Hunde beim Militär

Kamerad auf vier Beinen

Diensthunde der Bundeswehr erfüllen Aufgaben, die Mensch und Maschine nicht leisten können. Eine Übung in Fritzlar zeigt, was die Tiere leisten, wie eng die Verbindung zwischen Herrchen, Frauchen und Hund ist und welche Verantwortung Diensthundeführer und -führerinnen tragen. Ein Fokus der Übung liegt auf der Vorbereitung für den Auslandseinsatz.

Ein Soldat und ein Hund hängen zusammen an einer Seilrutsche im Wald.

Die Übung

Ständiges Training ist ein Muss für die Diensthunde-Teams. Eine Übung in Fritzlar stellt Mensch und Tier vor große Herausforderungen.

So vielfältig sind die Aufgaben der Diensthunde in der Bundeswehr

Sie beschützen, finden Sprengstoff und Rauschgift – die Diensthunde der Bundeswehr. Im Einsatz müssen sie im Helikopter fliegen oder Schluchten überqueren. Impressionen von einer Übung mit Feldjägern, belgischen und USUnited States-Soldaten.

Kamerad auf vier Beinen: „Es ist eine große Verantwortung“

Sie schauen lieb und vertrauensvoll, können im nächsten Moment zur Waffe werden: die Diensthunde der Bundeswehr. Wer Diensthundeführer oder -führerin wird, muss sich der Verantwortung bewusst sein, auf mehreren Ebenen. Das Tier soll Anschluss zur Familie haben, aber ist kein Haustier. Was es bedeutet, Hundeführer zu sein, erklären Stabsfeldwebel Alexander Lang im Interview sowie Stabsfeldwebel Norman Morgenroth im Podcast.

Stabsfeldwebel Alexander Lang ist erfahrener Diensthundeführer und seit 2014 Ausbilder an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen für den Bereich der Feldjäger. In den drei Feldjägerregimentern, die sich über ganz Deutschland verteilen, gibt es 96 Posten für Diensthundeführer. Lang nahm mit seinem Rüden Butch an der Weiterbildung in Fritzlar teil und gab insbesondere den noch jungen Hundeführern Tipps für den Umgang mit ihren vierbeinigen Kameraden.

9 Fragen an Alexander Lang

Stabsfeldwebel

Ein Porträt von einem Soldaten
Bundeswehr/Jana Neumann

Stabsfeldwebel Lang, darf Ihr Diensthund Butch auf dem Sofa schlafen?

Ein Porträt von einem Soldaten

Nein. Er lebt bei uns in der Familie und hat sozialen Anschluss. Das ist auch so gewollt, aber er ist kein Haushund. Butch schläft im Zwinger.

Wenn ich an einen Zwinger denke, dann denke ich an kalte, triste Anlagen und vernachlässigte Hunde.

Ein Porträt von einem Soldaten

So ist das bei uns nicht. Die Zwinger sind größer als es das Tierschutzgesetz vorschreibt: zwölf statt acht Quadratmeter. Die Zwingerhaltung ist wichtig für die Tiere, da sie im Einsatz und in den Kasernen dort untergebracht werden. Sie darf deshalb nicht vernachlässigt werden. Für die Tiere ist der Zwinger häufig ein Rückzugsort, eine Oase der Ruhe. So wie wir auch mal eine Pause brauchen, ziehen sich die Hunde dorthin zurück. Und für den Winter gibt es Einstreu und Stroh, in das sich die Tiere einkuscheln können.

Was gilt es, als Diensthundeführer noch zu beachten?

Ein Porträt von einem Soldaten

Man muss sich der Verantwortung bewusst sein. Mit dem Tier übernimmt man gewisse Aufgaben. Man muss bei Wind und Wetter rausgehen, sich kümmern und weit im Voraus planen. Spontan in den Urlaub zu fahren, ist dann keine Option mehr. Das Tier muss versorgt sein, wenn man es nicht mitnimmt.

Den Diensthund einfach bei Freunden oder Verwandten unterzubringen, ist vermutlich eher schwierig, oder?

