Brigade Litauen

Vom Vorkommando zum Aufstellungsstab: Nächster Meilenstein der Brigade Litauen

Für den Schutz der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke stellt Deutschland die Brigade Litauen auf. Deutschland bekennt sich so zu seiner Verantwortung im Bündnisgebiet. In großen Schritten wächst die Panzerbrigade 45 auf: Der Dienstantritt des künftigen Kommandeurs und der Wechsel vom Vorkommando zum Aufstellungsstab läuten eine neue Phase ein.

Drei angetretene Soldaten mit Tarnschminke

Die Panzerbrigade 45 wird Brigadegeneral Christoph Huber befehligen. 5.000 Männer und Frauen werden dauerhaft an der Grenze des Bündnisgebietes stationiert sein. Mit der Absicht der Einsatzbereitschaft bis Ende 2027, soll die Brigade für Abschreckung und Verteidigung an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke sorgen.

Huber diente bereits 2017 als erster Kommandeur des multinationalen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kampfverbandes in Rukla, der enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence)-Battlegroup zum Schutz der Ostflanke, in Litauen. Laut dem Brigadegeneral geht es in großen Schritten mit dem Aufwuchs der Panzerbrigade 45 voran, einer Brigade, die allzeit kampfbereit sein wird. „Was zwischen Deutschland und Litauen in der gemeinsamen Roadmap im Dezember letzten Jahres vereinbart wurde, ist auch weiterhin feste Absicht der Bundeswehr, der politischen und militärischen Führung“, so Huber.

Offizielle Indienststellung in 2025

Denn bereits 2025 soll die Brigade offiziell in Dienst gestellt werden. Mit einem feierlichen Appell in 2025 werde man diesen nächsten wichtigen Meilenstein im Zuge der Aufstellung der entstehenden kriegstüchtigen Brigade gebührend feiern. Die ersten Kräfte der Stabs- und Versorgungskompanie, der Fernmeldekompanie, aber auch des Sanitätsdienstes und der Feldjäger sowie erste Elemente des Logistikbataillons werden an den Übergangsstandorten Nemenčinė und Rokantiškės bis zur endgültigen Fertigstellung der Zielinfrastruktur stationiert werden. Litauen unternehme größte Anstrengungen, damit Deutschland wie geplant seine Soldatinnen und Soldaten nach Litauen verlegen könne. Dafür sei er den Litauern außerordentlich dankbar, so der künftige Kommandeur.

Ein Soldat mit Barett im Porträt
Brigadegeneral Christoph Huber, künftiger Kommandeur der Panzerbrigade 45 in Litauen Bundeswehr/Jana Neumann
Am Ende des Tages wird Deutschland eine kriegstüchtige Brigade hier in Litauen bereitstellen, die in der Lage ist, dieses Land zu verteidigen.

Bereits in diesem Jahr werde man mit der taktischen Ausbildung des Aufstellungsstabes, dem künftigen Brigadestab, beginnen. Erste Ausbildungsvorhaben seien bereits für Dezember 2024 vorgesehen, unterstreicht Huber den ambitionierten Zeitplan für seine Truppe.

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Um das nächste Etappenziel zu erreichen, wächst die Brigade zügig auf: Die wenigen Dutzend Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Bundeswehrangehörigen, die derzeit im Büro der Panzerbrigade 45 in der Rinktinės gatvė  im Stadtzentrum von Vilnius arbeiten, bekommen Zuwachs. Bis November 2024 werden es ungefähr 150 Männer und Frauen sein, die im Aufstellungsstab an die Arbeit des Vorkommandos der Brigade anknüpfen.

Unter der Führung von Oberst André Hastenrath, ab 2025 stellvertretender Brigadekommandeur, war das Vorkommando seit April 2024 intensiv damit beschäftigt, in Litauen alles für die Ankunft der weiteren Bundeswehrangehörigen und ihrer Familien vorzubereiten. Fragen waren zu klären wie: Wo gibt es familienfreundliche Wohnquartiere? Sind ausreichend Schul- und Kitaplätze in Reichweite? Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung für die Angehörigen vor Ort aus?

Attraktive Rahmenbedingungen sollen die Entscheidung, mit Kind und Kegel nach Litauen zu ziehen, erleichtern. Während ausreichend Kindergarten- und Schulplätze vorhanden sind, arbeite man noch intensiv an besseren Flugverbindungen, zum Beispiel nach Nord- und Mitteldeutschland. Auch soll es Sprachkurse für mitziehende Familienangehörige geben. 

Artikelgesetz Zeitenwende

Außerdem soll das sogenannte „Artikelgesetz Zeitenwende“ die Attraktivität des Dienstes in der Truppe stärken. Das Bundeskabinett hat den Gesetzesentwurf im September 2024 verabschiedet. Darin enthalten sind Änderungen im Bereich des Arbeitszeitrechtes, des Trennungsgeldrechtes, des Besoldungs- und Versorgungsrechtes und des soldatischen Dienstrechtes. 

Unter anderem sieht der Gesetzentwurf vor, dass Soldatinnen und Soldaten, die nach mehreren Jahren aus dem Baltikum zurückkehren, sowohl den Umzug an ihren Heimatort bezahlt bekommen als auch Trennungsgeld bei einer Stationierung an einer anderen Bundeswehrdienststelle in Deutschland erhalten. Der Bundestag muss dem Gesetzentwurf noch zustimmen.

