Umgang mit Corona – Empfehlungen des Psychosozialen Netzwerks

Umgang mit Corona – Empfehlungen des Psychosozialen Netzwerks

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
6 MIN

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Das Corona-Virus breitet sich weiter aus. Das öffentliche und soziale Leben steht weitgehend still. Viele Fragen dazu erreichen die Mitarbeiter des psychosozialen Netzwerkes der Bundeswehr. Dazu gehören beispielsweise Sozialdienst, psychologischer Dienst, Sanitätsdienst, aber auch evangelische und katholische Militärseelsorge. Sie alle geben Handlungsempfehlungen.

Eine Soldatin sitzt mit einem Tablet in der Hand in einer Stube der Bundeswehr

Die Angehörigen des Psychosozialen Netzwerks geben Handlungsempfehlungen im Umgang mit Corona.

Bundeswehr/Jonas Weber

Sicherheit herstellen: Ängste und Sorgen sind in einer Ausnahmelage für viele Menschen eine ganz natürliche Reaktion. Regelmäßige Informationen aus verlässlichen Quellen durch Medien, wie Rundfunk, Fernsehen, Internetseiten der Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine, oder auch der Webseite des Robert-Koch-Instituts können helfen, trübe oder belastende Gedanken zu vermeiden.
Gleichzeitig gilt es, sich bewusst zu machen – und auch ein Stück weit auszuhalten – dass in einer so dynamischen Situation wie einer Pandemie nicht immer gleich die gewünschten und benötigten Informationen zur Verfügung stehen.

Gefühle akzeptieren: Rasch wechselnde Emotionen können in Krisensituationen ganz normal sein. Gefühle von Hilflosigkeit, Angst bis zur Wut, Ärger oder Gefühle von Sinnlosigkeit und Leere können aufkommen. In einer solchen emotionalen Verfassung sollten Sie nach Möglichkeit keine wesentlichen oder unumkehrbaren Entscheidungen treffen.

Ziele setzen: Das kann Ihnen auch weiterhin ein Gefühl der Kontrolle geben. Die Ziele sollten realistisch und den Umständen angemessen sein. Während einer Quarantäne oder einer anderen aktionsarmen Phase könnte das zum Beispiel bedeuten: Ein Tagebuch schreiben, neue Fertigkeiten erlernen, aufräumen, oder Arbeiten erledigen, die bisher eher liegen geblieben sind.

Ruhephasen annehmen und bewusst nutzen: Das heißt, erzwungene Phasen des Nichtstun-Dürfens oder geringer Aktivität als Chance auf etwas mehr Ruhe umdeuten, oder einfach mal das Nichtstun genießen. Auch das Lesen eines guten Buches, Malen von Bildern oder Musizieren können ein Beitrag zur persönlichen Entlastung sein – auch im Familienrahmen.

Darüber reden: Mit Freunden, Angehörigen, Kollegen und Kameraden die Sorgen teilen, kann in Phasen von Unsicherheit oder Krise eine Entlastung sein. Doch dabei bitte die Kontakt- und Distanzregeln beachten. Das gilt aber auch für positive Gespräche über Perspektiven in der Zukunft. Ganz besonders wichtig ist es, mit der Partnerin oder dem Partner zu reden, wenn Sie Ihre persönliche Situation als belastend empfinden. Das offene Ansprechen kann helfen, aufkommenden Konflikten entgegen zu wirken und Lösungswege aufzuzeigen.

Kontakte pflegen: Es ist wichtig, mittels Telefon, Chats und Videotelefonie weiterhin regelmäßig soziale Kontakte zu pflegen. Das Thema Coronavirus sollte aber nicht das ganze Gespräch bestimmen. Es gilt, auf das Gegenüber zu achten, um zu erkennen, wann das Thema zu viel oder zu belastend wird. Vielleicht können Homeoffice oder eine Quarantäne-Zeit auch eine gute Gelegenheit bieten, alte, eventuell vernachlässigte Kontakte wieder zu beleben.

Dank und Anerkennung aussprechen: Suchen Sie sich Menschen, denen Sie schon länger einmal „Danke” sagen wollten. Jetzt könnte eine gute Zeit sein, das in die Tat umzusetzen. Es gibt für Menschen kaum etwas Wohltuenderes, als von anderen Anerkennung, Lob und Dank zu erfahren.

Aktiv bleiben: Erledigen Sie Dinge, für die man sonst nie Zeit hat und starten Sie bewusst positive Aktivitäten wie beispielsweise Handarbeiten, Basteln, Handwerken, sich etwas Gutes kochen oder einen guten Film ansehen.

Ablenkung suchen: Lenken Sie sich immer mal wieder bewusst vom vorherrschenden Coronavirus-Thema ab. Sprechen Sie über andere Themen, lesen Sie und gehen Sie sofern möglich Ihren Hobbys nach.

Humor zulassen: Humor ist erlaubt. Er ist ein starkes Mittel gegen Hoffnungslosigkeit. Lächeln und Lachen können oft Erleichterung bringen.

Körperlich betätigen: Für viele Menschen ist es wichtig, auch den körperlichen Ausgleich nicht zu vergessen. Sich körperlich zu betätigen, kann helfen, Stress und Belastung abzubauen. Allerdings sollten Sport, Garten- und Hausarbeit den Körper nicht zu stark fordern, um die eigene Immunabwehr nicht zu beeinträchtigen. Achten Sie auf Ihre körperlichen Reaktionen, um diese Grenze nicht zu überschreiten.

