Bundeswehrbrigade in Litauen: Fragen und Antworten
Bundeswehrbrigade in Litauen: Fragen und Antworten
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der Fahrplan steht: Die Bundeswehr nimmt in diesem Jahr eines der ambitioniertesten Projekte seit ihrer Gründung in Angriff. Eine Brigade mit drei Kampfbataillonen und Unterstützungstruppen – insgesamt rund 5.000 Bundeswehrangehörige – soll bis 2027 dauerhaft in Litauen stationiert werden. Wir präsentieren die wichtigsten Fakten im Überblick.
Warum geht die Bundeswehr ins Baltikum?
Deutschland beweist mit der Entscheidung seine Entschlossenheit, militärische Verantwortung sowohl in Europa als auch im transatlantischen Verteidigungsbündnis NATONorth Atlantic Treaty Organization zu übernehmen. Zudem ist die geplante Stationierung ein Ausdruck der Solidarität mit den baltischen Staaten, die sich spätestens seit der Annexion der Krim 2014 durch Russland bedroht sehen. Durch die dauerhafte Stationierung einer kriegstüchtig aufgestellten Brigade im Baltikum soll Russland von weiteren Angriffen auf seine Nachbarländer abgehalten werden. Damit ist die Brigade auch ein Leuchtturmprojekt der sicherheitspolitischen Zeitenwende in Deutschland, die Bundeskanzler Olaf Scholz unter dem Eindruck der russischen Aggression ausgerufen hatte.
Wann geht es los?
Schon in diesem Jahr. Im zweiten Quartal 2024 wird ein Vorkommando der Bundeswehr in Litauen mit den Vorbereitungen für die Stationierung beginnen. Bis Ende des Jahres soll es zu einem Aufstellungsstab aufgewachsen sein. 2025 soll die Brigade für Litauen mit einem Aufstellungsappell offiziell in Dienst gestellt werden. Dann wird mit den Ausbildungs- und Übungsaktivitäten und der schrittweisen Verlegung der Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland begonnen. Voll einsatzfähig soll die Brigade im Jahr 2027 sein.
Welche Kräfte verlegen nach Litauen?
Die Brigade für Litauen ist als schwere Kampfbrigade für Landoperationen ausgelegt. Sie wird unter anderem aus dem Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach in Bayern, dem Panzerbataillon 203 aus Augustdorf in Nordrhein-Westfalen und dem Kern der derzeitigen multinationalen eFPenhanced Forward Presence Battle Group Lithuania bestehen, die unter deutscher Führung bereits seit mehreren Jahren im Baltikum aktiv ist. Ein Panzerartilleriebataillon, eine Panzerpionierkompanie, ein Versorgungsbataillon, eine Fernmeldekompanie und eine Aufklärungskompanie kommen hinzu. Ein Brigadestab mit Stabskompanie sowie Sanitäts- und Feldjägerkräfte komplettieren die deutschen Truppen im Baltikum. Insgesamt werden rund 4.800 Soldatinnen und Soldaten nach Litauen gehen. Auch rund 200 zivile Mitarbeitende der Bundeswehrverwaltung werden ins Baltikum ziehen.
Wo werden die Truppen stationiert?
Die Bundeswehr wird in den Ortschaften Rūdninkai und Rukla und damit in der Nähe der Großstädte Vilnius und Kaunas Quartier beziehen. Gerade Rukla dürfte vielen Bundeswehrangehörigen bereits ein Begriff sein: Von dort operiert der multinationale NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kampfverband eFPenhanced Forward Presence Battle Group Lithuania unter deutscher Führung. Rūdninkai hingegen liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt, das mit Russland verbündet ist.
Was passiert mit den Familien der Soldatinnen und Soldaten?
Den Bundeswehrangehörigen wird angeboten, ihre Familien nach Litauen mizutnehmen. Für die Soldatenfamilien sollen möglichst attraktive Lebensbedingungen geschaffen werden, damit sie gerne ins Baltikum umziehen. In den Großstädten Vilnius und Kaunas sollen Wohnquartiere für die Soldatenfamilien zur Verfügung gestellt werden. Zudem sind sowohl Kindergärten als auch Schulen für die Kinder der Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland geplant. Mitziehenden Familienangehörigen sollen in Litauen Arbeitsplätze angeboten werden. Die Bundeswehr möchte zudem einen regelmäßigen Shuttle zwischen Litauen und Deutschland anbieten.
Was muss noch getan werden?
Die Stationierung einer Brigade in einem Partnerland ist ein ambitioniertes Unterfangen. Eine Verlegung auf Dauer und in dieser Größenordnung ist auch für die deutschen Streitkräfte neu. Deutschland und Litauen arbeiten deshalb eng zusammen, um das Projekt zu realisieren. Während Deutschland die Truppen stellt, sorgt das Partnerland für die militärische und zivile Infrastruktur. Schon jetzt werden Fakten geschaffen: So entsteht bei Rūdninkai gerade ein 170 Quadratkilometer großer Truppenübungsplatz für die Brigade Litauen. Was nicht neu gebaut wird, wird vor der Nutzung für die Bundeswehr modernisiert. Noch ist nicht genau absehbar, was wann fertig werden wird. Fest steht aber, dass die Truppen aus Deutschland erst dann nach Litauen verlegt werden, wenn die baulichen Voraussetzungen für Tagesdienst und Übungsbetrieb geschaffen worden sind.