Feierliches Gelöbnis im Bendlerblock in Berlin: Stauffenbergs Erbe verpflichtet

Feierliches Gelöbnis im Bendlerblock in Berlin: Stauffenbergs Erbe verpflichtet

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Mit einem Treuebekenntnis zur Bundesrepublik Deutschland haben 101 Rekrutinnen und Rekruten den 77. Jahrestag des Deutschen Widerstandes gewürdigt. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer begrüßte den Soldatennachwuchs in der Bundeswehr. Die jungen Menschen wurden aber auch an ihre Pflichten als Staatsbürger in Uniform erinnert.

Soldaten des Musikkorps musizieren und marschieren in Formation

Das Musikkorps der Bundeswehr unter Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling begleitete das feierliche Gelöbnis im Bendlerblock. Unter anderem spielte das Musikkorps einen Marsch vom Anfang des 19. Jahrhunderts und einen israelischen …

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Die ersten Worte von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer galten den Opfern der Flutkatastrophe, die Deutschland derzeit heimsucht. „Wir denken an die, die ihr Leben verloren haben. An die, die ihre Liebsten schmerzlich vermissen“, so Kramp-Karrenbauer. Zuvor hatte sie mit Generalinspekteur Eberhard Zorn und Ehrengast Josef Schuster vom Zentralrat der Juden in Deutschland die Gelöbnisaufstellung abgeschritten.

Das Erbe des 20. Juli bewahren

Dann wandte sich die Ministerin direkt an die Rekrutinnen und Rekruten. „Wir alle sind stolz auf Sie. Denn Sie stehen bei diesem Gelöbnis beispielhaft für alle Soldaten der Bundeswehr, die unserem Land dienen. Die bereit sind zu kämpfen, wenn sie es müssen. Die den Menschen in der Pandemie und in Naturkatastrophen helfen und die unsere Heimat schützen.“

Das feierliche Gelöbnis an diesem besonderen Ort, an diesem besonderen Tag zu begehen, sei von besonderer Bedeutung. „77 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler stehen heute hier junge Menschen, die geloben werden, einem anderen, einem besseren Staat zu dienen.“

Eine Soldatin und ein Soldat halten ihre Hände über die Truppenfahne

Das Feierliche Gelöbnis ist ein wichtiger Teil der Tradition der Bundeswehr.

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Gedenken an den Widerstand gegen Hitler

Mit dem Gelöbnis im Bendlerblock erinnert die Bundeswehr alljährlich an den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944. Eine Gruppe von Offizieren um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte versucht, den Diktator Adolf Hitler zu töten. Ihre Zentrale war der heutige Dienstsitz des Verteidigungsministeriums in Berlin.

Das Attentat misslang, mehrere Beteiligte wurden noch in der Nacht im Hof des Bendlerblockes hingerichtet. Es war der Versuch deutscher Militärs, das nationalsozialistische Terrorregime zu stürzen und das Blutvergießen im Zweiten Weltkrieg zu beenden. Heute wird an diesem Datum der gesamte deutsche Widerstand gegen die Nazis gewürdigt.

Das Andenken an Stauffenberg und seine Mitstreiter ist zentraler Teil der Bundeswehrtradition. Die Widerständler hatten sich über das Prinzip von Befehl und Gehorsam hinweggesetzt, weil die Taten der Nazis ihren Werten und ihrem Selbstverständnis als Soldaten widersprachen. Sie gelten heute als Vorbilder für die Soldatinnen und Soldaten der deutschen Streitkräfte.

Ministerin Kramp-Karrenbauer, Generalinspekteur Zorn und ein Mann schreiten die Front ab

Generalinspekteur Eberhard Zorn, Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Ehrengast Josef Schuster, Präsident vom Zentralrat der Juden in Deutschland, schritten gemeinsam die Gelöbnisaufstellung auf dem Paradeplatz des Bendlerblockes ab

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Für die Demokratie einstehen

Daran erinnerte Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden und Ehrengast der Ministerin. „Wir blicken heute mit tiefem Respekt auf die Widerstandskämpfer des 20. Juli und auf alle Frauen und Männer, die es damals wagten, sich gegen das verbrecherische NSNationalsozialismus-Regime zu erheben“, so Schuster in seiner Rede. Ihr Handeln und ihr Mut habe Anerkennung verdient – auch wenn viele Beteiligte nach heutigen Maßstäben keine Demokraten gewesen seien.

Die Bundeswehr hingegen sei eine Armee der Demokratie, so Schuster. Alle Soldatinnen und Soldaten seien Staatsbürger in Uniform. Sie müssten daher nicht nur militärischen Mut im Einsatz, sondern auch Zivilcourage im Alltag zeigen. Das bedeute auch, Gegnern der Demokratie Einhalt zu gebieten. „Einzustehen für die demokratischen Werte, den Mund aufzumachen gegen Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit.“

Auch die Ministerin appellierte an die Rekrutinnen und Rekruten, auf ihren moralischen Kompass zu vertrauen. „Gehorsam in der Bundeswehr steht immer unter dem Vorbehalt des Gewissens. Ihre Treue geloben Sie nicht einer Person, sondern unserem demokratischen, freiheitlichen Gemeinwesen und seiner Rechtsordnung. Das ist das Erbe des 20. Juli, dass Ihnen nun anvertraut wird. Bewahren Sie es fest und gut in Ihren Köpfen und in Ihren Herzen.“

Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Plötzensee

Das Gelöbnis war die Krönung eines langen Gedenktages. Er hatte schon am Dienstagmorgen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Gedenkstätte Berlin-Plötzensee begonnen. Hier hatte das Naziregime knapp 3.000 politische Gegner hinrichten lassen. Darunter waren auch viele Männer, die in die Attentatspläne gegen Hitler eingeweiht gewesen waren. Gegen Mittag versammelte sich die Bundesregierung an gleicher Stelle zu einer Feierstunde. Ein Gedenkkranz wurde für die Opfer des Hitlerregimes niedergelegt. Wegen der Coronapandemie waren sonst keine Gäste zugelassen.

Auch die Rekrutinnen und Rekruten im Bendlerblock mussten auf die Anwesenheit ihrer Familien und Freunde verzichten. Stattdessen konnten die Angehörigen das Gelöbnis im Fernsehen mitverfolgen. Die Gelobenden – freiwillig Wehrdienstleistende, Zeitsoldaten und Zeitsoldatinnen – sind unter anderem in der Logistik, beim Wachbataillon und bei den Feldjägern eingesetzt. Die Soldaten aus Burg, Beelitz und Berlin hatten ihren Dienst am 1. Juli angetreten.

von Timo Kather

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