„Das Artikelgesetz ist auf jeden Fall ein Baustein, um die Attraktivität zu steigern,“ findet Oberstleutnant Tom H.* Seit August ist er bei der Panzerbrigade 45 im jetzigen Aufstellungsstab tätig. Frau und Kinder hat er mitgebracht – aus tiefer Überzeugung, das Richtige zu tun. „Weil ich die Notwendigkeit darin sehe, dass wir das hier machen.“ Die Zeitenwende sei sonst nur eine Hülle.

Die Zusammenarbeit mit den litauischen Kameraden sei sehr gut und als Bundeswehrangehöriger sei man von der litauischen Bevölkerung hoch angesehen, meint H. Auch die vierköpfige Familie fühle sich inzwischen in Litauen angekommen. Die Familie ist jetzt in einer Wohnung in Vilnius‘ Altstadt zu Hause. Der dreijährige Sohn freut sich jeden Tag, zu seinen neuen Freunden in die Kita zu gehen. Ihn selbst haben anfangs noch unklare Rahmenbedingungen aber nicht davon abgehalten, sich klar für seinen Dienst in Litauen zu entscheiden.

So wie der Oberstleutnant werden in 2025 mehr als 300 weitere Männer und Frauen nach Litauen verlegen, die vor allem Eines mitbringen: Pioniergeist. „Jeder, der hierherkommt, will gestalten. Das gemeinsame Ziel, eine kriegstüchtige Brigade: Das ist ein Ziel, dem sich hier jeder verschrieben hat“, ist Brigadegeneral Huber überzeugt.

Die passende Wohnung finden Bundeswehrangehörige, die sich für einen Dienst bei der Brigade Litauen entschieden haben, in der Regel schnell – so wie Hauptfeldwebel Kai-Uwe H.*, der schon nach der ersten besichtigten Wohnung seinen Mietvertrag unterschrieb. Der Feldwebel wird als Feuerwerker in Litauen arbeiten. In dieser Funktion ist er hauptsächlich für die Munitionsbewirtschaftung und -lagerung zuständig: Er überprüft, pflegt und wartet Munition und testet deren Funktion. Und leistet gerne Aufbauarbeit: „Wenn nichts da ist, ist das immer am interessantesten“, bringt der 47-Jährige die Herausforderungen in seiner neuen Dienststelle in Litauen auf den Punkt.

Bei der Suche nach einem neuen Zuhause unterstützt die Wohnungsfürsorge der Bundeswehr die Neuankömmlinge. Ihre Mitarbeitenden helfen, sich auf dem litauischen Wohnungsmarkt zu orientieren und Kontakte zu Vermietern zu knüpfen. „Jeder hat das bekommen, was er gerne wollte“, fasst Steffen V.* seine letzten Erfahrungen mit Wohnungssuchenden zusammen.

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„Wir werden hier gebraucht.“

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Verantwortung im Bündnis – Russland abschrecken

Die Bundeswehr stärkt mit der Brigade die Verteidigungsfähigkeit der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Deutschland kommt mit der dauerhaften Stationierung des Kampfverbandes seiner Verantwortung im Bündnis nach, die alliierten Länder in Ost- und Nordeuropa zu schützen. Die Aufstellung der Brigade ist das Leuchtturmprojekt der Zeitenwende und einzigartig in der Geschichte der Bundeswehr: Noch nie waren so viele Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Angehörige der Bundeswehr dauerhaft im Ausland stationiert. 

Als schwere Kampfbrigade ausgelegt, wird sie künftig von der Division 2025 des Heeres geführt. Drei Kampftruppenverbände gehören dazu: das Panzergrenadierbataillon 122 aus dem bayerischen Oberviechtach und das Panzerbataillon 203 aus Augustdorf in Nordrhein-Westfalen. 2026 wird die eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup, der dritte Kampftruppenverband, in die Panzerbrigade 45 eingegliedert.

Erst Roadmap, dann Stationierungsabkommen

Den Grundstein für die Stationierung der Brigade hatten Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein damaliger litauischer Amtskollege Arvydas Anušauskas gelegt, als sie am 18. Dezember 2023 in Vilnius die Roadmap zeichneten, eine Art Fahrplan der weiteren Umsetzungsschritte auf dem Weg zur Stationierung der Brigade. 

Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgte am 13. September 2024, als Pistorius und Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas in Berlin ein gemeinsames Abkommen zur Stationierung der deutschen Brigade in Litauen unterzeichneten. Das Papier schafft die rechtliche Grundlage für die dauerhafte Präsenz der Bundeswehr sowie der Angehörigen in Litauen.

*Namen zum Schutz abgekürzt.

Eine Grafik zeigt die „Roadmap für die Bundeswehr-Brigade in Litauen" auf einem Foto von Soldaten

Enger Zeitplan: Der Fahrplan für die Stationierung der Brigade Litauen ist ambitioniert: Die rund 5.000 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland sollen schon 2027 voll einsatzbereit für die Verteidigung der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke im Baltikum sein.

Bundeswehr | Grafik: Astrid Höffling | Foto: Jana Neumann