Erdbebenhilfe Türkei

Bundeswehr baut mobiles Rettungszentrum für türkische Stadt Altınözü

Bundeswehr baut mobiles Rettungszentrum für türkische Stadt Altınözü

Datum:
Ort:
Türkei
Lesedauer:
4 MIN

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Die Such- und Rettungsteams der ersten Tage haben sich zurückgezogen, internationale Ersthelfer bauen ihre Zelte ab, doch die lokale Infrastruktur ist noch nicht wiederhergestellt. Diese Lücke schließt die Bundeswehr für die Stadt Altınözü und ihre Umgebung mit einem mobilen Rettungszentrum. 

Zwei Soldaten bauen ein großes Zelt auf

Zwei Wochen sind die Spezialpioniere aus Wilhelmshaven vor Ort, um die Infrastruktur rund um das Krankenhaus zu schaffen: Unterkünfte, Wasseraufbereitung, Stromversorgung und mehr

Bundeswehr/Jana Neumann

Auch fünf Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei sind die Eindrücke apokalyptisch. Je näher man Altınözü in der Südosttürkei kommt, desto sichtbarer werden die Schäden. Ganze Häuserzeilen, halbe Städte, sind eingestürzt, zahllose Gebäude einsturzgefährdet. In den bereits geräumten Brachen stehen dicht an dicht Zelte, in denen die Menschen nun leben. Auch jene, deren Häuser noch stehen, trauen sich aus Angst vor den regelmäßig auftretenden Nachbeben nicht zurück in ihre Wohnungen und übernachten in Zelten.

Viele internationale Helfer, die bisher Erste Hilfe und Akutversorgung geleistet haben, ziehen sich nun zurück. Doch lokale Krankenhäuser sind vielerorts noch nicht wieder nutzbar. Für die bislang wenig versorgte Stadt und Region Altınözü schließt die Bundeswehr jetzt diese Versorgungslücke mit ihrem mobilen Rettungszentrum.

Schnelle Einsatzkräfte Sanität aus Leer stehen bereit

140 Soldatinnen und Soldaten werden insgesamt für den Aufbau und Betrieb des mobilen Krankenhauses gebraucht, dazu wurden bislang etwa 190 Tonnen Material im Lufttransport verlegt. Bis das Rettungszentrum betriebsbereit ist, arbeiten verschiedenste Teilstreitkräfte und Truppengattungen Hand in Hand. Das meiste medizinische Personal kommt von den Schnellen Einsatzkräften Sanitätsdienst aus Leer, aber es ist auch ärztliches Personal aus verschiedenen Bundeswehrkrankenhäusern dabei.

Die Luftwaffe bringt Personal, Material und Gerät in den Einsatz. Von der Streitkräftebasis kommen die Spezialpioniere aus Husum, zu denen auch die Mechaniker für Klima-, Warmlufterzeugung und Generatoren gehören sowie das Material zum Feldlageraufbau und -betrieb. Auch Feldjäger aus Wilhelmshaven sind vor Ort.

Nach der Erkundung waren die ersten Kräfte bereits am 8. März in die Türkei geflogen. Vier Tage später kam ein weiteres gutes Dutzend Soldatinnen und Soldaten an, darunter medizinisches Personal ebenso wie Spezialpioniere aus Husum.

Alle Kräfte sind freiwillig in diesen Einsatz gegangen. Viele Kontingentangehörige sprechen deutsch und türkisch. Gerade für das medizinische Personal ist es ein unschätzbarer Vorteil, beide Sprachen zu beherrschen. So können sie den Patienten unmittelbarer helfen, als wenn alles übersetzt werden muss. Zudem kennen sie sich mit den türkischen Fachbegriffen aus.

Fahrzeuge, Container und Kisten der Bundeswehr stehen auf einer freien Fläche

Das mobile Rettungszentrum bietet nach Fertigstellung 25 Pflegebetten, Operations-, Röntgen- und Schockraum. Es steht allen offen, die medizinische Hilfe brauchen.

Bundeswehr/Jana Neumann
Ein Soldat bearbeitet den Boden mit einer Spitzhacke

Die Fläche wurde vorab von türkischen Firmen planiert. Doch bei den folgenden Erdarbeiten ist Handarbeit mit Spaten und Spitzhacke gefragt.

Bundeswehr/Jana Neumann

Anfangen bei null

Dort, wo jetzt das mobile deutsche Krankenhaus entsteht, war früher eine Tabakfabrik, danach übergangsweise ein kleines Camp für syrische Flüchtlinge. Aktuell werden gerade Unterkunftszelte, Campingtoiletten und ein Duschcontainer aufgestellt. Die ersten Kräfte schliefen bis jetzt in kleinen Wurfzelten auf Isomatten, nun können sie auf Feldbetten in geräumigere Typ Zweier-Zelte umziehen. Zu essen gibt es noch EPaEinpersonenpackung, die Einpersonen-Packungen aus dem Karton. Wenn das Feldlager steht, wird eine Feldküche eingerichtet. Dann gibt es Einsatzgruppenversorgung und dazu frisch eingekauftes Obst und Gemüse. 

Die Spezialpioniere aus Husum klotzen ran und bauen in Windeseile auf. 14 Tage sollen sie bleiben. Logistische Herausforderungen und Regen haben den Aufbau verzögert. In dieser Zeit verbauen die Pioniere alles, was angeliefert wird. Gerade werden Vorkehrungen getroffen, um Spinnen, Schlangen, Ratten und Mäuse vom Camp fernzuhalten. Auch die streunenden Hunde und Katzen müssen draußen bleiben.

Die Vorarbeiten und das Planieren der Fläche haben Mitarbeiter der Stadt Altınözü erledigt. Die Zusammenarbeit ist eng und vertrauensvoll. Auch das türkische THWTechnisches Hilfswerk unterstützt die Bundeswehr und transportiert Zelte, Generatoren und Geräte von der vier Autostunden entfernten Airbase Incirlik nach Altınözü.

Dass das mobile Krankenhaus aus Zelten besteht, ist gerade im Erdbebengebiet ein enormer Vorteil. Um diese Konstruktion aufbauen zu können, benötigt man jedoch einen absolut ebenen Untergrund. Dieser muss außerdem sehr tragfähig sein: Auch, wenn das 300 Kilo schwere Röntgengerät in den OP geschoben wird, darf nichts wackeln.

Trümmer zerstörter Gebäude in Altınözü

In manchen Städten in der Südosttürkei sind ganze Straßenzüge komplett zerstört, noch stehende Gebäude vielfach einsturzgefährdet. Der Umfang des erforderlichen Wiederaufbaus ist nahezu unvorstellbar.

Bundeswehr/Jana Neumann

Enge Zusammenarbeit mit türkischen Kolleginnen und Kollegen

Sobald die Rettungsstation den Betrieb aufnehmen kann, werden die ersten Patienten in enger Zusammenarbeit mit türkischen Ärztinnen und Ärzten sowie türkischem Assistenzpersonal versorgt werden können. Die Bundeswehr stellt Fachärztinnen und -ärzte wie beispielsweise Anästhesisten, Chirurgen, Allgemeinmediziner und Internisten bereit.

Insgesamt 25 Pflegebetten werden zur Verfügung stehen. Außerdem verfügt das Rettungszentrum über einen OP, einen Röntgen- und einen Schockraum. Das Krankenhaus wird jedem offenstehen, der medizinische Hilfe benötigt.

von Barbara Gantenbein

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