Schießausbildung an der FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200: Der Fokus liegt auf dem Selbstschutz
Schießausbildung an der FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200: Der Fokus liegt auf dem Selbstschutz
- Datum:
- Ort:
- Marienberg
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Auch wenn sie nicht unmittelbar auf dem Gefechtsfeld eingesetzt werden, müssen sich die Besatzungen von Patrouillen-, Führungs- und Transportfahrzeugen gegen Feindkräfte verteidigen können. Dafür gibt es die Fernbedienbare Leichte Waffenstation (FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation) 200. Die Ausbildung im scharfen Schuss erfolgt praxisnah auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz.
„Richtschützen, die treffen, was sie treffen sollen, ohne sich selbst oder die Kameraden zu gefährden – das ist das Ziel der Ausbildung“, sagt Hauptfeldwebel Michael Z.*, Funktruppführer und Schießausbilder im Panzergrenadierbataillon 371, Marienberg. Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz bildet er eine Woche lang Soldatinnen und Soldaten der Panzergrenadier-, Panzer- und Artillerietruppe an der FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200 auf dem Radpanzer Boxer und dem gepanzerten Transportfahrzeug Dingo aus. „Ob in Mali oder an der Ostflanke, jeder Soldat im Heer muss sich, sein Fahrzeug und seinen Trupp schützen können“, ist Z. überzeugt.
Da Deutschland die Führung der schnellen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Eingreiftruppe VJTFVery High Readiness Joint Task Force Land 2023 übernommen habe und das Heer personell und materiell hierzu einen großen Beitrag leiste, sei zudem der Ausbildungsbedarf hoch: „Die Verfügbarkeit der Systeme in der Truppe ist durch die VJTFVery High Readiness Joint Task Force deutlich gestiegen.“
FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200: Selbstschutz und Kampfunterstützung
Die FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200 (die Zahl steht für das Gewicht von 200 Kilogramm) kann mit zwei Systemen ausgestattet werden: einem schweren Maschinengewehr, Kaliber 12,7 Millimeter, oder einer Granatmaschinenwaffe, 40 Millimeter. Die Reichweite liegt zwischen 100 und 1.600 Metern. „Die Granatmaschinenwaffe hat einen Splitterradius von 25 Metern und damit eine bessere Mannstoppwirkung. Mit dem MG können wir gezielter wirken“, sagt Oberstabsgefreiter Andy K.*, der sowohl an der FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200 als auch an der kleineren Variante FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 100 ausgebildet ist. Die FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200 ist meist auf Führungs-, Patrouillen- und Transportfahrzeugen wie dem Boxer oder dem Dingo montiert, die FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 100 auch auf dem Eagle IV und ungeschützten Transportfahrzeugen.
Die FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200 ist als Verteidigungswaffe konzipiert, die aus dem sicheren Fahrzeuginneren abgefeuert wird. In der Jägertruppe wird sie außerdem als Unterstützungswaffe genutzt, beispielsweise um den Infanteristen Feuerschutz beim Vorrücken zu geben. Doch der Einsatz müsse mit Bedacht erfolgen, denn der Munitionsvorrat sei begrenzt, so Hauptfeldwebel Z.: „Die FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation ist nur von oben auf dem Fahrzeug nachladbar. Unter Feuer ist das schlecht.“ Die Richtschützinnen und -schützen müssten daher bei einem feindlichen Überfall oder Angriff einschätzen können, ob die vorhandene Munition ausreicht, um sich vom Feind zu lösen oder ob eine geschützte Stellung zum Nachladen gesucht werden muss.
Eine Woche Übungsplatz, 1.000 Schuss Munition am Tag
Training im scharfen Schuss schließt die Ausbildung an der Waffe ab. Davor durchlaufen die Soldatinnen und Soldaten eine zweiwöchige Vorausbildung an ihrem Heimatstandort. Dort lernen sie, wie die Waffe und die Waffenanlage eingerüstet und schussfertig gemacht werden. Auch Sicherung und Störungsbeseitigung zählen zu den Lerninhalten.
Nur wer den theoretischen Teil bestanden hat, fährt auf den Truppenübungsplatz. „Manche verstehen die Anlage einfach nicht. Wer zum Beispiel laufend gegen Sicherheitsbestimmungen verstößt, wird nicht zur praktischen Ausbildung zugelassen“, erklärt Z.
Für Ausbildung und Prüfung kalkuliert Z. als Leiter der Schießausbildung rund 1.000 Schuss Munition pro Tag ein: „Pro Person ist der Munitionsansatz nicht bestimmbar. Manche brauchen mehr, manche weniger.“ Grundsätzlich brauche Ausbildung mehr Munition als Gefechtsübungen mit bereits erfahrenen Soldatinnen und Soldaten.
Parcours auf der Sandpiste: „Das macht richtig Spaß“
Auf dem Übungsplatz müssen drei Prüfungen geschossen und bestanden werden. Bei der ersten wird die Waffe punktjustiert. Dabei stellt der Schütze das Zielfernrohr individuell so auf sich ein, dass er zuverlässig trifft. Er muss sowohl das Kampfvisier für Ziele bis 500 Meter Entfernung als auch das Feuerleitvisier mit zugeschaltetem Laser zur Entfernungserkennung effektiv nutzen können. Das Flugabwehrvisier kommt dagegen kaum zum Einsatz, da die Bekämpfung von Luftfahrzeugen zu viel Munition verbrauchen würde.
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Bei der zweiten Aufgabe müssen bewegliche Ziele aus einem stehenden Fahrzeug bekämpft werden, bei der dritten statische und bewegliche Ziele aus dem sich bewegenden Fahrzeug. Dabei soll die Ausbildung Gefechtssituationen möglichst realitätsnah abbilden. Ein Beispiel: Ein Dingo wird auf einer Patrouillenfahrt angeschossen. Die Besatzung bezieht eine Stellung und führt den Feuerkampf. Doch der Feinddruck wird zu groß, sodass unter feindlichem Beschuss ausgewichen werden muss.
Oberstabsgefreiter K. erzählt: „Je nach Gelände ist schon Übung nötig, um zu treffen. Doch man merkt selbst, wie schnell man besser wird.“ Um bei höherer Geschwindigkeit einen Parcours auf Sandpiste mit wechselnden Angreifern und Zielen von verschiedenen Seiten zu bewältigen, müsse man die Waffe gut beherrschen, um schnell reagieren zu können: „Das macht richtig Spaß.“
*Name zum Schutz der Soldaten abgekürzt.