Verteidigungsminister Boris Pistorius: „Kein Soldat, keine Soldatin dient alleine“
Verteidigungsminister Boris Pistorius: „Kein Soldat, keine Soldatin dient alleine“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Deutschlands First Lady Elke Büdenbender ist neue Schirmherrin der Familienbetreuungsorganisation (FBO) der Bundeswehr: In einer Feierstunde am 4. Juli im Bendlerblock übertrug Verteidigungsminister Boris Pistorius der Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft.
Seit gut 30 Jahren gehört sie zur Truppe – die Familienbetreuungsorganisation der Bundeswehr, kurz FBO. Ihre Aufgabe ist es, sich um die Familien und Bezugspersonen aller Bundeswehrangehörigen zu kümmern, wenn diese während ihrer Dienstausübung längere Zeit nicht zu Hause sind. Mit der Übertragung der Schirmherrschaft an Elke Büdenbender brachte Minister Pistorius zum Ausdruck, wie sehr ihm die Arbeit der FBO am Herzen liegt.
„Diese Aufgabe übernehme ich wirklich gern“
„Gerade in diesen Zeiten, in denen wir in Europa einen Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft haben, und in denen die Zahl der militärischen Konflikte und Krisen wächst, gewinnt die Bundeswehr zunehmend an Bedeutung“, so die neue Schirmherrin der FBO während der Zeremonie im Bendlerblock. Je mehr Soldatinnen und Soldaten im Ausland im Einsatz seien, desto wichtiger werde die Arbeit der FBO, betonte Büdenbender. Unter den Gästen waren neben Abgeordneten des Deutschen Bundestags und der Wehrbeauftragten Eva Högl auch Angehörige von Soldatinnen und Soldaten, die sich derzeit im Einsatz befinden.
Mit Familien sprechen, ihnen zuhören und sie vernetzen
Das Gespräch mit den Familienangehörigen, aber auch die Vernetzung der Familien untereinander seien maßgeblich. „Ich finde es wichtig, dass den Familien gezeigt wird, dass man sie sieht und dass gesehen wird, wie schwer es sein kann, wenn die Angehörigen im Auslandseinsatz sind,“ so Büdenbender. Die Familien würden Entbehrungen in Kauf nehmen, damit ihre Partnerinnen und Partner, ihre Mütter und Väter, Töchter und Söhne im Auslandseinsatz Deutschland und seine Werte verteidigen könnten. Der zurückbleibende Partner bleibe mit den alltäglichen Aufgaben des Familienlebens allein zu Hause zurück. Auch schöne Dinge wie Geburtstage, ein wichtiges Fußballspiel oder ein Klaviervorspiel der Kinder könne man über die Distanz nur bedingt miteinander teilen.
„Wir brauchen motivierte Soldatinnen und Soldaten, die wissen, wofür sie dienen. Motivierte Soldatinnen und Soldaten, die während ihrer wichtigen Tätigkeit den Kopf freihaben, weil sie sich sicher sind: Um meine Liebsten ist gesorgt.“
Gute Betreuung für Daheimgebliebene
Als Schirmherrin sei ihr besonders wichtig, den Familien zu vermitteln, dass sie nicht allein seien, hob Büdenbender hervor. „Vor allem aber möchte ich eines: Das Licht der Öffentlichkeit auf sie lenken, damit andere besser verstehen, vor welchen Herausforderungen diese Familien stehen.“ Die Sorge um die Daheimgebliebenen sei es, so Büdenbender, die die im Einsatz dienenden Soldatinnen und Soldaten besonders belaste. Umso wichtiger sei es für sie zu wissen, dass die Familienangehörigen in Deutschland gut betreut würden.
So wie Isabella L.: Ihr Lebensgefährte, Stabsunteroffizier Tobias T., ist seit Februar in Jordanien im Einsatz. Die Angebote der FBO nutzt sie regelmäßig: „Das lohnt sich auf jeden Fall“, sagt die junge Frau. Bei gemeinsamen Unternehmungen habe sie Kontakte zu anderen Soldatenfrauen geknüpft. Mit ihren Sorgen und Ängsten habe sie sich verstanden gefühlt, der Austausch untereinander sei ihr wichtig.
Alltag erleichtern und Sorgen schmälern
Von den Soldatinnen und Soldaten werde viel verlangt – sei es bei Einsätzen, bei Missionen, auf hoher See oder bei Übungen. Für sie und ihre Familien bedeute dies lange Zeiten der Abwesenheiten von zu Hause. Den Familien den Alltag zu erleichtern und ihre Sorgen zu schmälern – dies sei die Rolle der FBO, so Minister Pistorius. Er dankte den FBO-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Namen aller Angehörigen für ihr Engagement: „Sie alle wissen wie sonst kaum jemand anderes: Kein Soldat, keine Soldatin dient alleine.“
Pistorius bezeichnete die FBO als wichtigen Baustein der personellen Einsatzbereitschaft. Denn das sicherheitspolitische Umfeld habe sich geändert: Die Landes- und Bündnisverteidigung sei wieder zum Kernauftrag der Bundeswehr geworden, Übungsszenarien hätten sich geändert. Das Betreuungsangebot sei deshalb auch für Übungen unter 30 Tage ausgeweitet worden. Als „Maßnahme der Attraktivität für die Brigade Litauen“ solle die FBO zudem in das Family Support Center in Litauen eingebunden werden.
350 Veranstaltungen der FBO im Jahr
In der 30-jährigen Historie der FBO hatte es bisher nur eine einzige Schirmherrin gegeben: Martina de Maiziére. Für gut sechs Jahre war sie von Oktober 2012 bis Juni 2018 in dem Ehrenamt. Mit Elke Büdenbender, hauptberuflich als Richterin am Verwaltungsgericht Berlin tätig, wird die Schirmherrschaft nun wieder aufgenommen. „Sie sind ein weiteres verbindendes Element zwischen der Bundeswehr und der Zivilgesellschaft“, sagte FBO-Leiter Oberstleutnant Christoph S. Die Schirmherrschaft erhöhe die Sichtbarkeit der Arbeit der FBO in der Öffentlichkeit.
Die mehr als 30 hauptamtlichen Familienbetreuungszentren und rund 50 nebenamtlichen Familienbetreuungsstellen der Bundeswehr bieten ein vielfältiges Betreuungsangebot mit 350 Veranstaltungen jährlich für die daheim gebliebenen Angehörigen. Kontakte mit anderen Familien knüpfen oder sich mittels Erfahrungsberichten von Soldatinnen und Soldaten, die bereits im Auslandseinsatz waren, über die Einsatzgebiete des eigenen Angehörigen informieren – die FBO hält Kontakt zu den Angehörigen der Soldatinnen und Soldaten und ist darüber hinaus zentraler Ansprechpartner bei Alltagsproblemen der Familien.
Erreichbar ist die FBO rund um die Uhr über eine kostenlose Hotline. Bei größeren Sorgen finden Angehörige im Netzwerk der Hilfe Unterstützung, in dem Mitstreitende aus Dienststellen der ganzen Bundeswehr und aus Partnerorganisationen zusammenarbeiten.