Schneller Adler 2022

„Wir können unseren Auftrag weltweit auf den Punkt erfüllen.“

„Wir können unseren Auftrag weltweit auf den Punkt erfüllen.“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Brigadegeneral Dirk Faust führt seit Ende März 2022 die Division Schnelle Kräfte (DSKDivision Schnelle Kräfte). Als Divisionskommandeur fungiert er bei der militärischen Evakuierungsübung Schneller Adler 2022 zugleich als Officer Conducting the Exercise (OCEOfficer Conducting the Exercise), also faktisch als Gesamtverantwortlicher für die Durchführung der Übung, die am 2. Mai beginnt.

Brigadegeneral Dirk Faust steht mit zwei Soldaten im Gelände

Brigadegeneral Dirk Faust, Kommandeur der Division Schnelle Kräfte bei einer Übung. Im Interview schildert er seine Erwartungen an die Evakuierungsübung Schneller Adler.

Bundeswehr

Herr General, Sie haben die Division erst vor wenigen Wochen übernommen. Welches Bild konnten Sie sich bislang von der Truppe machen?

Die Division ist einsatzbereit, ihre Soldatinnen und Soldaten sind hoch motiviert. Gleiches gilt für die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir können unseren Auftrag weltweit auf den Punkt erfüllen. Mein Vorteil bei der Übernahme des Kommandos war, dass ich den Verband schon kenne. Unter anderem habe ich die Luftlandbrigade 1 geführt und war ja auch schon Angehöriger der damaligen DSO (Division Spezielle Operationen). Das ist für mich also ein vertrautes Umfeld. Es fühlt sich ein wenig an, wie nach Hause zu kommen.

Die beteiligten Verbände erproben bei Schneller Adler verschiedene Szenare zur Evakuierung deutscher Staatsangehöriger und anderer Schutzbefohlener. Welche dieser Varianten steht in diesem Jahr im Fokus?

Die Evakuierung deutscher Staatsangehöriger und anderer Schutzbefohlener im Ausland kann die unterschiedlichsten Optionen zur Durchführung einer Evakuierungsoperation erfordern. Grundsätzlich werden deshalb viele Szenare möglichst umfassend und mehrdimensional geübt. 2022 liegt ein Fokus auf der schnellen Seeevakuierung und auf der Zusammenarbeit der deutschen Marine mit der niederländischen Marine. Aber auch das abgestimmte Vorgehen mit den anderen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen wird geübt. Ebenso die Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, der Bundespolizei und unseren niederländischen Kameraden. Daran lässt sich ablesen, wie komplex eine militärische Evakuierungsoperation generell ist.

Inwieweit sind die Erfahrungen der militärischen Evakuierung Tausender Menschen aus Kabul im vergangenen August in die Planungen der Übung Schneller Adler 2022 eingeflossen?

Bei der Evakuierungsmission im August 2021 hat die DSKDivision Schnelle Kräfte unter widrigen Bedingungen ihre Kaltstartfähigkeit zur schnellen und robusten Evakuierung bewiesen. Und natürlich haben wir aus dieser militärisch betrachtet erfolgreichen Operation unsere Lehren gezogen. Allerdings wird eine mögliche nächste militärische Evakuierungsmission sicher nicht einfach ein „Kabul reloaded“ werden. Jede Operation ist einzigartig, das müssen wir uns immer vor Augen halten. Deshalb ist es auch so wichtig, die gesamte Bandbreite der mannigfaltigen Operationsformen zu beherrschen.

Wie wirkt sich das auf die Ausbildung Ihres Kräftedispositivs für militärische Evakuierungen aus?

Unsere Ausbildung und unsere Standard Procedures haben sich bewährt. Darauf bauen wir weiter auf und bilden die Männer und Frauen in allen Bereichen aus, die während so einer Evakuierungsmission zum Tragen kommen können. Das betrifft auch scheinbar triviale Dinge wie die Identifizierung und Registrierung der zu evakuierenden Staatsangehörigen und Schutzbefohlenen im Zusammenwirken mit zivilen Behörden. Die Dimensionen wie in Kabul mit Tausenden Schutzsuchenden am Flughafen können wir bei Schneller Adler mit Rollenspielern natürlich nicht nachstellen. Das ist aber auch nicht notwendig.

Die Kooperation mit den Niederländern spielt bei der Übung eine große Rolle. Welche Erfahrungen hat die DSKDivision Schnelle Kräfte hier vorzuweisen?

Am multinationalen Vorgehen führt in der Allianz kein Weg mehr vorbei. Das ist gelebte Praxis zu Hause und in den Stabilisierungseinsätzen. Mit der 11. Luchtmobielen Brigade ist ein niederländischer Verband der DSKDivision Schnelle Kräfte unterstellt. Wir zertifizieren gemeinsam und verbessern die Zusammenarbeit auf allen Ebenen kontinuierlich. Obwohl Evakuierungsoperationen grundsätzlich der nationalen Verantwortung unterliegen, finden sie in der Regel in einem multinationalen Umfeld statt. An der Dimension der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan hat sich schnell gezeigt, dass ein Land das nicht allein stemmen kann. Das muss zum Glück auch nicht sein, denn wir haben verlässliche Verbündete.

Bei Schneller Adler sind die Niederländer in diesem Jahr mit ihrer Marine stark vertreten. In welchen Bereichen sehen Sie künftig noch mehr Raum für multinationale Zusammenarbeit?

Das erstreckt sich auf fast alle Bereiche. Nur einige Beispiele: Mit den Franzosen führen wir seit vielen Jahren die Colibri-Übungsserie durch. Die 11. Luchtmobiele Brigade intensiviert derzeit ihre Zusammenarbeit mit der 12. USUnited States Combat Aviation Brigade, ebenso wie die Luftlandebrigade 1 mit der 173. USUnited States Infantry Brigade (Airborne). Das gemeinsame Üben und Angleichen der Standards wird weiter ausgebaut werden. Hinzu kommt eine stärkere Standardisierung bei Ausrüstung, Gerät und Ausbildung. Wir führen gerade ein neues Automatenfallschirmsystem ein, das die Belgier, Niederländer, Franzosen und Österreicher in unterschiedlichen Varianten schon nutzen. Die Beschaffung erfolgt gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden und ist ein wichtiger Schritt in der Interoperabilität. Meine Idealvorstellung ist, dass zum Beispiel deutsche Fallschirmjäger mit belgischen Systemen aus einem französischen A400M springen und dabei von einem Niederländer abgesetzt werden können. Auch im Bereich Luftlandeplattformen, den Nachfolgern für unsere Wölfe und Mungos, ist beabsichtigt, gemeinsam mit den Niederlanden eine schnelle Beschaffung durchzuführen. Bis dahin ist es noch ein Stück, aber wir sind auf einem guten Weg.

von Markus Tiedke

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