Ein Porträt von einem Soldaten

Es ist ein Diensthund, der auch eine Ausbildung als Schutzhund hat. Das muss man immer beachten. Bei uns zu Hause ist es beispielsweise so, dass der Hund nur aus dem Zwinger kommt, wenn ich da bin. Mit den Kindern darf er nur in einem Raum sein, wenn ich auch dabei bin.

Ist es nicht gefährlich mit Kindern und einem Diensthund unter einem Dach?

Ein Porträt von einem Soldaten

Sie wissen, dass Butch kein Haustier ist und sie anders mit ihm umgehen sollen als mit unserer Hündin. Sie ist ein Haustier. Aber Kindern in einem gewissen Alter kann man so viele Regeln aufstellen, wie man möchte. Sie sind halt Kinder. Deswegen darf alles mit Butch nur unter meiner Aufsicht passieren.

Warum ist das so wichtig?

Ein Porträt von einem Soldaten

Der Hund ist darauf trainiert, zu beschützen, also auch zuzubeißen. Natürlich ist er auf mich fixiert und soll das nur auf Kommando machen, aber es ist immer noch ein Tier. Dafür kann man seine Hand nicht ins Feuer legen. Der Dienstherr gibt die Waffe mit nach Hause, nur, dass sie vier Beine hat. Ich würde meine Kinder ja auch nicht mit einer Pistole spielen lassen. Auch wenn Besuch kommt, muss man immer ein Auge darauf haben.

Wie kamen Sie dazu, Diensthundeführer zu werden?

Ein Porträt von einem Soldaten

Seit 1996 bin ich im Hundesport. Dann habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2005 bin ich Diensthundeführer. Und mittlerweile bin ich Ausbilder an der Schule für Diensthundewesen in Ulmen.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Ein Porträt von einem Soldaten

Insgesamt neun Monate dauert der Lehrgang mit dem Hund.

Muss ein Soldat oder eine Soldatin bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um diese Aufgabe übernehmen zu können?

Stabsfeldwebel Lang, eine letzte Frage: Ist der Hund für Sie Arbeitsmaterial oder ein Kamerad und Freund?

Ein Porträt von einem Soldaten

Nein, bisher nicht. Künftig soll es aber eine Eignungsfeststellung geben für angehende Hundeführer und -führerinnen. Man will sichergehen, dass die Aufgaben gut erfüllt werden. Auch unangenehme Sachen wie die Zwingerreinigung. Wenn jemand gegen das Tierschutzgesetz verstößt, dann hat das auch dienstlich Konsequenzen.

Im Dienst ist der Hund ein Hilfsmittel. Da haben wir nichts Besseres für das Spüren von Sprengstoff beispielsweise. Aber natürlich wächst einem das Tier ans Herz, man verbringt viel Zeit zusammen. Butch ist mein Kamerad, ein Teil der Familie.

Leben und Einsatz mit einem Diensthund

Funkkreis – Podcast der Bundeswehr
Cassy ist Diensthund bei den Feldjägern. An der Seite von Stabsfeldwebel Norman Morgenroth kommt sie häufig zum Einsatz – auch in Auslandsmissionen. Der Diensthundeführer erzählt im Funkkreis vom Leben mit einem Diensthund.
Audio-Transkription

Training für den Auslandseinsatz

Cliff – dunkelblond, schon leicht grau um die schwarze Schnauze, aufgeweckt und neugierig. Mit seinen sechs Jahren ist der Belgische Schäferhund auf dem Höhepunkt seiner Karriere – und Teilnehmer einer multinationalen Diensthunde-Übung der Feldjäger in Fritzlar.

Cliff – ein Soldat auf vier Pfoten

Ein Tag an der Seite von Diensthund Cliff

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Diensthunde in Rente

Diensthunde verbringen nicht ihren Lebensabend in der Truppe, können aber überall ein neues Zuhause finden. Frau Major Ramona Bernhard hat einen aufgenommen.

Welche Diensthunde es in der Bundeswehr gibt und wo

Wie viele Diensthunde hat die Bundeswehr? Wo kommen die Tiere her und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Das und mehr beantworten wir in diesem FAQFrequently Asked Questions.