Routinen einhalten – Alltagsrhythmus bewahren: Versuchen Sie, auch in dieser Ausnahmesituation im gewohnten Ablauf zu bleiben. Stehen Sie zu bestimmten Zeiten auf, erledigen Sie zunächst Ihre Aufgaben, um dann Freizeit zu haben. Sie sollten wie gewohnt essen und zu Bett gehen. Das ist vor allem auch für Kinder wichtig.

Ressourcen aktivieren: Suchen Sie sich Dinge, die Ihnen Mut machen. Überlegen Sie sich Sätze, die Sie selbst und die Familie beruhigen und Sicherheit geben, wie: „Wir werden die Situation gemeinsam bewältigen können!„. Vielleicht haben Sie schon einmal Erfahrungen mit Achtsamkeits- oder Entspannungsverfahren gemacht, die Sie anwenden können. Anleitungen hierzu findet man auch umfangreich im Internet.

Die eigenen Stärken nicht aus den Augen verlieren: In Krisensituationen wird das Augenmerk ganz automatisch auf Ängste und das, was nicht funktioniert gelenkt. Um dabei immer wieder einen Ausgleich im psychischen Befinden herzustellen, ist es notwendig, ganz bewusst das Gute, Gelingende und die eigenen Stärken in den Blick zu nehmen.

Achtsam sein – zu sich selbst und zu seinen Nächsten: Seien Sie in diesen Tagen im Umgang mit sich selbst – und auch mit Ihren Nächsten – ganz besonders achtsam. Nicht jede ungewohnte Reaktion bei sich selbst oder bei Ihrem Gegenüber muss Anlass zu Beschwerde, Kritik oder Vorwurf sein. Wir alle sind („nur“) Menschen. Wir sollten uns das selbst und anderen gerade jetzt mit einer liebevollen und toleranten Grundhaltung zugestehen. Erlauben wir uns, uns selbst und unsere Liebsten vielleicht noch ein wenig besser kennen zu lernen – und lassen wir uns dies als Gewinn und nicht als Nachteil erscheinen.

Was können Eltern tun, um Kindern die Ängste zu nehmen?

  • Sich von den Fragen der Kinder leiten lassen und dann kindgerecht und ehrlich Antwort geben
  • Medienkonsum zu Corona einschränken. Nicht davon fernhalten, aber dosiert einsetzen, erklären, offen sein für Fragen der Kinder und dabeibleiben
  • Sicherheit geben durch einen routinierten Alltag
  • Soziale Kontakte ermöglichen via Telefon und Internet
  • Eventuell mehr Zuwendung geben, wenn Ängste erkennbar werden
  • Selbst ruhig bleiben, Angst ist ansteckend
  • Spiel und Ablenkung ermöglichen
  • Gemeinsam spielen und kreativ sein
  • Auch mal alle Fünfe gerade sein lassen. Kinder bleiben Kinder und wollen nicht wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geführt werden.

Die großen Einschränkungen beziehungsweise Veränderungen im öffentlichen und sozialen Leben sind oft mit existenziellen Sorgen verbunden und können bei vielen Menschen auch negative Gefühle oder Stressreaktionen auslösen. Solche Reaktionen können sich mit zunehmender Zeitdauer noch verstärken und auch einen Teil des – oft besonders belasteten – Personals der Bundeswehr und dessen Familienangehörigen betreffen. In manchen Bereichen ist das Bundeswehrpersonal schon jetzt hoch belastet, zum Beispiel im Einsatz, in der sanitätsdienstlichen Versorgung oder wenn jemand individuell von Quarantänemaßnahmen betroffen ist. Viele Bundeswehrangehörige verrichten ihren Dienst derzeit zu Hause und müssen sich auf die Besonderheiten im Homeoffice mit ihren Herausforderungen und Einschränkungen einstellen. Andere sind weiterhin vor Ort in ihren Dienststellen tätig und müssen sich mit den dortigen Veränderungen oder der Sorge vor einer Ansteckung auseinandersetzen. Auch diese Situationen können gleichermaßen zu psychischen oder sozialen Belastungsreaktionen führen.

Die Angehörigen der psychosozialen Fachprofessionen wissen aufgrund ihrer jeweiligen Qualifikation sehr gut, welche Maßnahmen zur Stressreduktion beitragen können.

Bitte scheuen Sie sich nicht, bei weitergehenden Fragen, Sorgen oder Nöten die Mitglieder Ihres Psychosozialen Netzwerks vor Ort aus den Fachdiensten Sozialdienst, Psychologischer Dienst, Militärseelsorge und Sanitätsdienst direkt anzusprechen.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn Sie eventuell Ihre Ansprechperson nicht sofort persönlich erreichen, denn viele befinden sich zurzeit im Homeoffice und haben nicht die gewohnten technischen Mittel zur Verfügung. Falls Sie also zunächst nur einen Anrufbeantworter erreichen oder auf Ihre E-Mail nicht sofort geantwortet wird, bleiben Sie geduldig und versuchen Sie gegebenenfalls eine andere Ansprechperson zu erreichen. Seien Sie sicher, Sie stehen nicht alleine!

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