Rahmenvereinbarung zum Schienenpersonennahverkehr abgegolten. Möglich wurde die Erweiterung des Angebots durch die konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Bundesverteidigungsministerium, dem Bundesverkehrsministerium, der Deutschen Bahn und dem Tarifverband der bundeseigenen und nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland.
Das Angebot kommt mir sehr zugute. Ich nutze es sehr häufig, auch privat. Dadurch fiel mir auch die Entscheidung leichter, mein Auto abzuschaffen. So leiste ich meinen Beitrag zum Klimaschutz.
Rund 40 Millionen Euro sind im Verteidigungshaushalt 2021 für das kostenfreie Bahnfahren für Soldatinnen und Soldaten in Uniform bereitgestellt. Die Neuerungen bei den Strecken und Verbindungen werden ab 1. Oktober schrittweise ergänzt. Für die Soldatinnen und Soldaten bleibt die Handhabung wie gehabt, denn hinsichtlich der Buchung ändert sich nichts. Unverändert gilt: Alle im speziellen Buchungsportal der Bahn für Angehörige der Bundeswehr verfügbaren Strecken sind auch kostenfrei buchbar. Und für das kostenfreie Bahnfahren brauchen sie natürlich weiterhin einen gültigen Truppenausweis und ein gültiges Bahnticket. Außerdem müssen sie Uniform tragen.