Die meisten Diensthunde sind Belgische oder Deutsche Schäferhunde. Belgische Schäferhunde – sie machen etwa 95 Prozent der Diensthunde aus – würden bevorzugt ausgebildet, „weil sie eine hohe Leistungsbereitschaft haben und schnell lernen“, erklärt Stabsfeldwebel Alexander Lang von der Schule von Diensthundewesen in Ulmen. Rassen wie Rottweiler, Boxer oder Dobermann würden langsamer lernen und kämen daher nicht in Frage. Weitere Hunde im Dienst der Bundeswehr sind Hollandse Herder, Labradore als Therapiehunde und Mischlinge aus den Rassen, die als Diensthunde in der Bundeswehr sind.

K-9 leitet sich von ,,canis'', lateinisch für Hund, ab. Englisch ,,canine'' bedeutet zum Hund gehörend. Daraus wurde dann K-9. Der Begriff ist international verständlich.

Alexander Lang: „Das entscheidet jeder Diensthundeführer selbst. Er kennt seinen Hund am besten. Und er trägt letztlich auch die Verantwortung. Ich bin vorsichtig und sage erst einmal immer nein. Und wenn ich doch ja sage, betone ich immer, dass die Verhaltensregeln gegenüber Hunden beachtet werden müssen: nicht über den Hund beugen und den Hund nicht anschauen zum Beispiel. Das würde er als Provokation verstehen.“

Die Bundeswehr hat eine eigene Zucht in Ulmen. Dort werden die Schäferhunde großgezogen und vom Welpenalter an ausgebildet. Einige Hunde werden angekauft. Aus ganz Europa. Dafür arbeitet die Bundeswehr mit Dienstleistern zusammen, die gezielt nach Hunden für die Arbeit als Diensthund suchen. Die Hunde seien dann keine Welpen, sondern bereits eineinhalb oder zwei Jahre alt, berichtet Lang.

Damit ein Hund in den Dienst der Bundeswehr kommt, muss es nicht nur die richtige Rasse sein. Die Tiere müssen auch einige Voraussetzungen erfüllen. „Sie müssen gut spielen und umweltsicher sein, also sich auch in lauter Umgebung zurechtfinden und nicht ängstlich sein. Zudem müssen die Hunde trittsicher sein, auf jedem Untergrund laufen können, wackeligem Boden, auf einem Schiff beispielsweise. Man weiß nie, wo der Hund später überall eingesetzt wird“, erklärt Stabsfeldwebel Lang.

Derzeit gibt es 298 Diensthunde in der Bundeswehr. Hier inbegriffen sind nur die Tiere, die als Spür- und Schutzhund ausgebildet sind, nicht die Therapiehunde. Die Spür- und Schutzhunde müssen halbjährlich Prüfungen ablegen, damit die Zertifizierung aufrechterhalten bleibt.

Die Hunde sind in der Regel dual ausgebildet. Das bedeutet, dass sie als Schutzhund und Spürhund für Rauschgift oder Sprengstoff arbeiten. Diese Art der Hunde gibt es bei der Luftwaffe als Luftwaffensicherungshunde für die Objektwache, bei der Division Spezielle Kräfte für die Fallschirmjäger, beim Kommando Spezialkräfte, wo die Hunde auch bei Fallschirmsprüngen mitgenommen werden, und bei den Feldjägern. Eine Ausnahme bilden die Pioniere. Dort sind die Hunde nur als Spürhunde für Minen und Sprengstoff im Einsatz. Die Ausbildung zum Schutzhund entfällt somit.

Die Hunde sind mit etwa zweieinhalb Jahren fertig ausgebildet. Dann arbeiten sie etwa fünf bis sechs Jahre als Diensthund. Letztlich hängt es aber von der gesundheitlichen Verfassung des Tieres ab, wie lange es arbeiten kann. „Es wird von Jahr zu Jahr geschaut. Ich hatte auch schon einen Diensthund, der seine letzte Zertifizierung mit elf Jahren gemacht hat“, sagt Stabsfeldwebel Lang.

Wird ein Hund außer Dienst gestellt, können Diensthundeführer und -führerin das Tier behalten, indem sie einen Pflegevertrag mit der Diensthundeschule in Ulmen vereinbaren. Auch jeder andere – ob Bundeswehrangehöriger oder Zivilist – kann sich für einen ehemaligen Diensthund bewerben. Gibt es keinen Interessenten für das Tier, kommt es in die Altersanlage in Ulmen.

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