Gründungstag der Bundeswehr
Die ersten Soldaten der Bundeswehr erhielten am 12. November 1955 – dem 200. Geburtstag des preußischen Heeresreformers General von Scharnhorst – ihre Ernennungsurkunden. Die Bundeswehr war gegründet. Seither musste sie viele Herausforderungen und Anpassungen bewältigen – und blieb ihrem Versprechen gegenüber der Republik stets treu.
Gründungstag
Am 12. November 1955 erhielten die ersten 101 Mitarbeiter des Bundesministeriums für Verteidigung, das wenige Wochen zuvor aus dem sogenannten Amt Blank hervorgegangen war, ihre Ernennungsurkunden zum Soldaten der neuen westdeutschen Streitkräfte. Ort der eher schlicht gehaltenen Zeremonie war die Kraftfahrzeughalle der Bonner Ermekeil-Kaserne, dem Sitz des noch jungen Ministeriums. Dabei war es wohl einem spontanen Geistesblitz eines Mitarbeitenden zu verdanken, dass gerade dieses Datum zum Gründungstag der – erst ab April 1956 auch offiziell so bezeichneten – Bundeswehr wurde.
Es war der 200. Geburtstag des preußischen Heeresreformers, Generalleutnant Gerhard Johann David von Scharnhorst. Er war der Schöpfer der allgemeinen Wehrpflicht in Preußen während der Befreiungskriege gegen Napoleon am Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Dienst in der Armee sollte als Ehrendienst am Vaterland gesehen und von allen wehrpflichtigen Männern, unabhängig von Stand und Herkunft, geleistet werden. Ein willkommener und symbolisch passender Anknüpfungspunkt für die jungen demokratischen Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland.
Quiz zum Gründungstag
Quiz: Was wissen Sie über die Gründung der Bundeswehr?
Obwohl seit 1955 fest in den staatlichen Strukturen der Bundesrepublik Deutschland verankert, wissen nur wenige über die Rahmenbedingungen und die Ereignisse Bescheid, die zur Gründung der Bundeswehr führten. Testen Sie Ihr Wissen in unserem Quiz!
Gerade einmal zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges – mit all seinen Grauen, Schrecken und Verbrechen – war die geplante Wiederbewaffnung Westdeutschlands gesellschaftlich und politisch stark umstritten. Sie wurde sowohl im In- als auch im Ausland argwöhnisch betrachtet. Angesichts der großen Übermacht der Truppen des Warschauer Paktes in Europa und dem Ausbruch des Korea-Krieges 1950 ergriffen die Westalliierten jedoch jede sich bietende Möglichkeit, die Truppenstärke des eigenen Lagers zu erhöhen.
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Mit der Gründung der Westeuropäischen Union und dem damit erklärten Verzicht auf atomare, biologische und chemische Waffen trat die Bundesrepublik Deutschland am 5. Mai 1955 als 15. Mitgliedstaat der NATONorth Atlantic Treaty Organization bei. Bereits Jahre zuvor definierten ehemalige Militärs im Auftrag der Bundesregierung in der Himmeroder Denkschrift den künftigen Umfang von 500.000 Mann und die technische Ausstattung der späteren Bundeswehr. Ein ambitioniertes Ziel, das erst mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1956 bis zum Ende der 1960er- Jahre erreicht wurde.
Rück- und Ausblick
Jahrzehnte lang war die Verteidigung der Landes- und somit Bündnisgrenze oberste Priorität der Bundeswehr. Doch dann rückten zunehmend internationale Missionen zur Friedenssicherung und zur internationalen Konflikt- und Krisenbewältigung in den Vordergrund. War der Balkan über Jahre hinweg das Haupteinsatzgebiet der Bundeswehr, standen bald Afghanistan und Mali an erster Stelle. Doch bereits die völkerrechtswidrige Annexion der Krim 2014 machte deutlich, dass es eine neue Bedrohungslage für die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Allianz gibt. Spätestens aber mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 ist die Sicherheitsarchitektur in Europa ins Wanken geraten: Bundeskanzler Olaf Scholz prägte den Begriff der „Zeitenwende“.
Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten rücken so eng wie nie zuvor seit Ende des Kalten Krieges zusammen, um das Bündnisgebiet zu schützen. Voll im Fokus steht deshalb wieder die Landes- und Bündnisverteidigung: In NATONorth Atlantic Treaty Organization-Großmanövern wie Steadfast Defender 2024 demonstrierten die Landstreitkräfte der Bundeswehr im ersten Halbjahr 2024 ihre Verteidigungsbereitschaft. Auch hat die Bundeswehr mit der Übungsserie Quadriga 2024 deutlich gemacht, dass sie ihren Bündnisverpflichtungen entschlossen nachkommt.
Ein deutliches Signal der Solidarität mit den Bündnispartnern sendet insbesondere die dauerhafte Stationierung einer Bundeswehrbrigade in Litauen – das Leuchtturmprojekt der Zeitenwende. Nachdem die ersten 21 Soldaten des Vorkommandos der Brigade im April 2024 ihren Dienst in Litauen angetreten hatten, ist der nächste Meilenstein erreicht worden: Im Oktober 2024 läuteten der Dienstantritt des künftigen Kommandeurs, Brigadegeneral Christoph Huber, und der Aufwuchs des Vorkommandos zum Aufstellungsstab eine neue Phase ein. Mit einem Aufstellungsappell soll die Brigade Litauen im Frühjahr 2025 offiziell in Dienst gestellt werden und bis Ende 2027 voll einsatzfähig sein.
Ihren Gründungstag zu feiern, ist in den vergangenen Jahren Teil des Brauchtums der Bundeswehr geworden. Militärisches Brauchtum ist dabei nicht mit Tradition gleichzusetzen. Im vorliegenden Fall fließen Brauchtum und Tradition jedoch ineinander. Denn die eigene Geschichte und die erbrachten Leistungen ihrer Angehörigen ist die Hauptsäule des Traditionsverständnisses der Bundeswehr.
- Die Bundeswehr – eine Parlamentsarmee
- Brauchtum in der Bundeswehr: Was steckt dahinter?
- Die Tradition der Bundeswehr
- 1955 bis 1990: Von der Gründung der Bundeswehr mitten im Kalten Krieg
- 1990 bis 2001: Vom Fall der Mauer bis zum Afghanistan-Einsatz
- 2002 bis 2021: Eine Einsatzarmee im Wandel
- 2022 bis heute: Zeitenwende für die Bundeswehr