Corona-Pandemie: Der Ruf nach Unterstützung
Corona-Pandemie: Der Ruf nach Unterstützung
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Bundeswehr erreichten in der Corona-Pandemie über 2.500 Anträge auf Hilfeleistungen. Zum Vergleich: In den Jahren zuvor lag der Schnitt bei 250 Anträgen. Mit fast 10.000 Soldatinnen und Soldaten unterstützt die Truppe in der Corona-Krise.
Im zehnten Jahr nach der Aussetzung der Wehrpflicht ist die Bundeswehr so präsent in der Gesellschaft wie lange nicht mehr. Ob in Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung von Corona-Kontakten, in den Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern oder zukünftig an den Impfzentren – Uniformen im Flecktarnmuster sind überall sichtbar. Die globale Pandemie macht das notwendig.
Doch bevor die Truppe im Inland unterstützen darf, müssen die zuständigen Behörden deren Hilfe beantragen. Ansonsten darf die Bundeswehr nicht aktiv werden. Nichtstun ist für Oberstleutnant Raik Zimmermann dennoch keine Option. „Geht nicht, gibt‘s nicht„, sagt der langgediente Offizier der Panzertruppe. Er ist Leiter des Bereichs Lagebearbeitung in der Operationszentrale des Kommandos Territoriale Aufgaben.
Dort, im Norden von Berlin, schlägt das Herz der Hilfeleistungen der Bundeswehr. Dem Nationalen Territorialen Befehlshaber, Generalleutnant Martin Schelleis, stehen bis zu 20.000 Kräfte der Bundeswehr in ganz Deutschland in unterschiedlichen Bereitschaftsgraden für Unterstützungsleistungen als Helfende Hände zur Verfügung. Eine Corona-Reserve von 20.000 Soldatinnen und Soldaten wird von hier aus koordiniert. Teile dieser Reserve werden aktiviert, wenn ein Amtshilfeantrag bewilligt wird. Im letzten Winkel des weitläufigen Geländes der Julius-Leber-Kaserne am stillgelegten Flughafen Berlin-Tegel laufen alle Hilfsanträge an die Bundeswehr zur Corona-Unterstützung zusammen. Bis zu dieser Woche sind über 2.500 Anträge angekommen.
Lagebearbeitung bedeutet, den Überblick zu behalten
Zimmermann sorgt mit seinem Team dafür, dass die Bundeswehr einen Überblick darüber behält. Im großen Saal des Tagungszentrums sind sichtbar vor den Augen aller die aktuellsten Zahlen an die Wand geworfen. Groß projiziert stehen dort 1.300 geleistete Hilfsleistungen, 549 laufende Unterstützungseinsätze und 126 geplante. „Die Differenz zu den 2.500 Anfragen ergibt sich aus wieder zurückgezogenen Anträgen oder solchen, die nicht alle Voraussetzungen erfüllt haben„, erklärt Zimmermann.
Um diese Anfragen überhaupt alle bearbeiten zu können, ist sein Team gewachsen. „Ende Februar habe ich mit einer Handvoll Soldaten angefangen„, sagt der Mann der ersten Stunde. Mittlerweile dienen in seinem Bereich 80 Soldatinnen und Soldaten in sogenannten rollierenden Wochen. Das bedeutet, sieben Tage Dienst mit Zwölf-Stunden-Schichten – auch über das Wochenende. Anschließend sieben Tage Ruhephase.
An diesem System will Zimmermann auch über die Feiertage festhalten. „Corona kennt kein Weihnachten oder Silvester. Also kämpfen wir von hier aus weiter mit unseren Mitteln gegen das Virus.” Für Zimmermann bedeutet das: Zahlen einfordern, Statistiken zusammenfassen und Diagramme erstellen.
Aufwuchs der Operationszentrale um das Lageteam Impfen
Einer, der sich noch an Zahlendarstellungen gewöhnen muss, ist Jörg Probst. Der Hauptmann von der Sportschule der Bundeswehr im nordrhein-westfälischen Warendorf ist aus seiner alten Tätigkeit als Leiter des Europabüros des weltweiten Militärsport-Verbands CISMConseil International du Sport Militaire abgezogen worden und verstärkt nun die Operationszentrale. „Internationale militärische Sportwettkämpfe finden gerade nicht statt„, sagt Probst schulterzuckend.
Letzte Woche hat ihn sein Vorgesetzter angerufen und ihm mitgeteilt, dass er Neujahr in Berlin verbringen wird. „Ich bin schon 2017 fern von Zuhause im Einsatz im Sudan in das neue Jahr gerutscht. Das ist hier ebenso ein Einsatz für mich„, sagt Probst. Er ist Teil eines neuen Teams unter der Leitung von Zimmermann. Denn die Pandemiebekämpfung tritt in die nächste Phase und Probst wird die weiteren Amtshilfeanträge für die Impfzentren für die Bundeswehr koordinieren. Dabei erwartet er beispielsweise Nachfragen nach Ärzten und medizinischem Fachpersonal des Sanitätsdienstes oder nach Soldatinnen und Soldaten als Helfende Hände. „Ich filtere aus allen Anträgen heraus, wer wie viele Soldaten mit welchen Qualifikationen anfordert und erstelle dazu entsprechende Übersichten“, erklärt Probst seine neue Aufgabe.
Die Öffentlichkeit sieht nicht, was Probst, Zimmermann und ihr Team jeden Tag leisten. Doch erst ihre Arbeit macht es möglich, dass die Bundeswehr bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie unterstützt. Und wo nach Unterstützung gerufen wird, ist die Bundeswehr da. Rund um die Uhr, an jedem Tag im Jahr.