„Wir haben die Fähigkeiten und die Motivation – in allen Szenarien“
„Wir haben die Fähigkeiten und die Motivation – in allen Szenarien“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Oberstleutnant Sven Heidel ist Kommandeur des Versorgungsbataillons 131 in Thüringen und führt zugleich das multinationale Combat Service Support (CSSCombat Service Support) Battalion für die deutsch geführte Brigade der schnellen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Eingreiftruppe. Im Interview erklärt er das Zusammenwirken logistischer Ebenen und den Versorgungsauftrag der VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023.
Die Bundeswehr unterscheidet drei logistische Ebenen. Was bedeutet das?
Jeder Kampfverband hat eigene logistische Fähigkeiten, die für Instandhaltung, Umschlag und Transport zuständig sind, und zwar in der ersten Kompanie jedes Bataillons. Diese Kräfte werden als logistische Ebene 1 bezeichnet. Hier geht es vor allem um den Erhalt der Kampffähigkeit und schnelle Lösungen.
Die Versorgungsbataillone des Heeres stellen die logistische Ebene 2. Sie sorgen für Nachschub bis knapp hinter die vordersten Linien der Kampftruppe, übernehmen komplexere Reparaturen und dienen zugleich als Schnittstelle zu den Logistikern der Streitkräftebasis, welche ebenfalls in der logistischen Ebene 2 verortet sind. Jede einzelne Kompanie deckt dabei das komplette Fähigkeitsspektrum Transport – Nachschub – Instandsetzung ab.
Die SKBStreitkräftebasis-Logistik füllt zum einen die Bestände der Heereslogistik auf und stellt zum anderen die Anbindung ins Heimatland sicher. Jedes Logistikbataillon besteht dabei aus ein bis zwei Nachschubkompanien, ein bis zwei Transportkompanien und einer Instandsetzungskompanie. Am Ende der Versorgungskette befindet sich die logistische Ebene 3, welche mithilfe von Bundeswehrdepots, Lagern sowie Versorgungszentren die logistische Ebene 2 versorgt.
Warum gibt es diese Unterscheidung?
Je näher man am Gefechtsfeld agiert, desto mehr verschiebt sich das logistische Anforderungsprofil. Zum Beispiel in der Instandhaltung: Auf der logistischen Ebene 1 im Kampfverband geht es um Fahren, Funken, Feuern. Die Wirkung nach „vorn“ ist wichtig. Dafür wird die sogenannte Gefechtsschadeninstandsetzung genutzt, die auch mit provisorischen Lösungen arbeitet.
Bei den Heereslogistikern gibt es mehr Zeit und mehr Fähigkeiten. Aber auch hier läuft die Uhr. Was nicht innerhalb von sechs Stunden repariert werden kann, hat für das laufende Gefecht keinen Mehrwert. Um keine Kapazitäten zu binden, wird es an die SKBStreitkräftebasis-Logistiker abgeschoben. Sie agieren im rückwärtigen Raum mit deutlich geringerer Bedrohungslage und haben die Zeit und die Möglichkeiten für Reparaturen nach Handbuch.
Aber egal, ob Heer oder SKBStreitkräftebasis: Logistische Prozesse funktionieren nur als Kette. Das Ineinandergreifen aller Kräfte stellt die nahtlose Versorgung und damit die Kampffähigkeit der Gefechtsverbände sicher.
Was ist das Besondere an der logistischen Versorgung der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Kampfbrigade?
Unser logistischer Auftrag ist erst einmal derselbe: Nachschub, Instandhaltung und Transport. In Auslandseinsätzen wie beispielsweise in Mali ist das Szenario vergleichsweise statisch. Das heißt, die Soldatinnen und Soldaten wissen grundsätzlich, wohin es geht, wie lange sie dort bleiben und was sie erwartet.
Das ist bei der VJTFVery High Readiness Joint Task Force anders. Hier ist eine dynamisch der Lage angepasste logistische Versorgung erforderlich, möglicherweise auch unter ständiger Bedrohung und mit häufiger Verlegung innerhalb des Einsatzgebietes. Und die Soldatinnen und Soldaten können im Ernstfall innerhalb weniger Tage für bis zu einem Jahr weg von der Heimat sein.
Aber wir haben die Fähigkeiten und auch die Motivation, um unseren Versorgungsauftrag für die Kampftruppen zu erfüllen. Nicht nur für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force, sondern in allen Szenarien.